Thema:
#32 Ben-Hur (1960) flat
Autor: DJS
Datum:25.08.20 21:50
Antwort auf:Projekt "Oscar" von DJS

Ben Hur

Man beachte den fehlenden Bindestrich! :D

[https://www.imdb.com/title/tt0052618/?ref_=fn_al_tt_1]

Stream:

[https://www.werstreamt.es/film/details/55314/ben-hur/]


Der Film handelt vom Leben des fiktiven jüdischen Fürsten Judah Ben Hur und spielt zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. Ben Hur wird durch seinen früheren Freund Messala zur Galeerenstrafe verurteilt, überlebt jedoch die Qualen und kehrt schließlich in seine Heimat zurück um sich an Messala zu rächen. Wird er es tun? Niemand weiß es, da muss man schon den Film schauen um es zu erfahren. ;)

Ab jetzt SPOILER überall! Wer das überliest hat dann leider Pech gehabt, hihi.


Ich hab den Film als kleines Kind (10 Jahre) zum Teil gesehen und konnte mich an manche Szenen sehr gut erinnern, z.B. an die Galeeren und auch an das Wagenrennen. Insgesamt hatte ich aber keine Ahnung worum es ging.

Als der Film mit der Geburt Jesu begann und die Darstellung eins zu eins aus der Bibel übernommen wurde, hatte ich (als streng katholisch erzogener Atheist) kein gutes Gefühl. Der Film wurde dann aber "neutraler" und ich muss überraschenderweise sagen, dass er mich gepackt hat. Zum Schluss wird der Film wieder zum Christentum-Propaganda-Film, kein Wunder dass Burt Lancaster die Hauptrolle ablehnte, da er (Atheist) laut eigener Aussage das Christentum nicht "promoten" wollte.

Der Film basiert natürlich auf dem gleichnamigen Roman von Lew Wallace (1880), er war im 19. Jahrhundert das nach der Bibel meistgedruckte Buch. Nicht so schlecht. ;) Der Roman wurde mehrfach verfilmt, es gab einen Stummfilm (1907), einen weiteren 1925, danach noch 2010 (Miniserie) und 2016 weitere Verfilmungen. Die Version von 1959 ist aber sicherlich die bekannteste.

Ich hab mit Kumpels schon öfter über historische Filme diskutiert. Imo beeinflussen sie extrem unsere Sichtweise auf z.B. das Mittelalter. Man schaut einen Film und denkt, dass die Welt damals wirklich so war. Ich war immer der Meinung, dass sehr viel einfach komplett falsch dargestellt wird und persönlich glaube ich auch daran, dass die Historiker sich etwas zu viel zusammenreimen wenn sie nicht genug alte Quellen finden.

Ben Hur ist ein schönes Beispiel für falsche Darstellungen. Die Galeerenstrafe gab es damals einfach nicht. Römische Kriegsschiffe wurden von gut ausgebildeten und gut bezahlten Soldaten gerudert. Das ist also pure Fiktion. Das Wagenrennen hätte so auch nicht stattfinden können, weil die römische Oberschicht an solchen Rennen nicht teilnahm. Die Kleidung der Wagenlenker entsprang ebenfalls der Fantasie der Macher. Auch der "griechische" Wagen mit den Sägemessern war ausgedacht. Übrigens: eine imo seltendämliche Szene. Messala kommt mit seinem Killerwagen an und alle so "Ja cool, warum nicht, total fair und so". ;) Schön auch, dass die Sägen eigentlich eh niemals zum Einsatz hätten kommen können, weil man deutlich sieht, dass die 4 Pferde viel breiter sind als der Wagen selbst, so dass der Abstand zwischen zwei Wagen immer viel zu groß war. Naja egal, Korinthenkackerei.

Sonst muss ich sagen, dass ein Film niemals über drei Stunden laufen sollte. Eigentlich sind 150min imo schon die Grenze, notfalls gehen noch paar Minuten mehr. Aber dreieinhalb Stunden? Harte Nummer, egal wie gut ein Film ist. Ich hab ihn auch in zwei Sessions geschaut, sind eh zwei Blu-Rays also passt das schon.

Unnötiges Wissen, diesmal zum Teil einfach aus Wiki geklaut weil es zu dem Film einen Trivia-Abschnitt gibt.

- 11 Oscars (12 Nominierungen), Rekord mit Titanic und Herr der Ringe, damals gab es aber weniger Kategorien. Also Meister der Herzen quasi ;)

- war in China zu Mao Zedongs Zeiten verboten, da Werbung fürs Christentum

- Sergio Leone hat mitgearbeitet! (Führung des zweiten Kamerateams)

- beim Wagenrennen starten 9 Gespanne, 6 haben einen Totalschaden, 4 kommen ins Ziel. Mathematik für Fortgeschrittene!

- Es gibt paar krasse Stunts. Beim Wagenrennen habe ich mich bei paar Crashes echt gefragt wie das gedreht wurde. Sah nicht gesund aus...

- In einer Szene wird einem Mann eine brennende Fackel ins Gesicht gedrückt, er fängt an zu brennen. Habe ich so auch sonst noch in keinem Film gesehen, brennende Kleidung natürlich schon, aber das Gesicht?

- Gefangene waren zum Teil jahrelang eingeschlossen ohne dass sie jemand gesehen hat und ohne dass sie jemals die Zelle verlassen haben. Wie soll das gehen? Sie haben jahrelang in die Ecke Kaka gemacht, haben sich nie gewaschen usw. und haben trotzdem so lange überlebt? Hmm, ich weiß nicht.

- Zum Wagenrennen gibt es paar urban legends: ein Stuntman ist angeblich gestorben (klingt nicht unrealistisch, wie schon gesagt), angeblich ist kurz ein roter Ferrari im Hintergrund zu sehen und Charlton Heston trägt eine Armbanduhr. Alles Lügen

- gedreht im extrem breiten Format (25:9)

- Obwohl Jesus in mehreren Szenen zu sehen ist sieht man niemals sein Gesicht.


Insgesamt ein Film den man sehen sollte, weil es einfach einer der ganz ganz großen Klassiker ist. Wie gesagt, die dreieinhalb Stunden fühlten sich nicht so lang an wie sie waren, immer ein gutes Zeichen für einen Film. Von mir 7,5 von 10, war mir dann doch zu viel Religion...


< antworten >