Thema:
Gut flat
Autor: Jassi
Datum:10.10.25 22:31
Antwort auf:Blood & Sinners [Film] von Fred LaBosch

Eiegentlich hatte ich diesen Film null auf dem Schirm, erst durch folgendes YT-Video war meine Neugier geweckt:

Why Does Sinners Look So Good?
[https://www.youtube.com/watch?v=iiH6p6MORbY]



Und yep, stellenweise gibt es eindrucksvolle Bilder, wobei ich aber auch dachte: Joah, da hat in der Filmhochschule einer besonders gut aufgepasst.


So, wollte ich schon innerlich meckeern, weil mir einmal zu oft die über-die Schulter 3rd-Person-View gezeigt wurde und war irritiert wie nah die Kamera an der Tochter des asiatischen Verkäufers dran war als sie auf die andere Straßenseite gehen sollte, um ihrer Mutter dort im Geschäft abzulösen.


Dort wirkte diese Plansequenz dann einen Tacken zu unnatürlich, da man echt erkennen konnten wie die Statisten auf ihren Einsatz warteten. Beim Rückweg wurde auch die Mutter von vorne gezeigt, während die Kamera wieder zu nah dran war.

Doch dann dämmerte es mir: Damit sollte die Segregation gezeigt werden auch wenn diese nur am Bildrand sichtbar war.


Das Sahnestück bildete natürlich die Musiknummer in der Scheune: Eine schöne Allegorie wie das schwarze Leid sich immer wieder in erneuten Formen von Musik und Tanz kanalisierte. Angefangen beim Zaouli- und JouJou-Maskentanz, dann über den Blues zum Funk bis hin zum Hip-Hop.

Das das chinesische Theater bzw. Peking-Oper noch gezeigt wurde, war ein "Zugeständnis" an die asiatische Beteiligung.


Denn der Film ist vor allem eine Kritik an der kulturellen Aneignung durch die "seelenlose" weißen Musikindustrie, die das innerliche Loch durch den authentischen schwarzen Soul/Schmerz füllen möchte.    

Dass man übrigens eine Iren als "Oberbösewicht" genommen hat, ist ebenfalls durchdacht, denn durch die irische Kartoffelfäule und von den protestantsichen Engländern unterdrückt, war dieses Volk ebenfalls leidgeprüft.

So habe ich durch diesen Podcast erfahren, dass die Iren (alles Katholiken) in den USA als "gewendete Neger" bezeichnet wurden.


Kartoffelfäule 1845 – die große Hungersnot in Irland
[https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/die-grosse-hungersnot-in-irland-1845-die-kartoffelfaeule]


Natürlich spielt der Film auch mit gängigen Horrorklischees (Knoblauchszene wie bei The Thing), dreht sie aber auch mal um, denn nicht der einzige Schwarze der Gruppe muss als erstes dran glauben, wie auch, sondern die (Viertel)weiße, die "gierig" dem Ruf des Geldes erliegt.


Yep, der Film klappt im letzten Drittel zusammen, Smoke kann sich keine Kippen drehen, weil er durch den Krieg "shell shocked" ist und deshalb eine Dauertremor hat.

Wie ich oben schon schrob sind mir nciht nur die Bidler sondern stellenweise auch manche Metaphern einen Tick zu "filmhochschulig" geworden.


Nichtsdestotrotz war dieses Bild wie man durch Kunst - in diesem Falle Musik - (wortwörtlich) Halt in einem Leben voller Ungerechtigleiten und Leid erhält einfach schön.

Allein der Glaube daran ("diese Gitarre gehörte einer Blueslegende") kann dann der entscheidende Gameschanger sein, eine Glaube der sogar größer als der an Gott ist, dass selbst wenn einem am Ende ein ewiges und schmerzfreies Leben versprochen wird angeboten wird, man dankend ablehnt. Denn was wäre ein Leben ohne Blues und "Soul".


Wie sang schon Anke Engelke mit Advanced Chemistry: "Dir fehlt der Funk"

[https://www.youtube.com/watch?v=NKqDNEIApjA]


7/10


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