| Dänemark - Finnland 12.06. 18 Uhr |  |
Als Fußballfan gibt es bei jedem Turnier ein, zwei Teams, denen man abseits des eigenen Landes besonders die Daumen drückt. Aus Sympathie etwa, aufgrund ihres Status' als Underdog, weil man andere damit prima ärgern kann, die Trikots zeitlosen Chic vermitteln oder einem der Umriss der Staatsgrenzen auf Google Maps sexuelle Freude bereitet. Ich will das nicht vertiefen, der Mensch ist nun einmal seltsam. Auf der anderen Seite lauert freilich die große Mauer der Gleichgültigkeit, an der jeder gelungene Spielzug, jede gute Bewegung auf dem Feld oder jedes kunstvoll integrierte Handspiel im Strafraum stumpf abprallen und dagegen bin auch ich nicht gefeit:
Mir etwa sind die Tschechen komplett egal. So, jetzt ist es raus. Um mich herum mögen die Menschen vor Trauer in sich zusammensacken, Kinder weinen, Tiere nie wieder beruhigt werden können, nur weil die aktuelle Auswahl Tschechiens ausgeschieden ist - ich stünde inmitten des Chaos, höbe die Achseln und spräche kaltherzig gereckten Hauptes in die unendliche Leere:
"Die hatten ihre Chance 1996"
Den Finnen hingegen gehört mein Herz. Endlich haben es die Suomis zu einer Endrunde geschafft. Mit Teemu Pukki, dem einstigen Schalker Bubi, der in Norwich City zum kernigen Kerl mit Vollbart und abgeworfenem Haupthaar gereift ist. Ach, ich bin so stolz, als hätte meine derzeitige Lieblingsband Amorphis den Eurovision Song Contest gewonnen, obwohl Sänger Tomi Joutsen zuvor doch die erste Reihe an Zuschauern brutal in die umliegende Architektur gebrüllt hatte.
Selbstverständlich kenne ich vom Namen her nur sehr wenige, Liebe macht bekanntlich blind und wenig nachforschend, aber Lukas Hradecky (Bayer Leverkusen) im Tor, Joel Pohjanpalo (Union Berlin) und Fredrik Jensen (FC Augsburg) sind mir in der Bundesliga mal untergekommen.
Dänemark? Hatte seine Chance 1992 und konnte sie sogar bekanntlich nutzen. Ich schreibe trotzdem etwas zu der Truppe. Auch, weil die Geschichte um ihren ex-Trainer und den Verband DBU etwas Putziges an sich hat. Age Heireide unterschrieb einen Vertrag bis einschließlich zur EM 2020, bekam allerdings, noch bevor(!) er die Qualifikation erfolgreich abschloss, mitgeteilt, dass er nach der Europameisterschaft sich doch bitte vom Acker machen möge. Tja, und weil die EURO erst jetzt anno 2021 stattfindet, kann der arme Kerl nicht einmal die Früchte seiner Arbeit ernten und wurde durch Kasper Hjulmand ersetzt. Da hätte ich anlässlich der ersten Vorrundenpartie mal anonym eine schicke Schachtel dampfenden Inhalts nach 2100 Copenhagen entsendet.
Die Dänen haben erst kürzlich gegen die DFB-Elf gespielt, dabei hängengeblieben sind sicher Yussuf Poulsen (RB Leipzig) als Torschütze, Christian Eriksen (Inter) als Vorlagengeber, Thomas Delaney (Dortmund) und Daniel Wass (Valencia). Letzterer vor allem in meinem Ohr, weil ich immer zusammengezuckt bin, wenn der Kommentator plötzlich "WASS?" in die Stille brüllte, als hätte ihn just eine ganz schlimme Nachricht ereilt. Ich bin der Auffassung, dass wir diesen Affront bis zur EM 2044 mit Spielern wie Karl Heinz Schock-Schwerenot, Kevin Holladi-Waldfee, Ole Jan Potz-Blitz oder Kim Uiui-Uiui kontern müssen und möchte entsprechend benamte Menschen freundlich zur Angehung des Geschlechtsverkehrs ermuntern.