Thema:
Re:Staffel 1 durchgeschaut flat
Autor: Jassi
Datum:16.10.22 16:33
Antwort auf:Staffel 1 durchgeschaut von HomiSite


>Ich weiß gar nicht, was genau ich erwartet hatte, vielleicht klassischeres Underdog-Drama oder im anderen Extrem mehr Comedy. THE BEAR ist beides und springt zu Beginn unerwarteterweise ohne Exposition direkt in die Handlung. Man muss also Hintergründe und Charaktere in der Action des Imbissbetriebs kennenlernen - vielleicht soll das auch die Hektik in einer Restaurantküche auf den Zuschauer übertragen.
>



Gerade die (vermeintliche Nicht)expostion ist eine der Stärken der Serie.

Beispiel: Ein Opa bezeichnet Carmen - weil Koch - als Loser, weshalb der Mann der Schwester sofort - ganz zu seinem Charakter passend - "helfend" einschreitet und der Runde klarmacht, dass es im besten Restaurant der Welt gearbeitet hat. Spätestens jetzt weiss der Zuschauer was das Noma ist und wie unsensibel die Opas sind.


Denn einer der (halbdementen) Opas wundert sich als er auf der Party von Carmen Essen gereicht bekommt: "I thought you killed yourself." Carmen antwortet nachsichtig: "No Mister X...that was my brother."
Okay, jetzt wissen wir endlich was mi'm Bruder los ist.


Das ist einfach elegantes Writing.



Wunderbar wird auch Carmen an anderer Stelle charakterisiert: Als letzter ganz allein kniet er in der Küche und schrubbt SEHR penibel einen kleinen Fleck auf dem Boden sauber. Die Kamera fährt raus und zeigt, dass er nicht nur allein ist, sondern auch einsam. Schnitt: Es ist verdammt spät (kurzer Shot auf den Mond) und Carmen läuft einsam durch 'ne abgefuckte Gegend (zwei Polizeiautos fahren mit Baulicht und Sirene an ihm vorbei) nach Hause. Daheim gibt's ein Erdnussbuttersandwich mit Marmelade und 'ne Dose Coke zum Essen! Seine Hütte ist gelinde gesagt spartanisch, aber voller Kochbücher. Natürlich wird bevor er wegnickt eine Kochsendung vefolgt: Eine gute alte Oma bereitet einen Teig zu (good old days).

Außer Kochen (und selbst hier ist er ein Getriebener) ist so ziemlich alles bei Carmen weit außerhalb der Spur, weshalb es kein Wunder ist, dass er im Schlafwandel fast seine Küche niederbrennt.


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