Thema:
Re:Corona-Bonds flat
Autor: K!M
Datum:08.04.20 10:11
Antwort auf:Re:Corona-Bonds von _bla_

>>ich bin zutiefst überzeugt von Eurobonds. Die "Südländer" sind nicht per se faul und unfähig, die arbeiten wie wir auch, die haben ganz grundlegen strukturelle Probleme, von denen sie wissen und an denen sie arbeiten. diese zu meistern schaffen sie besser mit der EU als alleine.
>
>So weit sind wir uns völlig einig. Aber: Du hast innerhalb des Euros einfach das Problem, das hier Länder mit sehr unterschiedlicher Inflations- und Schuldenpoltik zusammengekommen sind. Für eine gemeinsame Wirtschaftspolitik müsste dann auch ein Land wie Deutschland seine schwarze Null auch außerhalb von Krisenzeiten aufgeben, und ganz massiv Geld ins Land pumpen, damit Löhne und die Inflation steigt.


Es gibt keinen Grund die Inflation zu steigern, wir kommen auch mit 1,x% im Jahr zurecht, es geht sicher auch weniger (siehe unsere Defaltions-Diskussion im anderen Thread, den ich gerade nicht finde, sorry).

>Warum sollte das so sein? Und du schreibst selber, das noch andere Änderungen nötig sind, da würde ich dir durchaus recht geben, aber gerade dann wird nicht klar, warum Eurobonds auch jetzt schon gut sein sollen, auch wenn andere Änderungen noch nicht erfolgt sind.

Weil irgendeine Änderung zuerst kommen muss, dann nach und nach alle anderen Schritte, iterativ. Eurobonds haben den Vorteil, dass es nur eine politische Zustimmung braucht. Der Finanzmarkt wird die Dinger wegkaufen wie nix. Bei den anderen Reformen wird es schwieriger die Empfänger/Kunden/Zielgruppe einzubinden. z.B. stell dir mal for eine europweite Arbeitslosenversicherung Zustimmung in bder Bevölkerung zu bekommen vor...


>Bei Eurobonds hast du aber die Situation, das die Zinsen gering bleiben, solange die gesamte Schuldenlast der EU gering ist. Aber es ist eben kein Geld, was man sich gemeinsam geliehen hat und bspw. in den gemeinsamen EU Haushalt eingezahlt hat, sondern es ist Geld was ein einzelnes Land geliehen hat. Diese einzelne Land kann leicht in die Lage kommen, das es weit mehr Schulden hat, als es tatsächlich bedienen kann, mit Eurobonds könnte es die Zinsen, die eigentlich nicht mehr tragfähig sind, immer weiter mit geliehenen Geld bedienen, denn am Ende haftet die gesamte EU. Aber selbst wenn alle Länder sich nur jeweils so viel Geld leihen, wie sie auch vernünftig Zinsen zahlen können, dann ist das Ganze nur ein versteckter Transfer von Geldern. Da zahlen dann manche Länder etwas mehr Zinsen als sie alleine zahlen müssten und andere Zahlen etwas weniger. Warum dann Eurobonds? Wäre es da nicht wesentlich ehrlicher, einfach die Länder direkt über eine entsprechende Zahlung zu unterstützen, als so eine Zahlung hinter "Eurobonds" zu verstecken?  

Eurobonds werden die individuellen Staatsanleihen nicht ersetzen und auch ein geringeres Volumen haben. es gibt zwei Möglichkeiten.

1. Feste Summe (z.B. 100 Milliarden Euro als Corona-Bond), die anteilig nach Stärke der Länder ausgegeben werden, Deutschland würde sicher den größten Teil haben.

2. Fester Anteil am Staatshaushalt (z.B. jedes Land muss genau 10% mit Eurobonds finazieren)

und dann verteilt sich das auf Laufzeiten von 5,10,20,30 Jahre etc.

Eurobonds sind ja gerade so transparent, weil am Finanzmarkt gehandelt, dass das jeder sehen kann. Zahlungen kann man eben nicht verstecken. Deutschland favourisiert den ESM, weil man damit die Zahlungen verstecken und es der Bevölkerung nicht auffällt, was schon in der Vergangenheit z.B. an Griechenland ging. Mit Eurobonds gibt es eben kein verstecken mehr (siehe Link unten)

[https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/konjunktur/griechenland/wie-viel-schulden-griechenland-schon-erlassen-wurden-ein-offener-und-ein-verdeckter-schuldenschnitt-13391476.html]

>>Der Finanzmarkt wird die Bonds angemessen bepreisen, die EU hat überhaupt erst einen Anreiz gemeinschaftlich zu wirtschaften.
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>Und wo liegt da der Anreiz für ein kleines Land? Warum sollte es das machen?


Der Eurobond hat einen niedrigeren Zins als die eigene Anleihe. Das kleine Land profitiert von der Stärke der Großen.


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