Thema:
Staffel 7 und damit die ganze Serie durch! Fazit flat
Autor: HomiSite
Datum:03.10.20 00:43
Antwort auf:The 100 von drumcode

Tja, das war es mit THE 100, nach genau 100 Episoden! Was für ein Ritt es all die Jahre war! Die Holprigkeit und Willkür in Dramaturgie und Charakterentwicklung blieb all die Zeit, aber der anfänglich oberflächliche Überlebenskampf attraktiv junger Menschen führte eigentlich alle Figuren - wenn sie nicht starben - in finstere Abgründe. Hier hat fast jeder jedem mal übel mitgespielt und/oder wurde zum Massenmörder. Aber zu THE 100 gehörte auch, dass das meist nur solange zum (Selbst-)Vorwurf gemacht wurde, bis eine neue Bedrohung auftauchte.

Von vornherein ging es immer um das postapokalyptische Überleben der gesamten Menschheit und was man dafür bereit ist zu tun oder zu opfern. Aber bei solch gewaltigem Einsatz ist auch irgendwann eine Sättigung erreicht. Insofern hätte man THE 100 wahrscheinlich wirklich nach S05 beenden sollen (wo die Serie kurz abgesetzt war), als die Erde - mal wieder - im Weltenbrand versank.

Mit S06 (siehe ) kam dann eine Art Neustart auf einem neuen Planete (!), der jedoch so viele (SF/Mystery-)Themen in eine Staffel quetschte, dass der Kopf rauchte. Und wie gesagt, waren die meisten Figuren eigentlich auch auserzählt.

S07 führte die Handlungsstränge aus Staffel 6 nun direkt fort, brachte aber im Rückgriff auf ganz früher eine neue alte Partei ins Spiel (die kultischen Erbauer der irdischen Schutzbunker vor der ersten Katastrophe etc.) und Alien-Teleporter zu anderen Planeten (die Anomalie aus S06). Es prallten alsbald wieder Lebensentwürfe, Glaubens- sowie Herrschaftssysteme aufeinander, was doof ist, wenn alle Beteiligten irgendwie Fanatiker sind.

Irgendwann ging es um einen diffusen Letzten Krieg, der das Schicksal der Menschheit entscheiden sollte. Aber trotz diverser dramatischen Momente, einiger cleverer Ideen und ein paar endgültiger Abschiede war die Luft raus: Die Hauptfiguren (und der Zuschauer?) wie Sisyphos - gewaltige Lasten vor sich herschieben, aber niemals zum Ziel kommen. Die Geschichte nicht wirklich komplex, aber kompliziert überladen.

Zum Ende wird es dann fast LOST-ig metaphysisch: Der Letzte Krieg ist in Wahrheit der Test durch eine höheren Macht, eine Art körperloses Kolletiv aller galaktischen Völker (!), die nach Bestehen transzendiert worden waren (!). Falls eine Rasse aber durchfällt, wird diese von einer allzu irdischen Biowaffe ausgemerzt.

Der Oberkultist schafft es rücksichtslos ins Ewigkeitsexamen als Stellvertreter für die gesamte Menschheit. Und er wird wenige Augenblicke später von Clarke (die es einem launenhaft in der Staffel nicht leicht machte, auch wegen ihrer doof geschnittenen Lederjacke :-D) aus Rache geheadshottet! Das ist wirklich herrlich blöd und gleichzeitig auch nicht, passt vor allem zu THE 100. Das Ende vom Lied: Die allmächtigen Aliens entscheiden auf Regelverstoß, all mankind is doomed. Danke, Clarke. Heiß finde ich dich trotzdem.

Wäre das ein gutes Serienende gewesen? Vielleicht ja, vielleicht nein, aber ein durchaus passendes! Doch nach sieben Jahren wollte man das den treuen Zuschauern wohl nicht zumuten. Also bezirzt, äh, bequatscht Raven schnell die überirdischen Schiedsrichter und nach ein paar pathetisch-existenziellen Monologen von z.B. Octavia wird das Urteil tatsächlich abgeändert.

Aber statt naheliegender Bewährung (kann die restliche Menschheit endlich in Friede zusammenleben?) gibt's direkt Licht-CGI, also Transzendenz für alle!? Alle? Nein, weil Clarke als allererste im gesamten Universum einen Mord während des Tests verübte, ist sie ausgenommen, als einzige. Das wäre richtig düster, aber beinahe Walter-White-mäßig eine gerechte Strafe.

Doch nein, es geht noch besser: Transzendenz ist gar keine Einbahnstraße, nur ist bisher niemals nie nicht einer umgedreht. Bis jetzt, denn die überlebenden Hauptfiguren, The 12+, kehren gemeinschaftlich zurück zu Clarke in die Kirche, äh, an einen See. Sie werden keinen Nachwuchs zeugen können und beim Tod auch nicht aufsteigen. Die körperliche Menschheit ist also eigentlich schon passé, doch bis dahin wird man sich bestimmt der frischen Luft und der freien Liebe hingeben. Es sind schließlich alles attraktive junge Menschen ... Finis.

PS: Ein Prequel mit Arbeitstitel SECOND DAWN ist in der Mache, das wenige Jahre nach der ursprünglichen Katastrophe spielen soll, also ca. 100 Jahre vor THE 100, und um die Bunkerkultisten gehen. Kling unspannend und wer weiß, ob durch Corona nicht noch der Stecker gezogen wurde. Siehe für mehr.


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