Thema:
Unmarkierte (fette) Spoiler zur gesamten Staffel 3 flat
Autor: heffer
Datum:10.07.22 16:00
Antwort auf:The Boys (Amazon) von Bomber

Klares Fazit: Unterhaltsamer Trash, macht wirklich Spaß, aber ich habe selten sowas Inkonsistentes gesehen wie den Plot von Staffel 3, und das betrifft nahezu alle Handlungsstränge. Insbesondere wirkt die Serie so, als hätten die Autoren immer nur bis zum Ende einer Folge gedacht; wenn ihnen dann in der nächsten Folge zu einem Strang nichts mehr eingefallen ist, haben sie einfach einen anderen angefügt.

Fängt damit an, dass Butcher Ryan vor Homelander beschützen möchte. Butcher und Ryan streiten sich dann irgendwann mal - und damit ist das Thema bis zur letzten Folge durch. Da kommt (fast) nichts mehr zu. Erst in der letzten Folge trifft dann Homelander auf Ryan (wie hat er ihn gefunden? Oder: Warum hat er ihn nicht schon früher gefunden?), sagt ihm, dass er ihn lieb hat, und plötzlich sind die beiden unzertrennlich. Wer den Wechsel von Annakin Skywalker zur dunklen Seite in Episode 3 zu abrupt fand - das hier toppt ihn bei Weitem.

Der Kampf zwischen Soldier Boy und Homelander scheint zwischendurch eine Kehrtwende zu nehmen. Es sieht aus, als würden die beiden sich verbünden, wenn der große Twist kommt, dass Soldier Boy Homelanders Vater ist (was für eine Überraschung - nicht). Das Thema wird dann direkt in der nächsten Folge wieder fallen gelassen und sie kämpfen weiter gegeneinander.

Es scheint lange so zu sein, als würde sich in Staffel 3 insoweit eine Kehrtwende vollziehen, als dass auch die Normalos (wenn auch mit schlimmen Nebenwirkungen) über Compound V Superkräfte erhalten können. Kurzerhand findet Starlight dann raus, dass das Zeug nicht nur langfristig gefährlich, sondern nach drei Anwendungen mit großer Sicherheit tödlich ist. Damit ist das Thema Compound V für alle künftigen Staffeln beendet.

Maeve opfert sich für die Gruppe und fängt Soldier Boys Attacke ab. Die Serie gibt sich über die gesamte Staffel Mühe, zu suggerieren, dass diese Attacke für alle - sogar Homelander - tödlich wäre. Maeve ist aber nicht tot. Dafür hat sie ihre Kräfte verloren. Und die Serie ihr Regelwerk.

Zwischen Starlight und Hughie wird zu Beginn der klassische Plot aufgebaut von der Beziehung zwischen einem Superstar und dem Normalo, die mit den üblichen Belastungen für den Normalo einhergeht. Das Thema wird dann schlichtweg fallengelassen, erzählt wird stattdessen plötzlich die - nicht weniger klassische - Beziehungsstory, in der ein Partner den anderen von einer schädlichen Angewohnheit (hier Compound V) abhalten möchte.

Mag die Story zwischen Starlight und Hughie auch recht konfus sein, hat sie zumindest einen Bezug zur Superheldenthematik der Serie. Was man sich aber mit MM und seiner Tochter gedacht hat, will mir nicht in den Kopf. Das ist superlangweilig, hat keinen Bezug zu irgendwas, und wenn man denkt, der Konflikt würde sich mit MMs Faustschlag gegen den Stiefvater zuspitzen, verzeiht die Tochter ihm - und der Plot ist zu Ende.

Von Frenchie und Kimiko fang ich erst gar nicht an. In dem Handlungsstrang stimmt gar nichts.

Die Serie lebt letztlich durchgehend von ihrer "Exploitation", die ja auch wirklich cool ist und Spaß macht. In Staffel 3 wird auch klar, warum Superhelden in die Serie musste; eben weil man damit so abgefahren-schockierende Szenen zeigen kann. Das beginnt ja quasi mit der Eingangsszene in Staffel 1, in der A-Train Hughies Freundin zerfetzt. Die Superheldenorgie in Staffel 3 ist dann der absolute Höhepunkt diesbezüglich. Aber zu einer wirklich guten Serie fehlt dann doch die Konsistenz in der Handlung.


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