Thema:
Re:Das macht es imho zu einfach flat
Autor: token
Datum:17.11.21 18:19
Antwort auf:Das macht es imho zu einfach von G'Kyl

>Du sagst es ja selbst: Ein Film sollte beim ersten Mal faszinieren, alles andere grenzt imho an Schönreden.

Grundsätzlich sehe ich das auch so, aber nicht in so einer Strenge.
Zum Beispiel war ich von Interstellar nach dem Kinobesuch recht enttäuscht, fand bspw. Facetten des Films, wie etwa die eher esoterischen Handlungselemente, regelrecht blöde. Mittlerweile hab ich ihn über 10 Mal gesehen und !liebe! diesen Film.
Vor so einem Hintergrund mag ich dann auch nicht mehr rumkritteln dass er mich nach dem Kinobesuch nicht gebombt hat, obwohl gerade so ein Streifen für die große Leinwand gemacht wurde.

>Und ich sehe da durchaus einen großen Unterschied zu Villeneuves früheren Filmen, die mich entweder sofort oder auch später nicht fasziniert haben. Blade Runner 2049 war für mich von der ersten Sekunde grandios und ist es bis heute, ähnliches trifft auf Sicario zu.

Blade Runner 2049 ist auch meine Ausnahme, der hat mich komplett geschockt, ich war echt aus dem Häuschen nach dem verlassen des Filmsaals.

>Ich bin ohnehin kein Fan von Zeile für Zeile nacherzählten Verfilmungen und hätte mir deshalb deutlich mehr Szenen gewünscht, die sich um die Beziehung von Paul zu seinem Vater, dessen politische Position sowie die der Atreides, das Tun der Bene Gesserit und vieles mehr drehen - geschrieben von einer Person, die mit diesen Hintergründen sehr gut vertraut ist und mit diesem Wissen die "lautlosen" Beschreibungen im Buch in erlebbares Schauspiel überträgt, sprich das Medium Film ausnutzt, anstatt das Medium Buch erfolglos zu replizieren.
>
>Anders formuliert: Es reicht imho nicht mal kurz zu erwähnen, dass die Atreides sehr mächtig und die Harkonnen mächtig neidisch darauf sind. Wenn dadurch ein kriegerischer Konflikt ausgelöst wird, der zentral für die Handlung ist, dann muss man diese Verhältnisse in einem Film auch spüren/sehen/erleben können. Für einen wunderschön gemalten Stichpunktzettel mit den wichtigsten Eckdaten gehe ich doch nicht ins Kino. Das ist es aber leider, was man hier bekommt: knappe Informationen statt erlebter Handlung. Was mich emotional leider ziemlich kalt und enttäuscht zurücklässt.


Find ich ganz spannend was du schreibst, weil das im Grunde meine persönliche Mutmaßung gewesen wäre warum es bei mir beim ersten mal nicht geankert hat, es mir aber zu schwurbelig war das auszuführen. Imo passiert in Dune nämlich genau das, Details von Charakterzügen zeigen sich im Schauspiel und nicht mit in your face Gesabbel, Zusammenhänge des ganzen Setups passieren einfach ohne Erklärbären, aber im Grunde ist alles an Informationen im Film um die Zusammenhänge zu verstehen.
Das meinte ich mit "elegant".

Dass da auch viel an inhaltlichem Schwund drin ist, liegt imo daran dass Dune einfach ein verdammt schinkiger Schinken ist der vor Details platzt, das Medium Film das aber alles weder darstellen kann noch soll, sondern die Essenz von Welt und Handlung destilliert damit ein guter Film entsteht der dem Buch gerecht wird, und eben nicht der Erwartung von Fans die ganz bestimmte Aspekte ihres Bucherlebnisses einfach mal vorgeführt bekommen wollen.
Ganz schlimm etwa bei den Harry Potter die genau das sind und kein Stück mehr, bis auf Teil 3, der dann aber auch den größten inhaltlichen Schwund hat. Dafür aber auch der einzige ist (imo natürlich) der auch für sich stehend als Film funktioniert und einfach gut ist. Also auch gut und sehenswert wäre, wenn es keine Vorlage gegeben hätte, sprich mehr ist als Fanservice.

Ich finde Dune schafft das, aber wie gesagt, diesen Eindruck hatte ich erst nach Zweitsichtung.


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