| Beastars — Mehr als Zootopia auf Japanisch [Netflix] |  |
Eine Serie, wie sie aktueller nicht sein könnte: An der Cherryton Highschool lernen anthropomorphe Tiere aller Arten gemeinsam für das Leben. Doch die Harmonie ist eine dünne Fassade. Die Fleischfresser müssen in der Kafete mit Ersatzprodukten vorliebnehmen und allein das Zeigen der Zähne gegenüber einem Pflanzenfresser führt zu Ächtung und Schulausschluss. Die Pflanzenfresser werden zwar durch diese Maßnahmen besonders geschützt, wissen jedoch, dass sie im Alltag letztlich hilflos ihren natürlichen Jägern und deren Selbstdisziplin ausgeliefert sind.
Hauptdarsteller Legoshi ist, im wahrsten Wortsinn, ein einsamer Wolf. Der klassische, introvertierte Weirdo. Er ist bekannt für seine Beherrschung, zahm wie ein Pflanzenfresser und wird dafür von Starschüler und Mädchenschwarm Louis, einem Hirsch, verachtet, der seine naturgegebene Opferrolle zu überwinden sucht. Als eines Nachts ein Alpaka auf dem Schulgelände brutal zerfleischt und aufgefressen wird, droht das prekäre Gleichgewicht von Cherryton High zu kippen. Und Legoshi muss auf die harte Tour lernen, dass seine Instinkte alles andere als leicht zu bändigen sind.
Was folgt ist eine packende, mal absurd witzige, mal finstere, aber immer enorm liebevoll erzählte Geschichte, welche über den Spiegel ihrer tierischen Darsteller gesellschaftliche Spannungen aus der realen Welt reflektiert, ohne dem Zuschauer je den moralischen Zeigefinger ins Auge zu tunken. Vor allem Legoshi ist mir in kürzester Zeit ans Herz gewachsen — einerseits ist er unbeholfen und verheddert sich gerne in seinen eigenen Gedanken, was für manch herrlich schräge Szene sorgt, gleichzeitig ist er aber kein passives Emo-Opfer, das einen irgendwann kirre macht, sondern lernt mit der Zeit, sich durchzusetzen.
Auch der Rest des schillernden Casts macht seine Sache sehr gut und Animationsstudio Orange zeigt eindrucksvoll, wie weit japanische CGI-Kunst für den Einsatz in TV-Serien gediehen ist. Die ersten zwölf Folgen sind auf Netflix und kommen zu einem imho befriedigenden Abschluss, auch wenn klar ist, dass der größere Handlungsbogen noch nicht auserzählt ist.
Trailer: [https://youtu.be/pJ3wd6u4zlQ]
Das schicke Stopmotion-Opening: [https://youtu.be/bgo9dJB_icw]