Thema:
Spoiler zu Folge 1 und 2 flat
Autor: heffer
Datum:03.01.22 14:41
Antwort auf:Dexter ist zurück! von Pezking

Das muss ich jetzt einmal loswerden, bevor mich die Serie in zwei weiteren Folgen möglicherweise so enttäuscht, dass ich kein gutes Wort mehr über sie verlieren möchte: Die Art und Weise wie die Serie den Verdacht erzeugt, das Harrison ähnliche Tötungsneigungen wie Dexter haben könnte, ist schlichtweg fantastisch. Er taucht als vollkommen unbeschriebenes Blatt auf - man erfährt von ihm nur, dass Hannah gestorben sei und er seither nach Dexter gesucht habe. Dabei weiß man noch nicht einmal, ob das überhaupt stimmt, da es durch keinerlei Rückblenden oder Bezeugungen anderer Charaktere bestätigt wird (für mich ist noch nicht einmal sicher, dass er überhaupt Harrison ist). Also eine vollkommen vertrauensunwürdige Figur.

Und dann zeigt die Serie, wie andere Charaktere den Verdacht entwickeln, er könnte diese Neigungen haben. Einmal das Gespräch zwischen ihm und Dexter über Dexters Abschiedsbrief, in dem er über die mögliche dunkle Seite von ihm spricht. Und einmal von den anderen Teenagern in der Waldhütte als sie seine Tasche durchsuchen (sinngemäß "wir wissen nichts über ihn; der könnte alles sein"). Dann kommt er um die Ecke und sieht wie die anderen die Tasche durchsuchen - man denkt sich, JETZT passiert etwas. Und dann passiert einfach nichts.

Sein Verhalten selbst lässt eigentlich keinerlei Rückschlüsse auf eine dunkle Seite zu, aber durch die ungewisse Vergangenheit und die Vermutungen anderer Charaktere wird die ganze Zeit so ein latentes Unbehagen erzeugt, ganz ohne Holzhammer oder ähnliches. Das ist richtig gut und macht richtig Spaß, zumal Harrison einschließlich seiner Frisur auch noch genauso aussieht wie Freddie Highmore in Bates Motel.

Ansonsten scheint es bisher so, als würden sie das alte Konzept neu aufwärmen. Dexter ist wieder der Mörder und führt die Ermittlungen der Polizei als vermeintlicher Helfer in die Irre. Angela ist die neue Debra (gutherzig, ehrgeizig in der Polizeiarbeit, aber überfordert im Privatleben und quasi ohne echte Vertrauenspersonen in ihrem Umfeld, dafür mit besonderer Nähe zu Dexter). Die anderen Cops und Charaktere sind für Dexter ungefährlich, teilweise regelrechte Witzfiguren. Also alles beim Alten, wenn auch deutlich besser inszeniert als zuletzt in Staffel 8.

Aber Harrison bzw. nicht er selbst, sondern eher der Verdacht, den die Serie um ihn erzeugt, trägt die Staffel bisher mühelos.


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