Thema:
Stellt IMO die falschen Fragen zur falschen Zeit flat
Autor: Link
Datum:19.03.20 18:42
Antwort auf:Medien und Journalismus in Zeiten der Krise von 677220

Ich frage mich eher, warum die Medien so lange das Beschwichtigungsspiel der Behörden mitgespielt haben. Ist ja nicht so, als hätte es nicht schon vor Wochen Experten gegeben, die vor einer massiven Ausbreitung des Virus gewarnt und Sofortmaßnahmen gefordert haben. Wieso wurde darauf in den Medien nicht mehr eingegangen? Wieso wurden keine entsprechenden Fragen an die Behörden gerichtet? Ja, auch auf die Gefahr hin, als Corona-Hyper und -Hysteriker gebrandmarkt zu werden - dieses Risiko hätten die Medien IMO eingehen müssen. Stattdessen hat man im Einklang mit der Politik immer schön vor Panik und Hysterie gewarnt und die Politik so ein Stück weit aus ihrer Verantwortung entlassen ("Es hat ja niemand geahnt!!! Doch, eben schon.), mit dem bekannten Ergebnis.

Da hätte ich mir ehrlich gesagt gerade von den seriösen Tageszeitungen sehr viel mehr erwartet. Die haben alle eine eigene Wissenschaftsredaktion, in der ohne Zweifel Leute sitzen, die zumindest die reale Möglichkeit einer Entwicklung, wie wir sie jetzt erleben, gesehen haben bzw. hätten sehen müssen. Sind die intern nicht durchgedrungen? Was war da los?

Allerdings ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um das aufzuarbeiten. Jetzt gilt es, die Notwendigkeit der Maßnahmen, die jetzt noch umsetzbar sind, in die Köpfe der Leute zu bekommen.

Damit zu meinem nächsten Kritikpunkt an diesem Text: Es ist schlicht Schmarrn, jetzt zu fragen, wieso wir das Ganze nicht wie Südkorea handeln. Korrigiert mich, wenn ich daneben liege, aber Südkorea hat viel früher viel entschlossener reagiert, mit Fokus auf das Verfolgen von Infektionsketten, Einreisebeschränkungen usw. Das hätte man hier vielleicht auch machen können (soweit es die technischen Gegebenheiten zugelassen hätten), aber dafür ist es jetzt zu spät. Das hat die Politik verpennt, das haben die Medien verpennt, das haben wir alle verpennt, wahrscheinlich sogar die Experten. Ist ja auch kein Wunder, schließlich hat dieses Land nicht schon MERS hinter sich. Kein Wunder, dass Südkorea besser gerüstet war.

Jetzt mit solchen Maßnahmen anzukommen, finde ich daher einigermaßen dreist. Ja, wieso machen wir es denn jetzt nicht wie Südkorea? Wieso verhängen wir stattdessen (vermutlich bald) böse Ausgangssperren? Weil es jetzt zu spät ist für alles andere! Weil zig unerkannte Virusträger herumlaufen, weil die exponentielle Ausbreitung nun mal da ist und man diese erstmal wieder in den Griff kriegen muss, bevor man über alles Weitere nachdenkt. Oder gibt es irgendeine Alternative zur Verlangsamung der Ausbreitung? Gibt es jetzt noch einen anderen Weg, zu verhindern, dass uns hier das Gesundheitssystem um die Ohren fliegt? Ich wüsste nicht. Deshalb ist es IMO gerade gut, dass die Medien nun endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und den Ernst der Lage deutlich machen.


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