Thema:
Teil 16 - Personalmangel flat
Autor: Shodan
Datum:05.04.20 20:03
Antwort auf:Mein Corona-Blog - Direkt aus der Klinik von Shodan

Kurzer Zwischenstand. Die Zahlen bleiben hier relativ stabil. Während umliegende Landkreise teilweise durchaus schon ziemlich unter Druck stehen. Leider gibt es bei uns doch einige Tote im vergleichsweise jungen Alter. Allerdings konnten wir immerhin schon einige Patienten extubieren. Andere wurden tracheotomiert was die Entwöhnung vom Respirator erleichtert.

In der kommenden Woche startet die serologische Testung. Dann wird geschaut ob Antikörper mittels Blutuntersuchungen nachweisbar sind. Das Klinikum wird sich auch an einigen aussichtsreichen klinischen Studien zum Einsatz neuer Medikamente beteiligen und prüft auch eine Studie zur passiven Immunisierung (also Übertragung von Antikörpern genesener Patienten auf akut erkrankte).

Außerdem wurde die Sterilisation von eigentlich als Einmalartikeln konzipierten Masken erfolgreich eingeführt. Das nutzen wir noch nicht im Routinebetrieb, es verschafft uns etwas Sicherheit und Freiräume in Zeiten, in denen Schutzkleidung teilweise beschlagnahmt oder entwendet wird.

Am Montag kriegen wir noch einen ganzen Schwung Beatmungsgeräte. Die Firma Löwenstein Medical konnte hier einiges vorab liefern was eigentlich für unseren Neubau 2021 gedacht war. Krasses Auftragsvolumen, bei ca. 35.000 Euro pro Gerät. Beatmunsgebtten wurden auch so nochmal hochgefahren.

Eine Mitarbeiterin von uns wurde ja Positiv getestet. War dann in Quarantäne. Hat’s auch gut überstanden. Dann hat man ihr zwei Antikörper Schnelltests gegeben. Beides Mal negativ. Keine Antikörper nachweisbar. Außerdem war der Abstrich nach 14 Tagen immer noch positiv. Beunruhigend.

Übrigens, Geräte haben wir ja am Start. Aber am Personal hapert es. Mittlerweile stehen hier beispielsweise ehemalige Pfleger am Bett, die 20 Jahre keine Intensivstation mehr betreten haben. Oder Kolleginnen die gerade mal ein paar Wochen aus der Einarbeitung raus sind. Oder Anästhesiepfleger, die ebenfalls seit Jahren nicht mehr am Bett gearbeitet haben, sondern nur im OP waren. Auch über den Einsatz von ATAs (Anästhesietechnischer Assistent) wurde nachgedacht. In meinen Augen ein Unding. Ein Hilfsberuf aus der Not geboren soll jetzt alleine schwere Intensivpatienten versorgen. Da ich selber in der Praktischen Ausbildung mit tätig bin, weiß ich leider das die meisten hiermit wirklich überfordert sein werden. Mal schauen wie weit es noch eskaliert.

Bleibt gesund.


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