Thema:
Fand ihn sehr bedrückend / stellenweise beeindruckend flat
Autor: Shoryuken
Datum:31.10.22 11:31
Antwort auf:Im Westen nichts Neues - 2022 Netflix von Telemesse

Ich kenne alle IWNN Umsetzungen und die haben imo alle eigene Stärken. Die fehlende Nähe zum Buch würde ich der aktuellen Version ebenfalls ankreiden ABER ich finde ihn ansonsten ziemlich stark.

Handwerklich fand ich ihn sehr gut gemacht, gibt tolle Landschaftsaufnahmen, super Sets und einen genialen Soundtrack (sind eigentlich nur ein paar Noten, aber die sind SO markant - da hatte mich der Film in Sachen Stimmung gleich). Überhaupt hat der Film eine ganz eigene, depressive Grundstimmung die zumindest mich gut abgeholt hat.

Die Handlung hat ein etwas merkwürdiges Pacing, wirkt leicht zerstückelt und überspringt ein paar Dinge (die Jungs kommen quasi vom Klassenzimmer direkt an die Front), aber IMO wird dadurch der Kontrast zwischen "Geil! Krieg" zu "Scheisse!! Krieg" überdeutlich. Ich glaube das ist in der heutigen Zeit wo es in der europäischen Nachbarschaft knallt und zumindest bei uns immer Montags Leute durch die Gegend eiern die durchaus klar machen das sie auch mal wieder "Bock" hätten mehr als wichtig.

Was für ein Irrsinn das alles ist, wird in den anschließenden 2 Stunden überdeutlich gezeigt - das waren einige der drastischsten Szenen die ich im Zusammenhang mit WK1 je gesehen habe. Besonders die zweite große Schlacht (gerade auch im Anschluss an einen fast schon idyllischen "Fronturlaub") ist sowas von beeindruckend und gleichermaßen beängstigend. Extrem gut inszeniert und auch sehr gut gespielt. Alleine dafür lohnt der sich schon.

Die zweite Ebene mit den Friedensverhandlungen und dem Preußengeneral wirkt hingegen rangetackert und deutlich weniger überzeugend. Imo gilt das auch für die ruhigeren/nachdenklichen Momente - die finde ich nicht so überzeugend gespielt und eher hölzern mit wenig Impact (das gilt auch für die Szene im Krater). Dafür ist dann das Ende nochmal heftig und zugleich frustrierend (und auch einen Tick drüber / unnötig gekünstelt).

Das Ganze ist zwar nicht so krass wie die Graphic Novels von Jaques Tardi - weil es in der kurzen Spielzeit nicht so ins breite Detail geht / gehen kann, aber der Film transportiert trotzdem sehr gut wie sinnlos das alles ist und wie heftig es zugeht und dabei Unmengen an Leuten verheizt werden. Subtil ist der Film nicht und wie eingangs erwähnt ist das heutzutage auch wichtig das die Message überdeutlich transportiert wird. Wenn man an dem Thema grundsätzlich Interesse hat, kann man sich den sehr gut ansehen IMO.


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