Thema:
Fischer/Gabriel: EU hält zusammen oder ist Geschichte flat
Autor: Karotte
Datum:05.04.20 10:01
Antwort auf:Corona around the world - Situation anderer Laender von jokerone

Gastbeitrag von Joschka Fischer und Sigmar Gabriel im Handelsblatt über die Notwendigkeit von Coronabonds bzw. einer vergleichbaren, gleichmäßigen Lastenverteilung und die langfristige Gefahr für das Projekt Europa, wenn man die am stärksten betroffenen Nationen in dieser Situation alleine lassen wird.

Moneyquote:

„Schon die in Deutschland seit Jahrzehnten immer wieder aufgestellte Behauptung, Deutschland sei ein „Nettozahler“ hat dieses antieuropäische Ressentiment immer wieder von Neuem belegt. Natürlich zahlt Deutschland mehr Steuergelder an Brüssel, als es an Fördergeldern zurückerhält – nur ist das nicht einmal die Hälfte der Rechnung.

[...]

Die Wahrheit ist: Unser Land ist der größte wirtschaftliche und finanzielle Gewinner Europas. Sogar an der Finanzkrise Griechenlands haben wir Geld verdient. Das alles wissen unsere Nachbar- und Mitgliedsstaaten in der Europäischen Union. Und deshalb schauen Sie jetzt – zu Recht – darauf, was Deutschland tut, um einen Teil seines durch Europa erworbenen Wohlstands nun für dieses Europa einzusetzen.

[...]

Das Signal, dass alle europäischen Mitgliedsstaaten dazu bereit sind, muss schnell kommen. Sonst werden rechtsextreme Kräfte in beiden Ländern erneut versuchen, ihre nationalistische Suppe gegen die EU aufzuwärmen.. Es liegt im europäischen wie aber auch im deutschen Interesse, dass diese von zweifelsfrei demokratischen Kräften getragenen Regierungen in Italien und Spanien wirtschaftlich, sozial und damit auch politisch stabil und europäisch gesinnt bleiben!“

[https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-europa-steht-in-der-coronakrise-vor-seiner-historischen-bewaehrungsprobe/25716108.html]

Vor allem der letzte zitierte Absatz ist eigentlich so unfassbar offensichtlich, dass es fast schon physische Schmerzen verursacht. Nur haben wir leider schon in der Flüchtlingskrise gesehen, dass langfristiges Denken über die alten territorialen wie ideologischen Grenzen hinaus nicht die Stärke der EU-Partner ist. Vielleicht hilft diesmal die blanke Panik vor China und Russland den Erben der europäischen Aufklärung ein wenig auf die Sprünge...


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