Thema:
Re:Mögliche Spoiler unmarkiert flat
Autor: token
Datum:04.09.20 10:58
Antwort auf:Re:Mögliche Spoiler unmarkiert von PooBear

Beim Lynch-Katalog sehe ich weitestgehend den emotionalen Horror den das gesehene in mir auslöst als Pointe. Die eigene Irritation ist hierbei meines Erachtens ein Baustein dieses Horrors. Also kein Fehler im System sondern bewusstes Stilmittel das auch einen Zweck erfüllt.

Aus der Reihe fallen Straight Story (wunderbarer Streifen den jeder gesehen haben sollte) und Mulholland Drive. Bei letzterem ist für mich der Clou dass man trotz der ständigen Irritationen dennoch meint das irgendwie zu verstehen, aber beim Ausrollen der Theorien jedes mal auf's neue merkt, dass die eigentlich nicht aufgehen.

Aber ja, Inland Empire wäre so eine Nummer der ich ein ähnliches Problem attestieren würde, also dass ein Kreativer zu einer Art Opfer seiner selbst verkommt. Will mich da aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, den Film hab ich nach 30 Minuten ausgemacht.

Donnie Darko sehe ich eher als düsteren Coming of Age Film bei welchem die Mystery Beiwerk und nicht Dreh- und Angelpunkt der eigentlichen Handlung darstellt.

Tenet hat es zum Finale geschafft mich dann auch auf wirklich jeder Erzählebene abzuhängen. Ich hab die Action nicht verstanden, da liefen halt Leute rum, beschossen sich, ein Gebäude wird unten mit einem Raketenwerfer beschossen, stürzt ein, rappelt sich wieder hoch, wird oben mit einem Raketenwerfer beschossen, ja, wer schießt da aus welchen Gründen, was passiert, keine Ahnung. Meine emotionelle Verbundenheit mit dem Geschehen war irgendwie so als würde ich Kindern auf einem Abenteuerspielplatz bei einer Art Kriegsspiel zuschauen, ohne Zugang dazu zu haben was für eine Art fiktives Abenteuer die da eigentlich erleben. Ich hab keine Ahnung gehabt was das für ein ALGORITHMUS! gewesen sein soll, warum da irgendwas gesplittet und in der Vergangenheit versteckt wird, statt es zu zerstören, was der Gedanke des inversen Versteckens war, was die Olle auf dem Boot treibt, was der Plan des Antagonisten war und wie er konkret funktioniert hätte und was dann eigentlich passiert wäre, sowie auch nicht was der Plan der Protagonisten war, wie er eigentlich funktioniert hätte, und wieso er funktioniert hat, obwohl sie irgendwas falsch gemacht hat, was aus welchen Gründen auch immer egal war, weil der Protagonist irgendwas gemacht hat, so dass es auch egal war.
Nichts hab ich da verstanden, nichts.

Nope, etwas derartiges hab ich wirklich noch in keinem Film erlebt, zumal ich kaum glaube dass es zum Konzept des Films gehörte dass ein Zuschauer irgendwann nur noch maximal verwirrt und komplett entkoppelt ist, bei Mulholland sind die WTF-Momente ja teils sehr gezielt aufgebaut, sie sollen genau das auslösen was sie auslösen, das gehört zum roten Faden des Films, in Tenet wirkt es eher wie ein Betriebsunfall imo.


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