Thema:
#62 Driving Miss Daisy (1990) flat
Autor: DJS
Datum:20.04.21 18:32
Antwort auf:Projekt "Oscar" von DJS

Miss Daisy und ihr Chauffeur

[https://www.imdb.com/title/tt0097239/?ref_=nv_sr_srsg_0]

Stream:

[https://www.werstreamt.es/film/details/16234/miss-daisy-und-ihr-chauffeur/]


Atlanta im Jahr 1948. Eine ältere Dame und Witwe (Jessica Tandy) freundet sich mit ihrem schwarzen Chauffeur (Morgan Freeman) an und bekommt durch ihn Einblicke in die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung.

So lautet zumindest die Zusammenfassung, die Google als erstes anbietet. Die Zusammenfassungen der Filme passen sonst sehr gut, das kann man von dieser leider nicht behaupten. Sie suggeriert, dass es in dem Film vor allem um Rassismus geht, das Hauptthema des Films ist aber ganz klar die Freundschaft zwischen zwei grundverschiedenen Menschen.
Miss Daisy ist anfangs misstrauisch und unhöflich zu ihrem neuen Chauffeur. Im Laufe der Jahre entwickelt sich jedoch eine wahre Freundschaft zwischen den beiden, die tatsächlich dazu führt, dass die ältere Dame damit anfängt, sich gegen die Unterdrückung der Schwarzen einzusetzen. Miss Daisy selbst ist Jüdin, sie verschließt aber die Augen vor dem offensichtlichen Antisemitismus, der ihr immer wieder begegnet. Trotzdem steht (Anti)Rassismus nicht im Mittelpunkt des Films, sondern die Entwicklung der freundschaftlichen Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren.

Es ist ein sehr "kleiner" Film, er wirkt fast wie ein Kammerspiel. Das überrascht auch nicht, wenn man bedenkt, dass er auf dem gleichnamigen Theaterstück basiert in dem Morgan Freeman ebenfalls die Hauptrolle spielte. Der Film wird oft als einer der schlechtesten Oscar-Gewinner erwähnt. Man muss auch zugeben, dass er eher belanglos ist, ein netter Film für einen entspannten Abend.
Ich mochte den Film trotzdem, Tandy bekam im Alter von 81 Jahren den Oscar für die beste Hauptdarstellerin (älteste überhaupt) und Freeman macht seinen Job ebenfalls sehr gut. Es gibt viele rührende Szenen und der Humor kommt auch nicht zu kurz. Kann man schauen, muss man aber sicherlich nicht. Ich gebe eine 7 von 10, ich wurde gut unterhalten und hab den Film sogar zweimal gesehen innerhalb von paar Tagen (auf deutsch und englisch).

Diesmal fange ich mit einer krassen Insiderinfo an. ;)

- In einer Szene sieht man ein Kino, es läuft "Scudda Hoo! Scudda Hay!", ein Film in dem Marilyn Monroe eine kleine Rolle hatte. Weiter im Hintergrund sieht man noch sehr verschwommen (nur lesbar wenn man ahnt was das steht) einen weiteren Filmtitel. Es ist "Gentleman's Agreement", der Oscargewinner von 1948 (#20 hier) in dem es um Antisemitismus geht. Glaubt mir, NIEMAND auf dieser Welt außer uns weiß das, damit sind wir jetzt absolute Film-Pros. :D Fand ich aber sehr cool, mit wie viel Liebe zum Detail die Kulissen gestaltet wurden.

- Gewann gegen “Der Club der toten Dichter”, “Geboren am 4. Juli”, “Feld der Träume” und “Mein linker Fuß”. Alles Filme, die es vermutlich eher verdient hätten zu gewinnen...

- Durch Hans Zimmers absichtlich "lustige" Musik wird den Streitereien zwischen Miss Daisy und ihrem Chauffeur die Ernsthaftigkeit genommen.

- Hab noch nie so viel Werbung in einem Oscar-Gewinner gesehen. Coca-Cola ÜBERALL.

- Anfang der 60er gab es schon Klimaanlagen im Auto? Ja, ich hab es gegoogelt, sogar schon Ende der 30er gab es welche. Geil, dass es sie im Ostblock noch in den 80ern so gut wie gar nicht gab. :)

- Budget nur 8M$, 145M$ eingespielt.

- 9 Nominierungen, 4 Siege

- Bei den Oscars machte Billy Crystal bei der Ansage den Joke "the film that apparently directed itself", weil der Film der erste oscarnominierte seit 1932 war, bei dem nicht auch der Regisseur nominiert war.

- Der letzte Film, der ab 6 Jahren war, alle danach mindestens ab 12.

- Nur 99min lang, danach waren ALLE Oscar-Gewinner länger.

- Dan Aykroyd spielt eine größere Rolle.

- Das Theaterstück basiert lose auf einer wahren Geschichte.


< antworten >