Thema:
Re:Das Finale (Spoiler!) flat
Autor: HomiSite
Datum:05.05.22 18:19
Antwort auf:Das Finale (Spoiler!) von Adema

>fand ich nicht sonderlich gut. Eigentlich war die ganze zweite Staffelhälfte eher mittelmäßig, der Autounfall suggeriert Unheil und entpuppt sich als lahme Ente.

Man hätte sich denken können, dass diese Vorschau zu Anfang der zweiten Staffelhälfte kaum das Ende (der Byrdes) bedeuten wird, aber ich war trotzdem nicht sicher, was der Unfall für Folgen haben würde. Dass es aber quasi keinerlei Verletzungen gab, war schon absurd! Da hätte man den Crash vielleicht auch nicht so extrem inszenieren müssen.

Ich hatte auch den Eindruck, dass die zweite Hälfte nach der bevorstehenden Eskalation (Ruth!) auf die Bremse tritt. Aber gleichzeitig engen sich die Optionen der Handelnden ja immer weiter ein, insofern fand ich es schon ganz gut. Ich bin aber ja auch der Meinung, dass sich OZARK generell immer etwas zu viel Zeit nimmt.

>Dass Ruth draufgeht und die Byrdes ohne blaues Auge davonkommen, war ahnbar, aber scheiße.

Dass Ruth stirbt, fand ich auch richtig scheiße! Ich war zwar emotional nicht so stark investiert, dass es mich wirklich getroffen hat, aber sie war mit meine Lieblingsfigur. Man kann OZARK natürlich auch auf Moral und Message analysieren und demnach ist die Person, die sich wortwörtlich von der ganzen Scheiße trennen wollte, das prominente Opfer. A mad world. Obwohl sie ja auch mehr Morde als die meisten Hauptfiguren am Ende auf dem Kerbholz hat, oder?

Ich hatte echt befürchtet, dass ihre Freundin zufällig von Nelson getötet wird - das wäre nochmals fieser. Aber richtig befriedigend wird der Kartellkiller im Regen abgeknallt! Ich habe aber nicht verstanden, warum Nelson da schon hinter Ruth her war (Autraggeber/-in?)?!

>Dass Marty nicht rafft, dass die Schwester dahintersteckt, war unglaubwürdig. Ich mein, wtf, Marty ist doch nicht minderbemittelt.

So wie er immer in der Gegend herumschaut, ist er sehr wohl zurückgeblieben. :-D Ne, im Ernst: Es war in der Tat naheliegend, spätestens als der Gefolterte alles mögliche zugab, nur nicht das Attentat auf Omar Navarro.

Man kann sich sowieso fragen, wieso anscheinend niemand in diesem tödlichen "Spiel der Throne" Absicherungen oder schnelle Notfallpläne hat. Mögliche Szenarien scheint niemand durchgespielt zu haben, zumal schlussendlich ja wirklich eine Aussage von jemandem alles torpedieren kann (und in Ruths Fall passierte dies).

Auch der lebenswichtige Punkt - Javiers Tod - wird anscheinend nie kollektiv besprochen, also Angleichung der Aussagen etc., zumal Camila IMO mehrfach dazu nachfragt!

>Ich hätte bei der Aussprache zwischen Camila und Omar damit gerechnet, dass sie alle Karten offenlegen und den Spieß umdrehen.

Das fand ich auch recht spannend, ob die beiden sich zusammenraufen. Oder vielleicht die Byrdes doch noch mal alle verarschen (als Omar vermeintlich befreit wird - übrigens viel Spaß, diese ganze "Flucht" samt Todesfällen der Polizei zu erklären :-D).

>Die letzte Szene wurde der ganzen Serie so überhaupt nicht gerecht. Mit jemandem wie Ryan Reynolds in der Hauptrolle hätte das wie die Faust aufs Auge gepasst.

Die Szene passt zur Serie bzw. dem fehlenden Schutz: Der Ermittler weiß mittlerweile, dass die Byrdes extrem manipulativ sind und ein mörderisches Drogenkartell am Start ist. Und dass Wendy wohl ihren eigenen Bruder opferte. Aber er geht da locker alleine hin und erzählt seine Erkenntnisse ohne Backup. Sehr klug! (Dass Jonah den Ermittler erschießt, ist wohl unstrittig? Und damit endgültig korrumpiert wäre.)

Ähnlich war es bei Ruths Ende: Sie weiß, dass das Kartell schon einmal hinter ihr her war und mit Camila der (vermeintlich unkundige) Feind in unnmittelbarer Nähe ist. Trotzdem geht sie fast treudoof zu dem parkenden Auto!?

Wie sie aber fast ohne mit der Wimper zu zucken und mit rotziger Attitude dem Tod ins Auge blickt, war sehr passend und ein "guter" Abgang. Auch wenn ich bis zuletzt gehofft hatte, dass vielleicht Camila von Ruths "Balls of Steel" beeindruckt ist und vom Vorhaben ablässt.

>Ingesamt wars ne gute Serie, sehr gute Besetzung, super Setting.

Die Serie hatte auf jeden Fall eine Sogwirkung und viele fantastische Momente und Darsteller ("You have to fucking kill me" von Ruth dürfte das Highlight sein), aber OZARK hat mir dann oft zu viele Haken geschlagen und war oft nur bedingt glaubwürdig, wenn man genauer nachdachte. Bereut habe ich das Anschauen aber niemals. :-)

Ich bin mir übrigens nicht sicher, wie ein optimales Ende ausgesehen hätte. Die Serie hat sich entschieden, dass man entweder erfolgreich durchkommt (wer kriegt eigentlich jetzt Ruths Besitz? Ihre Freundin?) oder stirbt. Bei BREAKING BAD war mir lange vor Ende klar, dass Walter White bezahlen muss. Bei OZARK verschwimmt vieles in einer moralischen Brühe. :-)

PS: Interessant fand ich, dass Dauergrinserin Wendy gegen Ende kurzzeitig zur Buhfrau tendiert oder demontiert zu werden scheint, indem sie wichtige Gefallen für ihren Kleinkrieg mit Papa (der dann gar nicht ambivalent wirklich ein Arschloch ist) um ihre Kinder "verschwendet", dann emotional zusammenbricht ("typisch Frau") und offenbar latent die gleichen psychischen Probleme wie ihr Bruder hat. Am Ende schwimmt sie aber vergleichsweise wieder oben, selbst die Nervenklinik war ja teils Taktik - und vielleicht ist sie gar froh über Ruth tot ...


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