Thema:
#31 Gigi (1959) flat
Autor: DJS
Datum:05.08.20 22:50
Antwort auf:Projekt "Oscar" von DJS

Gigi

[https://www.imdb.com/title/tt0051658/?ref_=nv_sr_srsg_6]

Stream:

[https://www.werstreamt.es/film/details/9295/gigi/]


Der Film spielt in Paris im Jahr 1900. Die junge Gigi wird von ihrer Oma und Großtante zur Mätresse/Konkubine/Edelhure erzogen. Gaston, ein sehr wohlhabender, langjähriger Freund der Familie, als Frauenheld bekannt, verliebt sich in Gigi und muss sich entscheiden ob er seinen Lebensstil für die Liebe aufgeben will.

Es ist ein Musical, das aus heutiger Sicht moralisch mehr als fragwürdig ist. Es beginnt schon damit, dass ein alter Mann am Anfang stolz erzählt, dass er nie verheiratet war und seinen Erfolg bei Frauen andeutet. Im Anschluss singt er das Lied "Thank heaven für little girls" während er durch den Park marschiert und kleine Mädchen (wirklich Kinder) um ihn herum laufen. Im Netz beschreibt jemand den Film als "Das Musical für den wohlhabenden pädophilen Schürzenjäger der Jahrhundertwende". Den Gedanken hatte ich während des Schauens ebenfalls um ehrlich zu sein. Außerdem wird das Fremdgehen als Lappalie dargestellt, natürlich nur wenn Männer fremdgehen...

Gigi ist in dem Film geschätzt um die 16 Jahre alt und ihre Tante bringt ihr bei wie man sich als Konkubine benehmen muss. Alles so selbstverständlich als wenn man einem Kind beibringen würde wie man Fahrrad fährt. Die kindliche Gigi stellt es auch nicht in Frage. Der ganze Film ist schön bunt, voll mit lustigen Liedern, alles total entspannt und witzig. Und wenn man dann über den Inhalt nachdenkt, bekommt man das WTF? nicht mehr aus dem Kopf. Wirklich ein stranger Film imo.

Obwohl ich alles andere als ein Fan von Musicals bin, haben mich die Lieder nicht genervt. Gefühlt waren es auch nur 6-7, Wiki sagt es waren 12. Sie sind jeweils recht kurz, aber leider eher durchschnittlich gesungen und zum Teil mit albernen Texten versehen. Da die Gesangseinlagen aber an sich melodisch waren und schnell vorbei, habe ich sie nicht negativ empfunden.

Der Film wurde in neun Kategorien nominiert und gewann dann auch alle neun Oscars! Keine Ahnung wie das passieren konnte. Ich bin fast geschockt um ehrlich zu sein. Der Film hat eine ganz dünne Story, man weiß ungelogen nach 15min was passieren wird und genau das passiert dann auch. Die Lieder sind wie gesagt imo eher Durchschnitt, besonders witzig ist der Film auch nicht.

Von mir gibt es 4,5 von 10. Die Hauptdarstellerin macht ihren Job gut und sorgt für die wenigen Lacher im Film und die Kostüme waren auch schön. :) Sonst wäre es noch weniger gewesen.

Sonstiges:

- ACHTUNG: Der Titel wird auf Französisch ausgesprochen. Also nicht "Gigi" mit dem "G" wie das "J" bei "John", sondern wie das "J" bei Jacques Chirac. Wollte ich nur so sagen, damit ihr nicht solche Noobs seid wie ich es vor dem Film war. :)

- Leslie Caron (Gigi) spielte schon in "Ein Amerikaner in Paris" die Hauptrolle und hat dort vor allem ihre Tanzkünste präsentiert. Hier tanzt sie überhaupt nicht und hat deutlich weniger französischen Akzent als noch paar Jahre davor. Sie lebt übrigens noch und ist 89 Jahre alt.

- Der Film war zuerst eher ein Flop. Erst nach den 9 gewonnenen Oscars wurden die Kinos voller, so dass er am Ende schwarze Zahlen schreiben konnte.

- Basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Colette (1944)

- Wurde schon 1949 durch Franzosen verfilmt (war aber kein Musical). Der Film von 1949 ist auch auf der Blu-ray drauf.

- Es ist schön zu sehen, wie sich das Kino in den 50ern verändert hat. Vom 4:3 Format in schwarz-weiß zum heutigen Kinoformat in Farbe. Das alles innerhalb von paar Jahren. War vermutlich auch nötig, da zu der Zeit die meisten bereits einen Fernseher hatten und das Kino einen neuen Anreiz schaffen musste.

Jetzt kommt Ben Hur, 3 Stunden und 44min, den kucke ich doch gleich einfach am Stück und fertig. ;) Die Nacht ist noch jung.


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