Thema:
I May Destroy You (Sky, HBO) flat
Autor: peppi
Datum:13.11.20 16:49

Zugegeben: der Trailer kann nix.

[https://www.youtube.com/watch?v=DTjlurdbNnw]

Macht die Serie aber nicht schlechter! Die mega coole Michaela Coel (Black Earth Rising, Netflix) hat sie geschrieben und spielt die Hauptrolle. Es geht um Millenials in London, Drogen, Parties, Beziehungen, Job- und Geldprobleme uvm. Sehr spannend und in der Ausbuchstabierung (& -visualisierung!) für mich neu, ist, wie Sex behandelt wird: wer hat welchen wie und wo, wie sieht casual Sex aus, wie siehts in Beziehungen aus, wie sehen Beziehungen überhaupt aus, was mag ich, was will ich (vielleicht?), wann wird es übergriffig oder sogar strafbar uvm.

Im Mittelpunkt steht die Aufarbeitung bzw. das Überleben einer Vergewaltigung, die die Autorin so oder so ähnlich selbst erlebt hat. Ich hatte wegen des Themas "Angst" zu beginnen, finde die Serie nach der Hälfte aber großartig und tatsächlich (auch) lustig.

Die Kritik ist hingerissen:

Groß wird die Serie, die viel Geduld, Offenheit und Konzentration erfordert, weil sie vermeintlich immer zu viel zeigt und wenig filmische Tabus akzeptiert, indem sie es schafft, die gesamte Bandbreite des körperlichen und geistigen Miteinanders zwischen Menschen aufzuspannen. Auch wird der Kampf für das Gute, Wahre und Schöne hier nie mit ideologischer Verbissenheit oder aufgrund falsch verstandener Profilneurosen geführt. Coel hat keine Angst – vielleicht erklärt das auch das weiche Wort „may“ im Titel der Serie –, das Komische gleichberechtigt neben die Tragik zu stellen. Manchmal nur in Form einer geschickt plazierten Requisite wie einer ulkigen Schlafmaske.

[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/die-serie-i-may-destroy-you-manchmal-hilft-nur-noch-das-meer-17008224.html]

It is, in short, an extraordinary, breathtaking achievement without a false note in it, shot through with humour and with ideas, talent and character to burn at every perfectly plotted turn. The friends are as ineffably, inexplicably funny together as friends always are, the counsellor who recommends handicrafts as a salve for sexual trauma is painfully amusing, and there are innumerable other points at which Coel’s script modulates smoothly and unerringly from comedy to tragedy and back again. It is the drama of the year so far.

[https://www.theguardian.com/tv-and-radio/2020/jun/08/i-may-destroy-you-review-michaela-coel-could-this-be-the-best-drama-of-the-year]

Coel will mit "I May Destroy You" provozieren und sogar Unbehagen verbreiten, und das gelingt ihr auch. Immer dann, wenn sie und Co-Regisseur Sam Miller psychologische Härte geradezu übertrieben lapidar in Szene setzen, muss man als Zuschauer schon mal tief durchatmen. Gerade mit dem Wissen im Hinterkopf, dass nicht alles frei erfunden ist. Wie viele Folgen am Stück eine erträgliche Binge-Dosis ausmachen, wird jeder für sich entscheiden müssen. Zugleich strömt die Serie aber auch eine ansteckende Lebendigkeit aus, die so vielen anderen Papierraschler-Drehbüchern fehlt, gepaart mit einer Faszination für die scheinbar ziellos zusammengeführten Erzählstränge, die doch nur die Innenwelt ihrer getriebenen Charaktere reflektieren.

[https://www.dwdl.de/meinungen/79862/i_may_destroy_you_die_faszination_des_unbehagens/?utm_source=&utm_medium=&utm_campaign=&utm_term=]


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