Thema:
Danke für diese Serie, Netflix! flat
Autor: tHE rEAL bRONCO 2ND
Datum:16.07.22 17:53
Antwort auf:Resident Evil Serie - Netflix von Pfroebbel

Eigentlich hab ich Wochenende und will nicht arbeiten. Aber heute auf dem Laufband (draußen ist es viel zu heiß) habe ich mir Folge 2 und einiges von Folge 3 angesehen und bereits nach fünf Minuten war ich sehr produktiv. Ich hab mir gleich eine Doppelstunde für das nächste Semester durchgeplant: Adaptation Theory als Teil des Kurses Practical Game Criticism. Resident Evil als Hauptthema mit Fokus auf die Spiele und diese Serie.

Das wird großartig, weil es viel zu besprechen gibt. Und da die Produzenten bzw. Drehbuchautoren entweder…

1) Zu dumm sind um eine ansprechende B-Movie-Geschichte oder ein spannendes Drama zu erzählen

… oder…

2) Böswillig die Resident Evil Marke missbrauchen um dem Zuschauer ihre Weltansichten in den Rachen zu stopfen bis er kotzt bzw. sich die Writer gewaltig selbst überschätzen

… machen sie mir es sowieso leicht, da beide Möglichkeiten es mir denkbar einfach machen. Als Wissenschaftler bin ich neugierig geworden, als normaler Film-Aficionado gelangweilt und als Resident Evil-Fan fühle ich mich missbraucht und offended. Ich wollte noch abwarten bis ich mehr gesehen habe als den Pilot. Aber mittlerweile steht es fest: Die Macher wollten ihre Agenda pushen, eine gut erzählte Story war ihnen egal. Und das Resultat ist brutal schlecht.

Weiter unten habe ich ein bisschen was dazu geschrieben, daher möchte ich da ansetzen (viel zu viel Bullshit auf einmal und daher fallen selbst Kleinigkeiten auf). Denn Folge 2 fährt das knallharte Bullshit-Bingo-Programm knallhart weiter, das ringt mir schon fast wieder etwas Respekt ab. Weil, wie lange war denn bitte deren Liste an Dinge die rein gehören?

- Gleich zu Beginn kommt ein natürlich weiblicher CEO dazu, die natürlich… wie könnte es auch anders sein… mit einer Frau verheiratet ist. Was natürlich im weiteren Verlauf mehrmals thematisiert wird. Da musste ich gleich wieder grinsen wie offensichtlich das war…

-… dann wäre ich fast vom Laufband gefallen als die Covid-Szene kam. Bereits jetzt musste ich wieder lachen. Die Szene selbst war unspektakulär aber wieder ein Punkt mehr auf der Liste abgehakt.

- Natürlich sind alle weißen Männer brutale Schweine oder dumm. Oder tollpatschig. Oder beides: Der Antagonist selbst (blöd UND tollpatschig). Die männlichen Schüler werden sogar von Jade Wesker als dumm bezeichnet… und natürlich ausgenutzt und die machen das auch noch anstandslos mit obwohl sie sich kaum kennen. Kritik am Patriarchat? An gängingen Hollywood-Tropes? Wow. Soooo clever und deep! Ich kann mir so richtig den Writer‘s Room vorstellen, wie sie sich gegenseitig für ihre geistreichen Entscheidungen auf die Schultern klopfen.

Aber das nur mal zu den ersten 20 Minuten in Folge 2. Da gibt es noch mehr aber erst mal hab ich keinen Bock drauf noch mehr dazu zu schreiben. Allerdings finde ich, sie sollten all in gehen und wirklich die ganze Liste abhaken:

- Warum nicht mal ein Transgender-Zombie?
- Es fehlen noch die Ober-Machos und Rape-Versuche von Männern an der Protagonistin!
etc.
- Irgendein Autofahrer (Diesel) wird von einrm anderen mit einem Elektroauto überrollt
- Wird Raccoon City von einer Atombombe zerstört? Oder geht das auch mit Windkraft?
- Was ist mit der Fleischfresserin, die gerne ohne Grund Veganern die Fresse poliert? War das etwa nur ein sozialkritischer Beitrag ohne Handlungsbezug? Denn bislang wird darauf kein Bezug mehr genommen. Ich Dummerchen, ich dachte doch glatt das wäre ein Teil der Handlung, dessen Sinnhaftigkeit sich mir noch erschließen wird.

Bin gespannt ob und in welcher Folge das alles noch kommt.

Dann, die Erzählweise. Sehr schlecht und nahezu ausschließlich auf Zufällen aufgebaut. Jade springt ohne Kenntnis der Umgebung von oben auf ein kleines Dach (Zufall). Dann ist da ein Typ und rettet sie (Zufall). Es gibt so viele Szenen, die nur deswegen überhaupt erst funktionieren. Der Rest ist narrativer Durchschnitt. Eines noch: Simpelste Tricks sollen der Sympathielenkung dienen: Jade finde ich eher unterkühlt und wenig sympathisch mit ihrer weinerlichen Gimme-gimme-gimme-Attitüde aber natürlich ist sie der gute Samariter, der später den kleinen Mommy-jaulenden Jungen rettet. Sehr durchschaubar.

Next, Kamera und Szenenbild. Sehr unspektakulär, Wackelkamera, viel Dunkelheit um sich Auwand zu ersparen. Ich würde sagen das ist unterm Strich mittelmäßige Standardkost mit Ausreißern nach unten. Es gibt kaum Kreatives und wenn doch mal etwas in die Richtung versucht wird, ist das nur mäßig gelungen. Z.B. bilde ich mir ein, als in der Szene mit dem Toast (afair extreme closeup, müsste nochmal reinschauen) Jade sich eben jenen holt, passte der Kamerafokus nicht wirklich. Solche Details eben.

Abschließend, Resident Evil. Es gibt viele Theorien und Modelle zur Adaption von medialen Inhalten. Eine davon besagt, dass es entweder eine STRUKTURELLE (ganze narrative Einheiten werden übernommen) oder eine THEMATISCHE (nur einzelne Themen/Ideen werden von der Originalquelle übernommen) ADAPTION geben kann. Silent Hill von Christophe Gans wäre etwa eine größtenteils strukturelle Adaption. Super Mario Brothers von Annabell Jenkel und Rocky Morton wäre dann eine thematische Adaption.

Resident Evil von Netflix ist eine thematische Adaption. Bis auf ein paar Namen, Orte und Charaktere hat das eigentlich gar nix mit der Vorlage zu tun. Strukturell wirds nur in einigen Szenen, wie etwa der Kampf mit dem Zombie im Bad, der von Jade ein Messer in den Kopf gerammt bekommt. Audiovisuell erinnert das sehr ans Resi-Remake, das hat mir gut gefallen. Ich muss mir das noch genau durchdenken, aber im Rahmen der Adaptionstheorie lassen sich solche Szenen sicher gut analysieren. Top! Leider gibt es das viel zu selten und bzgl. der gesamten Badszene war das glaube ich eher Zufall, denn für so gewitzt halte ich die Macher nicht.

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