Thema:
Türkei - Italien 11.06. 21 Uhr flat
Autor: Inishmore
Datum:10.06.21 21:00

Kommt der Italiener zum Türken, malt vorwurfsvoll einen Kringel um die Nr. 57 (Döner Pizza) auf dem Menü, schreibt in großen Buchstaben "WARUM?" daneben und zieht unter wüstem Handgefuchtel wieder von dannen. So stelle ich mir ein Zusammentreffen dieser südländischen Raschmampfgiganten vor, die das Eröffnungsspiel bestreiten dürfen. Wobei anders als offiziell ausgeschrieben der Italiener nicht zum Türken kommt, sondern umgekehrt, denn Spielort ist das Olympiastadion in Rom. Aber wer interessiert sich bei der UEFA noch für Logik?


Die WM 2018 lief nicht optimal für die Azzurri. Eher suboptimal. Also eigentlich nicht wirklich gut. Leicht unbefriedigend. Bescheiden. Okay, sie sind in der Qualifikation gescheitert. Eine Nation am Pizzaboden. Aber nun ist alles wieder prima, denn auf dem Weg zur EURO blieb man 20 Pflichtspiele in Serie ungeschlagen.

Hinten im Tor vermissen wir alle den Gianluigi Buffon, den man kackfrech durch ein jüngeres mailändisches Modell namens Donna Rumma ersetzt hat. Nein, Moment, Donnarumma. Dafür sind die alten Hau-Um-Degen Bonucci und Chiellini von Juve weiterhin mit dabei, im Mittelfeld gilt es auf Verratti (Paris St. Germain) zu achten, der rätselhafterdings immer noch keine Karriere als Geheimnisträger einschlagen konnte. Noch drolliger: der Mann ist verletzt und dürfte die komplette Vorrunde nicht einsatzfähig sein, wurde aber dennoch nominiert. Marco Reus fühlt sich sicherlich gerade sehr ermattet.


Vorne im Sturm trifft Immobile bei weitem nicht so konstant wie in seinem Heimatverein Lazio, die Alternative Belotti vom AC Turin hängt auch nicht alles rein, was vorm Schuhwerk landet. Dies führt mich direkt zu meiner ersten Prognose bei dieser EM: Tore schießen wird allen schwer fallen.


Die Türken sollen bescheiden und demütig geworden sein. Man streichelt gerne mal den eigenen Underdog, Trainer Günes baut auf ein harmonisches Zusammenspiel von jung und alt, auf dem Feld wird nicht mehr lamentiert, gemeckert oder provoziert, der einstige nationale Pathos und unerschütterlich geltend gemachte Anspruch auf Fußballweltdominanz trotz nicht vorweisbarer internationaler Erfolge scheint überwunden. Und am Ende bedankt sich Präsident Erdogan brav nach dem Vorrundenaus mit einem Knicks wahrscheinlich dafür, dabei gewesen sein zu dürfen. Freunde, ich traue dem Drehspießbraten nicht, ein Punkt oder mehr gegen Italien und am Bosporus ist Vollkirmes mit Achterbahn und dicker Hose angesagt.


Tritt denn der alte Calhanoglu noch? Also Freistöße Richtung Tor. Ja! Ich habe den seit seinem Wechsel aus Leverkusen komplett aus den Augen verloren. Wie die geneigte Leserschaft überhaupt feststellen wird: Ich kenne so gut wie keinen mehr, sondern hänge mich nur an alten Namen auf. Als etwa jüngst der neue Übungsleiter von Leverkusen durch die Presse ging, war mir klar: Nicht mehr lange und ich stehe beim Aldi an der Kasse, wenn hinter mir ein junger Mann ruft: "Tschuldigung, darf ich vor? Ich bin doch Bundesligatrainer" und ich lasse ihn vor, weil ich keine Trainer mehr kenne und deshalb nicht sicher bin, dass er nicht doch einer ist.


Aber zurück zur türkischen Elf und kurz noch deren wichtigste Namen dagelassen: Burak Yilmaz und Yusuf Yazici (beide französischer Meister mit OSC Lille) in der Offensivabteilung, dazu Karaman (Fortuna Düsseldorf), eventuell huscht der bundesligabekannte Kaan Ayhan (ex-Schalke, ex-Fortuna Düsseldorf) hinten in der Defensive über den Rasen, im Mittelfeld erwähnter Calhanoglu und Ünder (Leicester City) - nicht verwandt oder verschwägert mit Uber (USA).


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