Thema:
Arbeitskampf und Streik flat
Autor: Koepi (deaktiviert)
Datum:22.03.20 00:02
Antwort auf:Re:Mein Corona-Blog - Direkt aus der Klinik - Teil 8 von Shodan

>Kurzes Update.
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>Ab Montag fahren wir wieder 29 satt 26 Betten. Um unsere anderen Intensivstationen, die sich vorrangig um Covid-19 kümmern sollen, zu entlasten. Die 3 zusätzlichen bette waren monatelang gesperrt.  Wir wir das Personell stemmen wollen, keine Ahnung. Es reicht jetzt gerade mal schon für 24-26 Betten. Und selbst da müssen wir oft 3 statt 2 Patienten versorgen.
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>Es ist immer noch recht ruhig. Weiterhin ein Intensivpflichtiger, beatmeter Covid Patient, der immerhin pulomonal deutlich stabiler ist. Und eine Handvoll leichter Fälle. Heute wurde auch einige bereits wieder entlassen. Darunter ein Anfang 20 jähriger, mit Asthma als Vorerkrankung. Ein Mann mit Ende 20 ist noch stationär. Der Rest ist über 60.
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>Das Besuchsverbot ist noch strenger. Jetzt wurde auch unser Innenhof komplett gesperrt. Die letzten Tage haben sich mobile Patienten mit ihren Familien einfach draußen getroffen. Wohl Horden an Kindern und ältere Menschen. Nun wurden alle Eingänge abgeriegelt. Es steht noch mehr Wachpersonal überall. Ohne Mitarbeiterausweis kommt man gar nicht mehr rein.
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>Jeden Tag bekommen wir Update Mails unseres medizinischen Direktors. Einerseits eine tolle Sache. Unsere alte Geschäftsführung hätte das niemals so gemacht. Und überall werde wir lobend erwähnt. Es wird auch immer wieder die tolle Pflege in den Vordergrund gestellt. Aber so langsam würde ich mir mal konkrete Ansagen von einem Herr Spahn wünschen. Was er denn vorhat mit unserem Beruf. Das mag jetzt egoistisch klingen, in Anbetracht der Krise.



Nö. Wenn ein Arbeitskamp nicht eine moralisch miese Sache wäre, wäre jetzt ein guter Moment für einen Streik und 25% Lohnerhöhung für medizinische Berufe, für Pfleger und soziale Dienste, die sich um Behinderte kümmern, für die Arche in Berlin, für Feuerleute, Polizisten, Soldaten, Verkäufer im Lebensmittelhandel, etc.

Eben alle die, die JETZT die Last tragen.

Aber ich hoffe, dass die Gewerkschaften und Politiker jetzt deutliche Ansagen bekommen und machen, dass es JETZT an der Zeit ist, ein Zeichen zu setzen und 25% mehr Netto rauszutun.

Ansonsten weiß doch jeder, wie das nach der Krise endet.

Siehe den Streit, den Spahn gerade mit den Krankenhäusern vom Zahn bricht. Versprechen und so.


>Aber viele Pflegenden sind maximal gefrustet. Und der Applaus der Menschen tut zwar gut, aber schürt auch die Wut. Auf diejenigen die unsere Hilferufe und Warnungen in der Letzten Jahren nicht hören wollten. Jetzt klopft die Katastrophe an die Haustür, und erwischt uns mit herunter gelassenen Hosen. Und doch sollen wir es richten. So wie bisher auch. Nur unter noch dramatischeren Umständen.
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>Wenn sich nach dem Ende der Pandemie nicht drastisch was ändert, dann bin ich raus. Und mit mir ganz viele andere. Soviel ist sicher.


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