Thema:
Re:München flat
Autor: Slapshot
Datum:24.01.22 14:41
Antwort auf:Re:München von Matze

>Ist das so? Ich hatte Chamberlain eigentlich bis gestern immer für nen Lauch gehalten, der versucht hat, Hitler mit irgendwelchen Abkommen zu bremsen, statt ihm direkt die einzig mögliche Antwort zu geben. Das Argument, dass England durch das gewonnene Jahr besser auf den Krieg vorbereitet war, habe ich dann gestern einfach mal so geglaubt. Stimmt das nicht?

Ich bezog mich jetzt nur auf das fiktive Dokument im Film.

Davon ab weiß ich jetzt nicht, ob das Jahr den Alliierten wirklich geholfen hat. Vor allem hat es ja Hitler die Möglichkeit gegeben, seine Ressourcen und Armee auszubauen und auf die Ressourcen in der Tschechoslowakei zurückzugreifen und natürlich auch in Österreich die Produktion entsprechend zu priorisieren.

Zudem hat man mit der Tschechoslowakei quasi einen kontinentalen Gegner Nazideutschlands aus dem Spiel genommen, der vielleicht nicht offensiv aber dank vieler Verteidigungsstellungen zumindest defensiv gar nicht so schlecht aufgestellt war.

Ob jetzt Frankreich und GB also dieses Jahr so produktiv genutzt haben wie Nazideutschland würde ich zumindest nicht ohne weiteres so abnicken, sondern wenigstens kritisch hinterfragen.

Sag ich jetzt mal als Hearts of Iron-Spieler. ;)

Dazu kommt natürlich noch, dass man die Zeit ja auch nicht nur für Kriegsvorbereitungen genutzt hat, sondern auch andere Verbrechen zumindest eingeleitet hat. Insofern erschließt sich mir die positive Resonanz zum Abkommen an sich am Ende nicht so ganz.

Edit:

[https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnchner_Abkommen]

Für die weiteren Kriegspläne des nationalsozialistischen Deutschland ergaben sich durch das Abkommen eine Reihe von Vorteilen (nach Winston Churchills Der zweite Weltkrieg: Memoiren): Die tschechoslowakischen Grenzbefestigungen mussten nicht überwunden werden. Diese Befestigungsanlagen befanden sich zum größten Teil im Sudetenland. Generalstabschef Franz Halder behauptete nach dem Krieg sogar, das tschechoslowakische Befestigungssystem sei „uneinnehmbar und unüberwindlich“ gewesen.[15] Eine militärische Lösung hätte eventuell den weiteren Ablauf der Geschichte entscheidend verändert. Im Jahr 1938 war die Wehrmacht noch im Aufbau und hätte (nach Churchill) empfindliche Verluste hinnehmen müssen. Die tschechoslowakische Armee war zu dieser Zeit eine der stärksten und bestausgerüsteten Armeen Mitteleuropas. Die Befestigungen wurden zur Verstärkung des Westwalls genutzt sowie zur Vorbereitung auf die Einnahme der belgischen Befestigungsanlagen 1940.

Nach der Besetzung der sudetendeutschen Gebiete profitierte Deutschland von Rohstoffhandelsverträgen und Deviseneinkünften der früheren Tschechoslowakei, für die im Gegensatz zu Deutschland die Meistbegünstigungsklausel galt.[16]


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