Thema:
Re:Bin auch als Nichtkenner irritiert. [Spoiler] flat
Autor: cervantes
Datum:16.10.22 16:09
Antwort auf:Re:Bin auch als Nichtkenner irritiert. [Spoiler] von Bergzwuckel

>>Nochmal: was wäre denn gewonnen wenn man zig Ahnenbäume im Detail abgehandelt hätte? Chroniken auf die Leinwand zu bringen halte ich stets für extrem undankbar. (Nebenbemerkung: weswegen ich auch sehr skeptisch bin ob HotD nach anfänglicher Begeisterung nicht sehr viele abschrecken wird, wenn man dann irgendwann beim drölften Erbfolgekrieg angelangt ist)
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>Es geht doch gar nicht explizit um irgendwelche Ahnenbäume, sondern darum, dass die Geschichte unter komplett anderen Voraussetzungen erzählt wird. Bleiben wir einfach bei der Ringgeschichte. Sauron agiert bereits 1000 Jahre wieder in Mittelerde und baut seit 500 Jahren in Mordor an Barad-Dur und seiner Herrschaft. Gleichzeitig gründeten die Numenorer bereits Häfen in Mittelerde und beginnen sich auszubreiten. Es geht mir jetzt gar nicht um die hunderten Jahre, sondern explizit darum, dass Sauron bereits wieder erwacht ist und sich aufbaut. Und gleichzeitig über eine lange Zeit es schafft sich die Ringschmiede von Eregion auf seine Seite zu ziehen, obwohl(!) den Elben bereits klar ist, dass Sauron sich bereits wieder zeigt und bspw. die Elbenfürsten Annatar nicht vertrauen. Das sind einfach grundsätzlich komplett andere Vorzeichen und davon sieht man quasi nix. Und das, was man sieht, wurde jetzt dann in ner halben Stunde abgehandelt.
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>Und dass man davon halt quasi nichts gesehen hat die komplette Staffel über stört mich massiv, denn mich hätte wirklich gerne interessiert, wie man diese Bullet Points auf die Leinwand bringt.
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>Da du HotD ansprichst. Das zeigt meiner Meinung sehr gut, wie man eine Chronik, geschrieben von einem Archmaester, adaptiert und die Geschichte quasi "richtig" abhandelt, dort aber eigene Interpretationen zulässt oder Dinge leicht anders darstellt, weil man durch das "unzuverlässige Erzählen" die Möglichkeit besitzt, gewisse Dinge runder zu machen oder Charakterzeichnungen-/Intentionen aufzustellen/auszubauen ohne die große Storyline zu ändern.


Aber es ist eben nur eine Geschichte, und nicht die Wahrheit. Warum eine andere Person, aus anderer Perspektive mit einem anderen Publikum in einem anderen Medium die Geschichte nicht anders erzählen soll oder darf, verstehe ich bis heute nicht. Vermutlich ist die Erzählpraxis, nimm den Stoff, mach was draus, näher am Verständnis Tolkiens (als historischem Linguisten) dran, als das Geschrei nach Buchstabentreue. So erzählen, malen, singen, gestalten Menschen seit Menschengedenen: Copy, Combine, Transform – die Grundfiguren für Kreativität. Strg+C/Strg+V sorgt nur für Langeweile.


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