Thema:
Re:Die große Dunkelziffer flat
Autor: _bla_
Datum:10.04.20 08:28
Antwort auf:Re:Die große Dunkelziffer von thestraightedge

>Ich habe heute Mittag lustigerweise genau die gegenteilige Annahme auf verschiedenen Seiten gelesen:
>[https://www.sueddeutsche.de/wissen/wissenschaft-goettingen-dunkelziffer-forscher-schaetzen-schon-460-000-corona-faelle-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200408-99-640104]


Die Studie halte ich für Schrott. Das ist was rauskommt, wenn es kein Peer-Review gibt. Die  grundsätzliche Idee ist gar nicht schlecht, aber sie nehmen eine konstante Dauer zwischen Feststellung der Infektion und Tod an. Das ist natürlich nicht so, sondern mache sterben schneller und andere überleben länger. Sie gehen offenbar davon aus, das sich diese Schwankungen im Mittel dann wieder aufheben. Das ist aber eine große Fehlannahme, wenn sich die Anzahl der Infizierten gerade stark ändert. Sie haben ihre Studie gerade während einer Phase des exponentiellen Wachstums gemacht, dort hast du nach wenigen Tagen schon ein Vielfaches der Fälle. Selbst wenn nur ein kleiner Teil der Infizierten schneller stirbt, dann haben diese Infizierten einen großen Einfluss auf die Gesamtzahl der Todesfälle.

Angenommen es würden alle Infizierten detektiert, die Anzahl der Infizierten verdoppelt sich alle drei Tage und 25% der Infizierten sterben drei Tage vor der durchschnittlichen Dauer, 50% genau im Durchschnitt und 25% drei Tage später. Dann würde sie trotz perfekter  Testung, 112.5% der von ihnen erwarteten Todesfällen sehen und davon ausgehen das etwas über 10% übersehen werden. Dieser Effekt wird immer krasser, umso stärker das aktuelle Wachstum ist und umso früher Menschen sterben. Sie gehen da praktisch von frühestmöglicher Feststellung aus, während es viele geben wird, die erst getestetet werden, wenn sie schon schwer krank sind und dann  nicht noch 18 Tage haben, sondern nur eine Handvoll. Das kann durch das exponentielle Wachstum noch viel krassere Verzerrungen bewirken.

Und bei überfordertem Gesundheitssystem ist auch die Annahme der konstanten Todesrate falsch. Da wird dann aus besonders vielen Toten darauf geschlossen, das auch besonders viele unerkannt Infizierte existieren.
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