Thema:
Da blitzt was durch (Spoiler E4) flat
Autor: mat
Datum:11.03.23 11:09
Antwort auf:Star Trek: Picard #2 - The Final Season! von Fred LaBosch

Ich muss sagen, dass ich nach den ersten beiden Staffeln mit der Erwartung an Staffel 3 gegangen bin, dass mich ein weiterer lauwarmer Haufen Klingonenkot erwartet. Diese Erwartung führte dann auch dazu, dass ich Szenen wie das Abendessen mit Captain Griesgram, das ich angesichts der fast auf satirischem Level dargestellten Abneigung ggü Picard komplett abwegig fand, erstmal rundheraus als schlecht geschrieben ablehnte. Seit sich herausgestellt hat, dass der Captain Picard wegen dessen Vergangenheit als Borg verachtet, denke ich aber ganz anders über die Szene, denn unter der Warte betrachtet ist sie tatsächlich nachvollziehbare Folge der Geschichte Captain Griesgrams und eine passable Gelegenheit für Charakterentwicklung.
Und das zieht sich so durch: das Jammern ist grundsätzlich auf einem ganz anderen Niveau. Klar, es gibt immer wieder dumme Stellen (zuletzt: der Space-Nebel pulst in berechenbaren Abständen, so ähnlich wie bei Geburtskontraktionen - alternativloser, logischer Schluss: er gebiert!) und nicht dem Charakter entsprechende Entscheidungen (Picard auf dem Holodeck im LA-Zehn-Vorne-Vorgänger: "This place means a lot to me" - mat (laut): "No it doesn't!" und leiser: "Ihr hattet nur kein Budget fürs gute, alte TNG-Zehn-Vorne."). Aber erstere werden durch coolen Shit konterkariert (Asteroidenkegeln!) und zweitere sind wesentlich weniger frappierend als erwartet und befürchtet.
Am auffälligsten ist für mich, dass ich inzwischen immer öfter einfach der Geschichte folge anstatt wie in den vorigen Staffeln ständig nur die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, mir die Haare zu raufen oder gegen den Brechreiz anzukämpfen.
Es scheint, als könnte man sich das tatsächlich wenn nicht als einen TNG-, dann wenigstens immerhin als einen Star-Trek-Film in Serienform ansehen. Man sollte zwar nicht unbedingt moralische Dilemmata wie zu besten TNG-Zeiten erwarten und muss damit rechnen, mit kinohafterem, nicht in mein persönliches Star-Trek-Bild passenden Pathos konfrontiert zu werden, aber es ist bisher halt nicht saudumm und kacke. Naja, was nicht ist...
Da könnte ich fast ein bisschen wehmütig werden: was, wenn das die erste Staffel gewesen wäre? Wenn man auf dieser passablen Star-Trek-Action aufbauen könnte statt auf dem verdauten Gagh, aus dem Staffel 1 & 2 bestehen? Gäbe es nur wirklich Zeitlinien, ich hätte gern gesehen, was dann wäre.


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