| The Wilds [Survival-Teen-Serie] |  |
Eine bisher zehnteilige US-Serie; Synopsis von Amazon Prime Video:
>Eine Gruppe Teenagerinnen, mit unterschiedlichen Herkünften, müssen um ihr Überleben kämpfen, nachdem ihr Flugzeug abgestürzt und sie auf einer einsamen Insel gestrandet sind. Einerseits geraten die Mädchen immer mehr aneinander, bauen andererseits aber auch eine immer stärkere Bindung auf, je mehr sie sich kennen lernen.
Man nehme LOST und entferne Männer und Mystery, mische etwas HERR DER FLIEGEN-Essenz bei, füge eine Prise THE I-LAND oder PERSONS UNKNOWN hinzu und garniere es mit Kräutern aus der Teenager-Problemkiste. Voilà, ein bekanntes und gleichzeitig interessantes Mahl, das die Geschmacksnerven nicht überfordert.
THE WILDS macht also nichts neu und ist sogar eher selten spannend, aber mir hat die Serie überraschend gut gefallen! Ihr Fokus liegt weniger auf Inselaction, sondern mehr auf der recht unaufgeregten Charakterzeichnung verschiedener US-Teenager der Gegenwart. Dass dabei kaum ein Klischeethema ausgelassen wird (), ist zu verschmerzen, denn die jungen Schauspielerinnen und das lustig-lockere als auch intensiv-emotionale Zusammenspiel ihrer Figuren sind in meinen Augen sehr gut! Wie realistisch nun tatsächlich nordamerikanische Jugendliche um die 18 getroffen werden, weiß ich nicht, aber die launige deutsche Synchronisation wirkt authentisch genug.
Es wird in mehreren Zeitebenen erzählt: Zum einen gibt es eine Rahmenhandlung, in welcher der Absturz untersucht und die Mädchen kurz nach ihrer Rettung einzeln interviewt werden. Das ist sogar mal nicht nervig, weil dadurch Wissensvorsprünge oder -leerstellen entstehen. Dann natürlich das eigentliche Geschehen auf der einsamen Insel und schließlich noch weiter in der Vergangenheit liegende LOST-Flashbacks über die einzelnen Figuren. Die Episoden werden dazu im Deutschen meist nach dem jeweils zentralen Charakter benannt, aber es ist keine durchgehend persönliche Erzählweise; die Originalbenennung nach vergangenen Inseltagen passt daher eher.
Übrigens sollte man aus diesem Grund den Trailer nicht schauen, da es durchaus interessant bis überraschend ist, wie die Hintergründe der Mädchen aussehen und warum sie an Bord des Flugzeuges waren. Denn der Flug ging eigentlich nach Hawaii zu einem Selbstfindungswochenende für junge Frauen. In gewisser Weise behandelt THE WILDS Wohlstandsverwahrlosung in Kombination mit dem guten alten Adoleszenz-Nightmare plus die Erwartungen und Hoffnungen der Eltern. Dass die Teenager dabei öfters von Weltschmerz als auch Pubertät gepeinigt altklug küchenphilosophieren, passt schon, und der nächste Nervenzusammenbruch ist auch nicht weit.
Ein Kniff der Serie ist dabei, dass - und dies wird in dem Trailer und bereits Ende der ersten Folge enthüllt - der Absturz fingiert ist! Es ist () und die Teilnehmerinnen werden eher schlecht als recht mit versteckten Kameras überwacht.
Wie gesagt, gefiel mit THE WILDS unerwartet gut, obwohl die einzelnen Bausteine eher altbekannt wirken, ich dafür die Figuren/Schauspielerinnen umso unterhaltsamer und interessanter fand. Und allein, dass der übliche Teenager-Herzschmerz jenseits einiger Flashbacks durch die Abwesenheit von Jungs aus dem Spiel genommen wird, ist erfrischend.
Wenn man als Zuschauer jedoch mit den Hauptfiguren und/oder ihren weitgehend unbekannten Darstellerinnen nichts anfangen kann, implodiert die Serie sicherlich! Auch sollte man den Überlebenskampf auf der Insel (und die generelle Glaubwürdigkeit) nicht zu kritisch beäugen, denn da wird sich öfters mal in die Nesseln gesetzt (besonders, da einige Figuren sich eigentlich damit auskennen sollen, u.a. weil diese selbstreferentiell typische Survival-Spielshows geschaut haben). Aber die Mädels in teuren Markenklamotten, weil nichts anderes vorhanden ist, am öden Strand sitzen zu sehen mit mitgenommener Gesichtshaut und irgendwo zwischen BFFs und Bitch Wars, gleicht das ziemlich aus!
Zum Finale kommt die Serie leider etwas in Stottern, da die letzten Episoden überlang sind, aber trotzdem viel Zeit auf in diesem Fall zu ausführliche Flashbacks verwendet wird und das Drama wider Erwarten noch nicht explodiert - die Serie verschiebt vieles in eine mögliche zweite Staffel ...
Das Ende:
PS: Kleiner Insider-Gag für LOST-Fans: Es wird mal über den Namen Evangeline diskutiert (Evangeline Lilly spielte dort die Hauptfigur Kate).
EDIT: Nach kurzem Querlesen in einigen Rezensionen kommt THE WILDS insgesamt ganz gut weg. Es wurde außerdem mehrfach darauf hingewiesen, dass die Serie die erste Young-Adult-Produktion von Amazon sei (bei Netflix gehört ja fast jede zweite Serie dazu :-D). Serienschöpfer ist Sarah Streicher, die bisher nur etwas bei Netflix' DAREDEVIL mitschrieb.
Anschauen: [https://www.werstreamt.es/serie/details/2342909/the-wilds/]
[https://i.ibb.co/71YFJDy/The-Wilds.jpg]