| Staffel 3 durch - IRRE (bitte nur lesen, wer S2 kennt) |  |
Alter Schwede, was geht denn da ab, vollkommen abgefahren. Was gleichermaßen einfallsreiche wie morbide Situationen angeht, übertrifft die dritte Staffel mE sogar Squid Game. Und sie bleibt dabei auch erstaunlich glaubwürdig - ich musste an einigen Stellen echt auf Pause drücken, so packend war das Ganze.
Wer noch nicht mal S2 kennt, sollte hier nicht weiterlesen, ansonsten versuche ich es mal möglichst spoilerfrei:
Deutlich anderes Konzept als in S1 und S2, alleine schon dadurch, dass es jetzt quasi zwei Perspektiven (Joe und Love) gibt, auch wenn das nicht in letzter Konsequenz durchgezogen wird, denn eine Stimme aus dem Off erhält nur Joe.
Inhaltlich geht es darum, dass die beiden versuchen, ein bürgerliches Familienleben zu führen und sich in eine oberflächliche Snob-Gesellschaft zu integrieren. Dazu müssen sie nur leider ihre inneren Psychoeigenschaften unterdrücken, was, so viel sei vorweggenommen, gründlich misslingt. Daraus ergibt sich eine ganze Reihe von spektakulären Konflikten, die in meinen Augen auch weitgehend clever verknüpft und aufgelöst werden.
Vor allem ist die Staffel ein absolut stimmiges Ganzes, denn rückblickend sind eigentlich alle Konflikte schon in den ersten Folgen angelegt. Das ist ganz anders als zB The Boys Staffel 2, die sich quasi jede Folge in eine neue Richtung dreht und bei der man merkt, dass die Macher halt irgendwie eine Staffel füllen müssten, ohne wirklich zu wissen, womit.
Einziger Kritikpunkt ist mE das "Zentrum" der ganzen Staffel, und zwar die Beziehung zwischen Joe und Love. Es wird unheimlich viel Zeit darauf verplempert, wie die beiden versuchen, eine funktionierende Beziehung zu führen, aber das bleibt durchweg uninteressant. Es gibt keine wirkliche (schrittweise) Entwicklung der Bindung zueinander und es fehlt auch eine glaubwürdige Darstellung der positiven Seiten, insbesondere auch im Hinblick auf das gemeinsame Kind, das quasi über die ganze Staffel reine plot convenience bleibt. In all diesen Punkten waren die ersten vier Staffeln Dexter um Welten besser.
Sei es drum: Um das Zentrum herum entwickelt sich ein stimmiges Puzzle an völlig abgefahrenen Konflikten. Absolut sehenswert und eindeutig mein Netflix-Highlight in diesem Jahr.