| Staffel 4 - WTF? |  |
Staffel 1 & 2 fand ich grandios, Staffel 3 geradezu unterirdisch und hatte die Serie danach eigentlich abgeschrieben. Jetzt doch nochmal Staffel 4 gesehen und mal ganz wertfrei, ich hab rein von der Ausrichtung her selten etwas so "ungewöhnliches" gesehen.
Ich meine, die Serie heißt "The Affair", aber die Affäre war selbstverständlich immer nur der Aufhänger für eine Vielzahl (stellenweise brillant geschriebener und ebenso gespielter) Beziehungskonflikte. Staffel 4 geht nun den umgekehrten Weg und nutzt die gesamte bisherige Geschichte lediglich als Aufhänger für das Thema "Affäre". Es geht bis in den letzten Subplot immer (nicht nur, aber hauptsächlich) um genau das. Um Affären, um den damit verbunden Nervenkitzel, die Spannung, das Neue und Ungewöhnliche, aber auch die Angst und die Gefahren. Jeder Subplot beleuchtet einen neuen Aspekt des Themas, und immer wenn man denkt, eine Geschichte käme ohne aus, kommt sie in irgendeiner Weise doch noch dahin.
Es wirkt fast wie eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten zu dem Thema, und zwar von ausgesprochen gut geschriebenen Geschichten, die wie schon alles in S1 & S2 von Menschen mit ausgezeichneter Beobachtungsgabe und klar erkennbar auch der entsprechenden Lebenserfahrung in dem Bereich stammen.
Das Problem des Ganzen ist natürlich, dass die Handlungsstränge alle recht künstlich miteinander verknüpft sind. Es gibt Bemühungen, Bindeglieder zwischen die Plots einzubauen, aber man sieht die Flicken sofort. Unter den üblichen Gesichtspunkten bewertet, würde die Staffel daher wohl gar nicht sooo gut abschneiden. Aber ich hab lange nichts mehr mit so viel Faszination gesehen. Wenn man auf das Thema Affäre oder vielleicht zumindest etwas allgemeiner "Ausbruch aus dem Alltag" Lust hat, dann ist das hier genau das Richtige. Hat mich unheimlich gefesselt und will ich als Serienerfahrung auf keinen Fall missen.
S5 ist dann wieder komplett anders und zumindest die ersten vier Folgen super lahm. Guck ich wohl gar nicht mehr weiter.