Thema:
#41 Oliver! (1969) flat
Autor: DJS
Datum:02.10.20 20:43
Antwort auf:Projekt "Oscar" von DJS

Oliver  (Das Ausrufezeichen fehlt, OMG!)

[https://www.imdb.com/title/tt0063385/?ref_=nv_sr_srsg_10]

Stream:

[https://www.werstreamt.es/film/details/29041/oliver/]


England in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Oliver Twist ist ein Waisenkind, das nach London flieht um einer ungerechten Strafe zu entkommen. Dort angekommen landet er bei einer Kinderbande von Taschendieben, die von einem gewissen Fagin geführt wird. Bereits Olivers erster Einsatz als Dieb läuft nicht nach Plan...
Da der Film auf einem Bühnenmusical von 1960 basiert, das wiederum auf "Oliver Twist" von Charles Dickens basiert, kann man sich ganz gut vorstellen worum es im Film geht, falls man das Buch kennt. :)

Jetzt 33 Oscar-Filme ohne ein Musical (bis "Chicago 2003), läuft. Meine Befürchtungen haben sich aber nur zum Teil bestätigt. Manche Musicals fand ich furchtbar, aber "My Fair Lady" z.B. hat mich sehr positiv überrascht.

"Oliver!" war aber leider irgendwo zwischen "West Side Story" (3,5-Wertung) und "Ein Amerikaner in Paris" (5,0-Wertung). Gefühlt "Oliver!" von allen Musicals die meisten Lieder (18), alleine die erste Szene besteht aus drei Liedern hintereinander. Ich dachte schon, der KOMPLETTE Film wird gesungen. :) Und diese Lieder sind für mich immer so 08/15, nie wirklich schlecht, aber halt auch nichts besonderes, "nett" eben in der schlimmsten Bedeutung des Wortes, hihi.

Der Film an sich ist imo eher ein Kinderfilm. Schon alleine deswegen finde ich es merkwürdig, dass er einen Oscar gewonnen hat. Ist ein bisschen so, als ob Harry Potter gewonnen hätte.
Das an sich traurige Thema wird hier nur bedingt passend dargestellt. Es läuft eher nach dem Motto "Wir haben nichts zu essen, keine Eltern, alles ist scheiße, aber hey lass uns singen, tanzen und Spaß haben, YOLO!"

Der Evangelische Filmbeobachter (WTF?) schrieb imo passend: "Oliver Twist, der sozialkritische Roman […] aus dem Jahre 1839, wurde zu einem englischen Musical verarbeitet, das mit Hilfe einer aufwendigen Ausstattung und fröhlichen Weisen soziale Missstände des 19. Jahrhunderts als musikalische Unterhaltung anbietet. Unnötig."

Der Regisseur Carol Reed war schon mehrfach nominiert, bekam aber erst für "Oliver" den Oscar. Die Kritiker vermuteten eine Art Wiedergutmachung, weil Reed vorher schon hätte gewinnen müssen. Sein Film "Der dritte Mann" von 1949 wurde 2012 zum besten britischen Film aller Zeiten gewählt, Reed ging damals bei den Oscars aber leer aus. "Oliver!" war also die Konzessionsentscheidung so zu sagen. :)

Ich fand den Film lahm, ist jetzt kein kompletter Reinfall, aber ich kann mit so einem Kindermärchen in dem dauernd gesungen wird nicht viel anfangen. 4,5 von 10.

Die üblichen Infos:

- 10M gekostet 77M eingespielt.

- Für 11 Oscars nominiert, 5 gewonnen. Da hatte die Academy einen schlechten Tag erwischt.

- Das Buch wurde davor schon sehr oft verfilmt: 1909, 1910, 1912, 1916, 1922, 1933, 1948. Ob die Menschen damals alle nur dieses Buch zu lesen hatten? ;)

- Oliver Reed, der Bill Sikes spielte, spielte in "Gladiator" Proximo. Leider ist er während der Dreharbeiten verstorben und eine Szene wurde dann komplett am Computer erstellt: [https://www.youtube.com/watch?v=KXeDY29FPpw]

- Mark Lester, der Darsteller von Oliver, war später eng befreundet mit Michael Jackson. 2009 sorgte er mit der Bemerkung für Aufmerksamkeit, dass er vielleicht der biologische Vater von Jacksons Kindern sei.

- Das Buch "Oliver Twist" wurde an manchen Stellen verändert, weil es im Original judenfeindlich war.

- Der Film ist im letzten Drittel deutlich simpler als das Buch.

- Mehr gibt es nicht, erst wieder bei interessanteren Filmen. :)


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