Thema:
Re:Vermögensabgabe kann ich mir schon vorstellen flat
Autor: BOBELE
Datum:02.04.20 11:41
Antwort auf:Vermögensabgabe kann ich mir schon vorstellen von dixip

>ich bin ja absolut gegen eine Vermögenssteuer, weil ich es prinzipiell nicht einsehe, dass irgendwie, grds. also auch aus versteuertem Einkommen, erschaffenes Vermögen vom Staat wieder irgendwie abkassiert wird. Das will ich für mein Vermögen nicht, also kann ich das auch nicht auf jemand anders umlegen, nur weil er dann 3+ Nullen mehr an Vermögen hat. Wo ist da die Logik?

Mir fielen recht viele logische Ansatzpunkte ein... z.B. ein sozialer, nach dem es klar sein sollte, dass jemand, der sich kaum das Brot zum Leben leisten kann, weniger zur Allgemeinheit beitragen sollte als jemand, der nur von Sushi und Champagner lebt und dabei noch nicht mal die Zinsen seines Vermögens aufbraucht. Das ist aber gedanklich vielleicht komplexer, als es gerade nötig ist.

Viel einfacher ist schlicht ein Blick in unser Grundgesetz. Einem solchen zu folgen, wenn man in dem Land leben möchte, in dem es gilt, ist vermutlich unstrittig logisch. Ich zitiere:

(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.


>Das, was ich mir NACH Steuern mal an Vermögen aufbaue, das gehört mir.

Es sei denn, inb dem Land, in dem Du lebst, ist etwas anderes gesetzlich vorgesehen. Ich zitiere nochmal das Grundgesetz:

(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.

Also enge Grenzen, ja. Aber in bestimmten Fällen gehört Dir eben das, was Du Dir nach Steuern an Vermögen aufbaust, NICHT.


>Jetzt bin ich wohl nicht die Zielgruppe für die Vermögenssteuer, aber ich hasse es, dass man da mit einem lustigen "die anderen sollen zahlen" daherkommt. Und dann noch Vermögen ab einer Grenze kappen!??? Wie wäre es denn, bei LINKEN-Wählern mal bei 1000€ pro Person im Haushalt die Einkommen zu kappen und das dem System zuzuführen. Das wäre doch schön sozialistisch.

Und so unsozial und mit der hier herrschenden kapitalistischen Gesellschaftsform so gar nicht vereinbar. Und der Vorschlag ist neben dem polulistischen Unterton auch noch tendenzielles Derailing...


>Nichtsdestotrotz ist das Thema Verteilung des Reichtums durchaus ein valides, gerade jetzt in dieser Krise, die viele so hart treffen wird und die Finanzierung des Gemeinwesens vor eine große Aufgabe stellt.
>
>Von daher halte ich es nicht für völlig falsch, mit einer einmaligen Abgabe die Solidärität aller einzufordern, eben auch von denen, die potenziell viel leisten können.
>
>Praktisch:
>Ich könnte mir z.B. ein Anschreiben an alle Haushalte vorstellen, in dem das Vermögen abgefragt wird:
>"Besitzen Sie Grundstücke in Europa, deren Wert nach aktuellen Bodenrichtwerten  über 1 Mio.€, über 5 Mio.$, über 10 Mio$ liegt?"
>"Besitzen Sie Aktien und Wertpapiere (Wert zum Stichtag 1.4.) sowie Barvermögen über 1 Mio.€, über 5 Mio, über 10"
>"Besitzen Sie weitere Wertgegenstände (Fahrzeuge, Schmuck, Goldbarren, Videospiele,...) mit einem Wert über 1 Mio., 5 Mio, 10 Mio"
>
>
>Das Ganze füllen die Leute selber aus, mit eidesstattlicher Versicherung der Richtigkeit der Angaben. Die Stufen sind jetzt von mir willkürlich gewählt. Je nach Stufenüberschreitung gibt es Punkte und anhand der erhaltenen Punkte zahlt man eine Pauschale.
>Wer jetzt z.B. nur ein wertvolles Grundstück hat, zahlt dann vielleicht 10.000€-25.000€. Wer alles in Massen hat, zahlt 300.000€....
>
>Vorteil: Man muss sich nicht selbst komplett entblößen vor dem Staat.
>Und der Staat muss nicht mühsam mit Gutachtern und Klagen und ewigem hin und her Vermögen ermitteln (=VIEL weniger Verwaltungsaufwand).
>
>Die Leute geben es an und zahlen dann die Summe, das ist transparent und einfach.
>Und wer meint, dass er da irgendeinen Scheiß angeben kann, darf sich über ein Strafverfahren mit deutlich höheren Kosten freuen.


Und jetzt verwirrst Du mich total. Du bist strikt gegen die Enteignung von Reichen, fordest es dann aber doch? Dein Vorschlag ist doch exakt der, der als Vermögensabgabe im Raum steht: Ermittlung hoher Vermögen, daran angelehnt eine Abgabe. Zuerst fragst Du nach der Logik, dann forderst Du es selbst (und zwar gleich mit Handlungsanweisung und Strafandrohung)?


< antworten >