Thema:
Re:Super Doku...Einige Gedanken meinerseits flat
Autor: Micha1981
Datum:25.05.20 13:01
Antwort auf:Re:Super Doku...Einige Gedanken meinerseits von Pezking

>Hat mich auch als nicht Bulls-Fan komplett abgeholt.
>
>Bin leider erst gegen 98, als kurz vor Ende von Jordans Bulls-Karriere aktiver NBA-Fan geworden. Davor habe ich das alles nur am Rande und auf dem Schulhof mitbekommen. Deswegen hab ich Jordan eigentlich nie auf seinem Höhepunkt sehen können, zumindest erinnere ich mich nicht daran. Ja, damals war's ohne Internet, Social Media und Streams zudem auch sehr schwer da was sehen zu können.


Auf DSF kamen damals zumindest die Finals und das All-Star-Game live, und ständig liefen im Vorabendprogramm längere Zusammenfassungen einzelner Spiele.

Ich bin seit 1994 intensiver in Sachen NBA unterwegs. NBA Live 95 auf dem SNES ist eines der meistgezockten Spiele in meinem Freundeskreis überhaupt. Ich wurde schnell Fan der San Antonio Spurs, den Kontrast zwischen Rodman und Robinson fand ich zum Piepen. ;-)

Hat sich dann gleich ganz gut entwickelt, denn während alle Welt auf Orlando Magic mit Shaq und Penny abfuhr, sicherten sich die Spurs heimlich, still und leise das Heimrecht durch die Playoffs. Nur war bei Hakeem dann leider schon Endstation - das Spiel habe ich damals live bei einem Kumpel in Schwarz-Weiß und ohne Ton gesehen, der hat via Antenne ansatzweise AFN empfangen. ;-)

Den ganzen Rummel um die Jordan-Rückkehr und den zweien Threepeat der Bulls habe ich dann intensiv mitbekommen. Habe mir damals auch die ganzen Finals live angeschaut.

Good Times! :-)

Ja, an die DSF-Zeiten erinnere ich mich auch noch dunkel...u.a. damals das Magazin mit Niels Jäger. War ne coole Zeit, weil es hier in Deutschland auch ein absolut neuer Trend war. Weiß noch als damals gefühlt jeder mit nem Bulls-Trokit rumlief; da bin ich mit meinem Suns-Trikot echt aufgefallen ;-)
Mit den Spurs hast du defintiv eine tolle und sehr sympathische Franchise rausgepickt. Die Twin Towers waren damals der Knaller und zu Duncan dann im Nachgang muss man wohl keine Worte mehr verlieren. Einer meiner Lieblingsspieler.

>- Jordan war ein überragender Sportler, sein Umgang mit den Mitspielern (der hier ja nur angedeutet wird), ging aus meiner Sicht aber viel zu weit

Ja, und IMO misst die Doku seiner schon krankhaften Besessenheit zuviel Anteil an seinem Erfolg bei. Sein teils asoziales Verhalten wird da unterm Strich ganz schon glorifiziert, als würde der Zweck die Mittel heiligen.

Ja, das stimmt leider. Jemanden anspornen und motivieren, ist eine Sache. Seine Mitspieler teilweise zu schikanieren, eine ganz andere. Naja, mit Horace Grant und I.Thomas hat er deintiv keine Freunde gewonnen.
Auch, dass er nun abstreitet, mit der Nicht-Berücksichtigung Thomas' etwas zu tun gehabt zu haben, obwohl anscheinend klare Beweise dafür exisitieren, macht ihn nicht unbedingt sympathischer.

>- Die Doku ist, nicht zuletzt da Jerry Krause schon tot ist, natürlich in gewisser Weise einseitig. Dass Krause als fetter Volldepp dargestellt wird, der alles auf dem Gewissen hat, ist sehr einseitig und respektlos. Wer es schafft, durch Scouting, Trades und Weitsicht solch ein Team zu formen, der ist schon ein Guter. Er schien sicherlich auch ein schwieriger Mensch zu sein (genauso wie Jordan), der beim Thema Sozialkompetenz so seine Probleme hatte, aber ihn so darzustellen, ist mir zu einfach

Das ist mir auch übel aufgestoßen. Krause ist der ideale Sündenbock - weil er tot ist. Dass Reinsdorf z.B. viel mehr für seine White Sox übrig hat und generell eher ein Billigheimer ist wurde kaum deutlich.

