Das dreistündige Serienfinale fußt auf dem gewöhnt schönen Lokalkolorit von Wien im Jahr 1909, ohne aber den bereits aus früheren Folgen bekannten Schauplätzen allzu viel neue hinzuzufügen.
Auch lässt der Kriminalfall sich recht viel Zeit bis zum Episodenwechsel, wo die Dramatik anzieht, die Hintergründe sich aufziehen (rückblickend sicher einiges konstruiert), aber auch der Handlungsraum der Protagonisten eingeschränkt wird, was leider etwas unbefriedigend wirkt.
Man hätte den Serienabschluss bestimmt auch komprimieren können und ein paar narrative Entscheidungen sind unglücklich, aber insgesamt wie die meisten VIENNA BLOOD-Fälle sehr solide Unterhaltung, zu großen Teilen dank des Settings.
Details zur Handlung: Zum Ende von Folge 4.01 wird Liebermann niedergeschossen, evtl. aus Versehen sogar durch Rheinhardt. Ab da liegt Liebermann im Koma und ist somit aus der Handlung genommen. Zwar unterhält sich Rheinhardt als "Workaround" mit Liebermann in seinen Gedanken, aber viel passiert da nicht und die Interaktion der beiden fehlt somit. Das Staffelfinale ist insgesamt eine Rheinhardt-Episode.
Unglücklich ist auch das Detail eines Gewehrs mit dem nagelneuen Schalldämpfer, den in der Zweit keiner kennt, aber ja der Zuschauer. Und ich glaube nicht, dass eine Waffe damit geräuschlos schießt, wie behauptet und bei Liebermanns Shooting passiert.
Dafür gibt es eine schöne Verschwörung, die unerwartet frühere Fälle und Personen einbezieht: Der titelgebende Mephisto erweist sich als bekannter serbischer Söldner, der gut vernetzt den Kaiser töten will. Rheinhardt vereitelt dies etwas unbeholfen und der Attentäter kommt zu Tode.
Erst nach Abschluss des Falls wird deutlich, dass Rheinhardt selbst von der Tochter eines von Rheinhardt verhafteten Großindustriellen aus Rache manipuliert wurde. Sie erpresste verschiedene mächtige Personen, um den Attentatsplan in die Tat umzusetzen, um so einen profitträchtigen Krieg zu erzwingen. Zwar scheiterte der Königsmord, aber der Attentäter ist nun als Serbe bekannt, was ebenso die Stimmung und Spannungen anheizen wird. Rheinhardt muss schweigen ob der vielen mächtigen Gegenspieler undder Zuschauer weiß, wohin es führen wird: zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs in ein paar Jahren. Ziemlich düster!
Liebermann lässt man aber dann nicht sterben, er wacht gesundet auf und alle sind happy.