Thema:
Nach "der heilige Berg" und "El Topo" bin ich froh flat
Autor: Fritz Schober
Datum:12.08.20 15:32
Antwort auf:TV/Medienthekentipp - Jodorowskys Dune von Lord Chaos

dass er es nicht gemacht hat.

Jeder sollte "Der heilige Berg", "El Topo" und "Santa Sangre" gesehen haben bevor er meine Kritik auseinandernimmt (bei Youtube findet man die wenn man bisschen guckt).

1. Alejandro Jodorowsky war in meinen Augen sehr respektlos gegenüber dem Buch und hat einfach eine Messiah Geschichte draus machen wollen, dabei ist Paul Atreides genau das nicht. Das ist ein Kernthema in Dune und eine Kritik am Messiahskult in Dune welche Frank Herbert mühsam aufbaute. Es wirkt nur im ersten Buch so als ob Paul der Auserwählte wäre aber genau dieser Eindruck wird später völlig dekonstruiert. Genauso auch Leto II Atreides. Er schrieb auch diverse Figuren drastisch um. Im Grunde hat er nur Dune als Aufhänger verwendet um eine gänzlich neue Story zu machen.

Es wäre sicher ein sehr ungewöhnliches und faszinierendes Werk geworden. Ich hätte es auch als solches angesehen, aber er hätte das dann ganz anders nennen sollen. Ich finde man muss schon vor der Vision eines Autors Respekt haben wenn man dessen Werk verfilmt oder gleich klar machen dass man sein Werk nur als Inspirationsquelle für ein neues Projekt nimmt.

2. Er hat sich erneut auf Sexuelles und Gewaltfantasien konzentriert welche im Buch nicht mal im Ansatz vorkommen. Vergewaltigung und Folter ist ein ständig wiederkehrendes Thema in seinen Werken. Darum geht es in Dune nur am Rande und nicht zentral. Dune ist eher eine Mischung aus Menschheits- und Gesellschaftskritik und den Umgang mit der Natur. Kampf um Ressourcen, Wechselspiel von Mensch und Natur, wie kleine Eingriffe langfristig große Folgen haben, Abhängigkeiten und politische Schachzüge.

3. Selbst die Konzeptzeichnungen von Jodorowsky wirkte wie ein Fiebertraum der religiöse Motive von Schuld, Sühne, Verzehren und Gebären etc. symbolisch darstellt, was in meinen Augen nicht wirklich zu Dune passt (auch wenn es dort Traumsequenzen gibt). Bei Dune wird ja eher der Gedanke der Eugenik aufgegriffen, vom optimierten Menschen, Zukunftsvisionen und ob/wie man die Menschheit gezielt lenken sollte und was für Folgen das hat. Im Kern die Frage ob man das Schicksal ändern kann und soll oder ob es selbstregulierend unvermeidlich ist.

4. Rein technisch wären sein metaphysisches Dune eine optische Enttäuschung geworden. Seine Bilder sind so grandios und komplex dass man sowas damals nicht sinnvoll darstellen konnte. Heute ginge es dank CGI.


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