Ich mag DISCOVERY wenig überraschend ja nicht wirklich, aber freue mich trotzdem halbwegs auf neue Folgen, weil es sonst so gut wie keine Space-Science-Fiction mehr gibt (Halleluja, THE EXPANSE geht weiter). Dann fiel mir ein, dass heute der Abschluss des lahmen Spiegeluniversum-Zweiteilers kommt. Und er hat nicht enttäuscht. Also, doch, hat er, aber damit die nichtigen Erwartungen erfüllt. ES WAR LANGWEILIGER MIST!
Das Terranische Imperium von Philippa Georgiou im Spiegeluniversum ist ein brutaler, aber gleichzeitig absurder Ort, den man aufgrund des (sicher auch bewussten?!) pöhsen Overactings aller Schauspieler nicht ernst nehmen kann. Nachdem Georgiou letzte Folge via Portal der seltsamen Entität dahin zurückkehrte, versucht sie nun in ihrer alten Rolle als Herrscherin, die dortige Michael Burnham auf ihre halbwegs geläuterte Seite zu ziehen. Währenddessen wird in der "echten" Dimension weiter am Raumschiffsignal aus dem Nebel geforscht.
Ein Handlungsstran davon ist weitgehend uninteressant, der andere wichtig für den Hauptplot. Ratet, welcher davon maximal 10 Minuten Sendezeit bekommt ...
Die Details: Über das lachhafte Spiegeluniversum lasse ich mich nicht weiter aus, außer, dass es es so wirkt, als ob jeder die "Kompetenz" eines Klischee-Sturmtrupplers hätte. Der Zuschauer kriegt mit: Georgiou hat sich total wirklich verändert, aber scheitert nicht überraschend, die andere Burnham davon zu überzeugen - Härte = "this is the way" für sie und ihre Mitstreiter. Alles ist aber egal, weil es die eigentlichen Figuren und Geschichten nie tangiert. (Bezeichnend, dass die alternative ... Owosekun als überzeichnete Handlangerin irgendwie mehr Charakter hat als das Original!)
Am Ende ist Georgiou wieder auf dem Planeten, wo eine Sekunde vergang, aber sie CONTACT-like mehrere Monate durchlebte. Der Typ im Mantel offenbart sich als Hüter der Ewigkeit, bekannt u.a. aus der Episode 1.28 von TOS (vgl. [https://memory-alpha.fandom.com/wiki/Guardian_of_Forever])! Im Englischen wird da offenbar der "I'm the Guardian of Forever"-O-Ton von damals reingeschnitten, im Deutschen klingt es aber nur schlecht verzerrt und damit peinlich. Georgiou kann nicht geheilt werden oder so und verlässt die Serie dann durchs Zeitportal, um irgendwie, irgendwo, irgendwann anders wieder aufzutauchen, als beide Universen noch nicht so weit auseinandergedriftet waren. Der Charakter verlässt also ohne Knall DISCO, um später im eigenen Spin-off aufzutauchen ...
Bizarrerweise steht zum Schluss die gesamte Brückencrew für eine kleine Trauerzeremonie zusammen. Gut, außer Michael heult keiner, aber kein schlechter Abgang für jemanden, der früher eine Massenmörderin war und bis zuletzt jeden disste.
Derweil ist das 125 Jahre alte Funksignal der Kelpianer aus dem Nebel immer noch ein Thema, denn man möchte auf die Schiffssysteme zugreifen, aber TeamViewer zickt. Stamets, Adira und auch die mal wieder anwesende und unterhaltsame, aber stets fehl am Platz wirkende Reno (Stamets selbstreflexiv: "Sie habe ich ja ewig nicht gesehen" :-D) wissen nicht weiter.
Auftritt von ... Book! Ja, er macht seinem Spitznamen alle Ehre und hat "RTFM" beherzigt und zusammen mit seinem zeitgemäßen Insiderwissen (sollte das Adira nicht auch besitzen!?!) und einem leuchtenden Dings der Smaragdkette kann der Remote-Zugang etabliert werden. ABER NATÜRLICH ERFAHREN WIR JETZT NOCH NIX VOM SCHIFF! (Irgendwann meint Book auch, dass man im Kampf gegen die Smaragdkette jemanden wie ihn brauche, der auch mal außerhalb der Sternenflottenregeln agiert - WAS MICHAEL DOCH SCHON DAUERND TUT!!!)
Fazit: Georgiou hat DISCO quasi geräuschlos für immer (?) verlassen (jetzt fehlt irgendwie ein cooler Arschtretercharakter), das Spiegeluniversum hat wohl gar nichts mit dem eigentlichen Geschehen zu tun und im Brand-Plot geht es weiterhin nur minimalst voran. Ich habe mich in Staffel 1 und 2 sicher viel mehr über DISCOVERY geärgert, diese Folge war aber nun der bisherige Tiefpunkt in seiner maximalen Belanglosigkeit. Drei Folgen (nur) noch in S03 ... Bin fast froh darüber.
PS: Torsten Dewi, dessen "Woke"-Abgesang auf STAR TREK ich weiter unten ja mal verlinkt hatte, gibt immer ernüchterte Kurzrezis ab. Zu Folge 3.10:
17.12.2020 - der Tag, an dem STAR TREK starb. In einer unfassbar zynischen und brutalen Episode dreht man die terranische Georgiou zur Heldin, deren Abgang alle beweinen, als wäre Picard persönlich gestorben (die Figur muss für ihren Spin-Off ja Läuterung erfahren). Wir erinnern uns: das hier ist eine Massenmörderin, die aus schierem Spaß am Leid die Crew der DISCOVERY jederzeit ans Messer geliefert hätte. Und Burnham darf ausgiebig den Abschied ihrer Surrogat-Mutter beweinen - völlig negierend, dass vor drei Folgen ihre ECHTE Mutter aufgetaucht (und sang- und klanglos wieder verschwunden) ist. Dieses Star Trek würde auch Hitler rehabilitieren, um einen Spin-Off zu rechtfertigen. Erneut stellt DISCO die gewählten "Verwandtschaften" in penetranter Weise über die Blutsverwandtschaften. Michael Burnham ist eine zutiefst dysfunktionale, kranke, kodependente Persönlichkeit, die zum wiederholten Mal wider jede tatsächliche Leistung zur galaktischen Superheldin erklärt wird. Auf Storyebene hat man nun endgültig jede Suche nach einem Thema für die Staffel zugunsten von Plot-Bruchstücken fallen gelassen. Mal geht's um den Wiederaufbau der Föderation, dann um die Suche nach einem mysteriösen Signal, die Auswirkungen der Sphere auf das Schiff, vielleicht auch um das Spiegel-Universum. Was passiert, wird in der nächsten Folge vergessen und vermutlich am Ende der Staffel mit Gewalt zusammen gebracht. Aber das ist unwichtig. Wichtig ist: mit dieser Folge hat sich Star Trek verraten und ans Messer geliefert. Star Trek ist nicht mehr Opfer. Star Trek ist Täter. ALLE Beteiligten sollten sich schämen.