>- Jordan sagt, er wäre gerne noch auf Titel Nummer 7 gegangen. Ich frage mich: wie? Reinsdorf sagt, dass es alleine vom Finanziellen nicht gegangen wäre, da die Marktwerte explodiert seien. Ich denke auch, dass es rein vom Salary Cap gar night gegangen wäre. Pippen hätte mit Sicherheit nicht wieder für "so wenig" Gehalt gespielt. Oder liege ich mit meiner Salary Cap Vermutung falsch?

Ein Salary Cap gab es damals zwar - aber keine Luxury Tax, was die Gehaltsobergrenze zu einem ziemlich stumpfen Schwert machte. Wenn ein Teambesitzer mehr Geld ausgeben wollte, konnte er das ohne nennenswerten Nachteil tun - außer, dass er halt mehr Gehalt bezahlt als andere Owner. Worauf man auch erst mal Bock haben muss.

Aber grundsätzlich hätte Reinsdorf wohl allen hochdotierte Ein-Jahres-Verträge anbieten können.

Stellt sich dann nur noch die Frage, ob die Twin Towers (Duncan und Robinson) nicht eh ein ziemlich mieses Match-Up für die Bulls gewesen wären. ;-)

Das mit der fehlenden Luxury Tax hatte ich so nicht mehr auf dem Schirm, danke für die Aufklärug.

>- Zusammenbruch des Teams: Die Vereinsführung hat an die Zukunft des Teams gedacht. Die Schlüsselspieler hatten alle schon ihr Alter und quälten sich z.T. auch mit Verletzungen (Pippen) rum. Von den oben erwähnten monetären Problemen ganz zu schweigen.
>Nach der Bulls Zeit konnten weder Pippen noch Rodman jemals wieder an die alten Leistungen anknüpfen. Insofern hat die Führungsetage an sich sicherlich nicht komplett daneben gelegen. Klar, das Gezanke zwischen Krause und Jackson schien pures Machtspiel zu sein. Unabhängig davon sagt Jackson ja selber, dass er das Gefühl hatte, aufhören zu müssen.
>Das große Problem war, dass der Cut zu radikal und extrem war und die Neuverpflichtungen (auch in den Folgejahren) entweder Total Flops waren oder aber zu früh und ungeduldig weitergegegeben wurden, weshalb das Team radikal in den Keller gestürzt ist


IMO war der Zeitpunkt des Rebuilds nicht völlig verkehrt. Eine Saison hätten sie vielleicht noch im Tank gehabt, zumal diese ja durch einen Streik verkürzt war. Aber mental und physisch wirkten die schon alle ziemlich platt - man darf ja auch nicht vergessen, dass man eine viiieeel kürzere Sommerpause als andere Teams hat, wenn man dreimal hintereinander eine komplette Playoff-Runde spielt. Das laugt aus, hat man zuletzt ja auch anhand der Golden State Warriors gesehen. Irgendwann ist der Tank leer.

Ich würde Krause nur vorwerfen, dass er Spieler wie Pippen für zu austauschbar hielt. Es herrschte ja wohl der Irrglaube in ihm vor, dass man rund um Jordan innerhalb von ein, zwei Jahren ein weiteres Championship-Team hätte aufbauen können. Und das bezweifle ich: Pippen und Rodman waren viel mehr als nur Role-Player.

Sehe ich genauso. Pippen war absolut unterschätzt und sicherlich lange Zeit einer der abolut besten Spieler der Liga und Rodman wurde oftmals belächelt und als reiner Freak abgestempelt. Dabei ist er der vielleicht beste Verteidiger aller Zeiten und war immer ne Kampfsau. Man hat bei beiden aber gesehen, dass sie ihre besten Zeiten hinter sich hatten. Rodmann konnte danach (sicherlich auch altersbedingt) werder bei en Lakers noch bei den Mavs was reissen. Und Pippen war nach der Bull-Ära auch nur noch solide.

Andererseits wäre das hier eine sehr spannende alternative Timeline gewesen:
[https://bleacherreport.com/articles/2648096-tracy-mcgrady-says-he-was-nearly-traded-for-scottie-pippen-during-1997-nba-draft]

Dann hätte es wohl ohne Pippen keinen erfolgreichen "Last Dance" gegeben - die Bulls hätten jedoch ab 98/99 ein Team mit Jordan und einem blutjungen Tracy McGrady gehabt. So dumm war diese Idee von Krause IMO weiß Gott nicht - zumindest perspektivisch gesehen. Akut verziehen hätte man ihm diesen Move natürlich nicht.

Wäre interessant gewesen. Wo du T-Mac erwähnst: ist ja auch eine absolut ragische Figur mit seinen vielen Verletzungen


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