Thema:
Teil 15 - Es wird eng flat
Autor: Shodan
Datum:02.04.20 19:57
Antwort auf:Mein Corona-Blog - Direkt aus der Klinik von Shodan

Jetzt erleben wir auch bei uns einen drastischen Anstieg der Intensivpflichtigen Patienten. Heute wurde ganz akut Personal zwischen den Standorten verschoben um die Situation zu stabilisieren. Leider mussten wir auch schon einige Todesfälle hinnehmen. Durch die Personalverschiebungen kommt es jetzt in anderen Bereichen zu ziemlichen Engpässen, was wiederum ein größeres Risiko für die nicht Covid-Patienten bedeutet. Und die Arbeitsbelastung aller deutlich erhöht.

Vielleicht ist es einfach nur Pech, aber die bisherigen Patienten bei uns sind sehr schwierig zu therapieren. Und es zeigt sich dass man ohne qualifiziertes Personal kein Blumentopf zu gewinnen ist. Die Kollegen auf unserer Isolier-Intensiv sind durchaus fähig und kompetent. Da diese Station in der Regel aber ganz andere und in der Regel weit weniger komplexe Fälle behandelt, stoßen sie mit den Covid Patienten an ihre Grenzen. Sowohl Ärzte als auch Pflegekräfte.  Das führt zu Unachtsamkeit oder Unsicherheiten die eigentlich nicht vorkommen sollten.

Es gibt ja nicht ohne Grund diverse Disziplinen und Fachbereiche in der Intensivmedizin/pflege. Eine Pflegefachkraft die 10 Jahre auf einer internistischen Station arbeitet, wird sich mit speziellen internistischen Krankheitsbildern zunächst schwertun. Und andersrum. Auch Ärzte haben unterschiedliche Schwerpunkte und Erfahrungen. Die ist neben der langen Liegedauer der Patienten einer der Flaschenhälse.

Aus diesem Grund beruhigen mich die Meldungen über neu geschaffene Intensivbetten nicht. Den Kliniken geht das Material und das Personal aus. Die Süddeutsche schreibt dazu:

https://sz.de/1.4865774

Ich möchte hier wirklich nicht alles schwarz malen, aber noch sehe ich keinen Silberstreif am Horizont. Aus Frankreich wird gerade berichtet das die USA quasi auf dem Rollfeld befindliches Material aufkaufen und in die Staaten fliegen lassen.

In Anbetracht der Wettervorhersage für die kommende Osterwoche rechnen hier auch viele mit einem erneuten drastischen Anstieg der Zahlen und Fälle Ende April. Ich hoffe die Menschen bleiben diszipliniert, oder die Strafen für Verstöße werden drastisch erhöht und konsequent verfolgt.

In Anbetracht der weltweiten Zustände kann ich mich mittlerweile mit Leugnern oder Zweiflern nicht mehr auseinandersetzen. Selbst im Freundeskreis habe ich Personen die alles als Hysterie abtun. Und den permanenten Vergleich mit der Influenza kann ich auch nicht mehr hören. Ich habe schon 2017 auf der Intensivstation gearbeitet. Und ja, man hat die Grippewelle bemerkt. Aber die Verläufe und die Zahl der akut kritisch kranken war bei nicht mal annähernd so wie im Moment.


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