Thema:
Re:Wir brauchen einen Mindestlohn für ALLE flat
Autor: DJS
Datum:25.03.20 18:23
Antwort auf:Re:Wir brauchen einen Mindestlohn für ALLE von PartyPaul

>>Und um nochmal auf Deinen Satz oben einzugehen: Besserverdiener verdienen meistens besser, weil sie Jobs ausführen, die Schlechterverdiener nicht tun könnten. Auf der anderen Seite könnten Besserverdiener oft relativ problemlos die Jobs der Schlechterverdiener erledigen.
>
>Sorry, aber das ist ein absoluter Trugschluss. Wir werden in der Masse eigentlich nur für das bezahlt, was wir in der Vergangenheit gemacht haben und was unsern Wert gesteigert hat, aber nicht tatsächlich dafür, was man aktuell wie gut ausübt.


Nein. Wenn Du "in der Masse" schreibst, meinst Du damit, dass es öfter gilt als nicht? Weil falls Du es so meinst, dann ein ganz klares "Nein" von mir.

Natürlich gibt es viele Beispiele dafür, dass jemand der augenblicklich nicht viel leistest trotzdem viel Geld verdient aufgrund von irgendwelchen Diploma die er mal gemacht hat. Andere tun mehr, sind auf dem Papier schlechter ausgebildet und verdienen deswegen weniger. Das passiert aber meistens innerhalb eines Berufszweiges. Schlechter Lehrer ist verbeamtet, guter Lehrer ist Quereinsteiger, schlechter Lehrer bekommt mehr Geld. Gibt's quasi an jeder Schule.

Wenn man aber Berufe miteinander vergleicht, dann ist das einfach so, dass jeder Arzt/Pilot/Wissenschaftler/Anwalt usw. eine Arbeit verrichtet, die ein Unausgebildeter nicht machen kann. Jeder aus der Gruppe könnte direkt die Arbeit des Unausgebildeten machen. Deswegen verdienen die Ersten eben mehr und das ist auch gut so.

>Das immernoch im öffentlichen Dienst und vielen anderen Tarifverträgen der akademische Grad einen nicht verhandelbaren erklatanten Einfluss auf die meisten Gehälter hat, zeigt doch das es eben nicht darum geht ob jemand nen Job besser kann oder nicht, sondern andere Regeln sich gefestigt haben. Ich komm aus der Informatik und hab da häufig schon mit Leuten zu tun gehabt, die Quereinsteiger waren und deutlich mehr drauf hatten als so mancher Diplomand oder Doktorand, trotzdem aber gehaltsmäßig nicht anerkannt werden und die Doktoranden halt mehrere 10000 mehr verdienen, weil sie halt nen Doktor haben, auch im nicht öffentlichen Dienst.

Klar, aber niemand verbietet dem Quereinsteiger ein Studium abzuschließen. Außerdem verdient man während des Abiturs und des Studiums kein Geld. Wenn jemand nach der zehnten Klasse eine Ausbildung macht, verdient er schon mit 16 Jahren Geld. Ein Student tut es erst 8 Jahre später wenn er Glück hat. Aber auch hier: Dein Beispiel ist wieder innerhalb eines Berufs, ich habe eben eher komplett verschiedene Berufe verglichen.

>Das zu innerhalb der Jobklassen, außerhalb hat die Gesellschaft ja sich aufgetan bestimmte Fähigkeiten einfach gar nicht monetär anzurechnen. Den ganzen Tag mit kleinen Kindern umzugehen oder sich in der Pflege abzubuckeln und mit Fäkalien umzugehen, muss man auch erstmal können, das können doch genauso wenig die meisten.

Klar, es ist nicht jedermanns Sache, aber "Können" im Sinne ich weiß wie man eine Herztransplantation durchführt, ist es nicht.

>Dazu muss man für viele repetetive Jobs auch irgendwo gemacht sein, ansonsten kann das auch sehr auf die Psyche gehen. Körperliche Kraft wird auch nicht entsprechend honoriert, weil immer gesagt wird, kann ja jeder (mit entsprechend Training). Kann aber eben nicht jeder, schon gar nicht mehr ab nem gewissen Alter.

Stimmt. So ist halt das System. So lange man Menschen findet die diese Jobs für wenig Geld machen wollen, wird es so weiter laufen. Niemand zwingt sie diese Jobs auszuführen und wenn sich niemand mehr finden würde, dann würden die Gehälter auch sicherlich steigen.

>Und dann noch die krassen Auswüchse: Warum verdienen Aufsichtsräte und Vorstände so eklatant mehr als der durchschnittliche Mitarbeiter, also in einem Jahr das vielfache was manche Leute in ihrem ganzen Leben verdienen (bei der Post z.b. verdient der oberste Chef das 282-fache des durchschnittlichen gehalt iirc). Im gegensatz zum Spitzensport wo die Gehälter auch absurd sind, aber irgendwo es ja noch um die tatsächlichen individuellen Fähigkeiten geht, ist das beim Top-Management oft Geklüngel und Schacherei und es gibt diverse Versager, die nur deswegen gut aussehen, weil die unten drunter die Top arbeit machen.

Ja, das sehe ich so wie Du. Absolut pervers was da passiert. Auf der anderen Seite: wenn man das weiß kann man auch versuchen dorthin zu kommen. Oder man schafft es eben nicht, weil man nicht gut genug ist. Oder man will es auch gar nicht. :)


< antworten >