Thema:
Ich mag binging nicht und tue es dennoch flat
Autor: membran
Datum:09.09.20 14:34
Antwort auf:Falsch! von K!M

>>Und was war das vielleicht größte und wahrscheinlich meistdiskutierte Netflix-Event des letzten halben Jahres? "The Last Dance" - und die Doku wurde über fünf Wochen hinweg veröffentlicht.
>
>Das war Tiger King, an einem Tag alle Folgen. Aber lange Gespächsthema, sogar im Spiegel.


Tiger King hatte seine zwei Wochen in der Sonne und das war schon äußerst lang für a) eine Doku und b) einen Binge Drop. Erfolgreiche Serien mit wöchentlich erscheinenden Folgen wie Game of Thrones, Lost & co sind monatelang Thema, bekamen regelmäßig Artikel auf hunderten Websites und wurden in Foren rege diskutiert. Dazu die ganzen Youtube Fantheory-Channels, die durch die Ungewissheit des Ausgangs unzählige Videos produzieren können.

Man vergleiche das mit der Geschwindigkeit, mit der sonstige (qualitativ überdurchschnittliche) Binge Drops wie "The End of the fucking world", "Sex Education" oder "The Witcher" kommen und gehen. Und die Erinnerung daran ist flüchtig, ich hatte eben zur Sicherheit noch eine Liste mit 2018/19er Serien offen und bin nur deswegen auf "The Witcher" gekommen. Ich hatte die Existenz dieser Serie gar nicht mehr auf dem Schirm und das, obwohl ich von "toss a coin to your Witcher" einen mehrere Tage andauernden Ohrwurm hatte.

Und wenn dir o.g. Serien nicht groß oder gut genug erscheinen - selbst absolute A-Lister wie Stranger Things sind binnen weniger Wochen absolut kein Thema mehr. Und in diesen zwei, drei Wochen ist es ein seltsamer Mix aus Meme-Lawine und Insider-Gags und Spoilern, weil keiner an derselben Stelle wie die anderen ist, zu keinem Zeitpunkt. Gerade Stranger Things hätte ja durch den Mystery-Kram das Potenzial, für soviel Gesprächsstoff zu sorgen wie ein Game of Thrones oder damals ein Lost. Stattdessen ist es dahingehend auf Augenhöhe mit einem Tiger Fucking King.

Aber ja, ich habe die Serien auch lieber auf einen Schlag. Weil ich mich nicht beherrschen kann. Ich muss es nicht *sofort* sehen (und bin ganz gut darin, Spoilern aus dem Weg zu gehen), aber *wenn* ich dann mal eine Serie anfange, gucke ich sie gerne in einem Rutsch. Ich merke aber schon, dass dieses Fast Food Verhalten zu mehr Konsum aber weniger Befriedigung fühlt. Ich habe in diesem Jahr wirklich viele Serien und Filme nachgeholt und wenn mich jetzt einer hinsetzen und zwingen würde, die aufzulisten, bekäme ich wohl nichtmal ein Drittel davon zusammen. Das verwischt alles und es bleibt wenig hängen, früher hat man weniger (immer noch viel) geguckt, hatte davon aber länger davon. Oder ich werde alt, keinen Plan. Aber im Moment des Bingens bockt's.


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