Thema:
Polen - Slow.... 14.06. 18 Uhr flat
Autor: Inishmore
Datum:14.06.21 14:16

In a world where mankind needed a hero who could put ball behind line

Ein Mann brauchte Ziele. Und Robert RL9 Lewandowski hatte akribisch nachgerechnet. 41 Tore waren möglich in diesem EM-Turnier. Nicht einmal 6 Treffer pro Spiel benötigte er, dafür reichte eine seiner magisch erfolgreichen Berührungen gegen den Ball im Abstand von 15 Minuten. Danach würde ihm endgültig die Welt offen stehen.

Er dachte bereits an eine Kooperation mit den Marvel Studios und hatte ein erstes grobes Skript für "Captain Polska - Man who put ball behind line" ausgetüftelt. Die Vorgeschichte: Nach nur 41 dreieinhalbstündigen Superhelden-Epen löste sich das alle Filme einende Mysterium auf: Thanos war zurück und hatte sich das Fußkettchen der ewigen Verdammnis zusammengedengelt, die wohl mächtigste Waffe im Universum! 41 in allen Farben schillernde Globen umschmeichelten fortan seine Fesseln, jeder tödlicher als der andere. Doch die bekannten, strahlenden Superhelden, die sich ihm entgegen hätten stellen können, waren zu Staub zerfallen, in hinterhältigen, multidimensionalen Isolationskraftfeldern gefangen oder kamen wegen galaktischen Durchfalls nicht mehr von der Schüssel. Nur Captain Polska konnte die Welt retten, indem er jede einzelne Kugel aus ihrer Verankerung trat und hinter eine Linie schoss.

Gut, ein paar Plotholes hatte die Geschichte noch (Warum wieder Thanos? Fußkettchen? Galaktischer Durchfall? Was für eine Linie? Und warum bekam der mächtigste Bösewicht der Galaxis einen Ball nicht mehr hinter irgendeinem blöden Strich zurück?), aber das würden die Drehbuchäffchen bei Marvel schon kaschieren können. Dicke Schicht Pathos drüber, übermenschliche Wesen, die sich durch Hochhäuser schlugen, CGI-Gewitter bis die Netzhaut brennt und am Ende wäre Captain Polska ziemlich sicher gestorben, hätte zuvor aber alle gerettet. Bis er in der Fortsetzung "Man who put ball behind line AGAIN" spektakulär unerklärt wiederauferstehen würde.

Was ich eigentlich schreiben will: Robert Lewandowski ist der uneingeschränkte Star der Mannschaft. In einer erschreckenden Selbstbefragung kam heraus, dass 100% der Autoren dieses Tagebuchs nur mit Mühe einen anderen aktuellen polnischen Nationalspieler benennen können. Jakub "Kuba" Blaszczykowski spielte längst nicht mehr, Lukasz Piszczek hatte jüngst bei Dortmund aufgehört, Arkadiusz Milik (Olympique Marseille) fehlte wegen Verletzung. Und weil ich Tüdelkopf nicht mehr an Wojciech Szczesny im Tor dachte, konnte ich lediglich Kamil Glik (Benevento Calcio) hervorzaubern. Aber auch nur, weil der mir vor Jahren durch ein Tor für den AS Monaco mal um die 80 Euro bei einer Fußballwette eingespielt hat. Glik hatte mir Glück gebracht und damit einen Platz in meinem Gedächtnis erobert.


Hefte raus, Handy abgeben, wer nochmal muss, jetzt aufs Klo, Klassenarbeit! Aufgabe: "Ordnen Sie folgende Mannschaftaufstellung einem EM-Teilnehmer zu und grenzen Sie dabei anhand wissenschaftlicher Methodik Slowenien von der Slowakei ab"


Rodak - Hubocan  Skriniar  Satka  Pekarik - Hamsik  Kucka  Mak  Duda  Rusnak - Bozenik


Alteingesessene Leser dieses Blogs setzen nur ein müdes Lächeln auf, denn anhand der von mir 2010 entwickelten Formeln gelingt dieses Unterfangen mühelos: "-ic am Schluss ein Slowen‘ sein muss“ und „endet’s auf k, war der Slowake da“. 6x k = Quod erat demonstrandum, es spielen die Slowaken.

Und keiner rechnet sich groß dabei etwas aus. Qualifikation durch ein 1:2 in der Verlängerung gegen Nordirland, Mannschaft veraltet, kein echter Torjäger, der beste Fußballer ist Milan Skriniar, der bei Inter in der Innenverteidigung spielt, der frühere Teamleader Marek Hamsik (Göteborg) trägt weiterhin Iro, was mit 33 Jahren langsam peinlich wirkt. Gut, gehet hin, tapfere Slowaken und holt euch den Titel! Aber ich glaube eher nicht dran.


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