Thema:
... und mein Fazit flat
Autor: HomiSite
Datum:27.03.20 18:14
Antwort auf:Picard Fazit - Achtung, bin anspruchsloser TNG Fan von Amian_3rd

>NEGATIV:
>- Für mich ging das alles etwas sehr langsam los, ich hätte mir einen früheren und größeren Aufbruch in den Weltraum gewünscht. Hätte es die erste Zwillingsschwester wirklich gebraucht?


Nicht nur für dich! Die Serie kommt viel so lahm zu Potte, der ganze Pseudo-Pilotfilm (= ersten drei Folgen) wirkt losgelöst, allein durch die Zwillingsschwester. Und ich glaube, die hätte es wirklich nicht so gebraucht, zumindest wird in der Story nocht so krass viel mit Zwillingen angefangen. Und dass immer Zwillinge gemacht werden, stimmt doch auch nicht, oder? B-4, Data und Lore sind ja auch nacheinander konstruiert (laut Memory Alpha).

>- Die Attentäter Kommandos der ersten paar Episoden waren allesamt (!) lächerliche Idioten und deren Actionszenen belanglos.

Jo. Wahrscheinlich um Gelegenheitszuschauer zu ködern.

>- Es wurde nicht richtig aufgelöst was es mit der Mutter KI auf sich hatte, da hätten mir 3 Minuten mehr Erklärung ganz gutgetan.

Hab dazu schon wieder alles vergessen. Was war nun eigentlich die Mission von Soji und ihrer Schwester, als sie den Planeten verließen?

>- Was war denn jetzt die Rolle der Borg in dieser Serie? Der Würfel wurde so ausführlich eingeführt, die XBs, Hugh, Seven... war das nur fan service? Ich hatte gehofft das sie in der Handlung mehr sind als nur Beiwerk.

Ich hätte auch gedacht, dass die Borg mehr Bedeutung bekämen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich nicht ganz froh darüber bin. Das Rückgewinnungsprogramm als Idee war cool, ansonsten ist da echt nicht sooo viel passiert neben dem Fanservice. Der Transwarptunnel (?) klappte ja auch ohne Borgtechnik, oder?

>- Riker wird mal eben so wieder aktiviert und kriegt sofort eine krasse Kampfflotte zusammen, nachdem Picard so hart abgeblitzt ist und die Sternenflotten Chefin sogar von den Romulaner Geheimaktionen wusste?

Hab's schon wieder vergessen, aber wusste die weißhaarige Admiral Clancy wirklich davon? Abgesehen davon mochte ich Riker im Captain-Stuhl, egal wie mäßig sinnig es sein mag.

>- Das Oktagonale System, lange besprochen und dann sind sie noch nicht mal hingeflogen! Stattdessen hat sich die Androidin den Mind Melt beigebracht und kann die Botschaft 1:1 extrahieren? Das ist schon arg hingebogen und hat mir nicht gefallen. :/

Ja, das war ALLES extrem enttäuschend und/oder dämlich!

>- Ich habe den Zustand der Romulanischen Gesellschaft nicht verstanden. Die mussten evakuiert werden, das hat wegen des Syntheten-Angriffs nicht geklappt. Also leben sie in low-tech Ruinenstädten in Armut (sogar ein Senator), aber gleichzeitig haben sie diese Borg-Forschungsanlage und natürlich eine mächtige Angriffsflotte. Was denn jetzt?

Die Erläuterung von Lynne hatte ich auch nicht mehr so parat. :-)

>- Ich war sehr neugierig auf die Über-Syntheten aus der fernen Galaxie. Leider war das nur eine Art Roboter-Lovecraft Monster, ich hatte gehofft man könnte mit denen reden.

Ja, das war wieder ein Reinfall. Die richtig gefetzt haben die Robowürmer auch nicht, zumindest was man sah. Nicht einmal einen Cliffhanger gab es, dass diese Rasse jetzt um unser Universum weiß (so kamen die Borg ja IMO nur zu "uns", weil Q in der Pilotfolge von TNG herumpfuschte :-) ...

>- Ein SEHR langer Abschied von Data, dabei hatte mich der Tod von Picard viel mehr bewegt.

Die "Sterbeszene" von Data fand ich auch eher dröge, aber auch Picard war doch nicht wirklich bewegend, weil seit einer oder zwei Folgen bekannt war, wie er gerettet werden würde. Und da sein Körper quasi echt ist wie Sojis, ist da auch kein Drama um Menschlichkeit, finde ich,

>POSITIV:
>- Picard weckt sofort ein Gefühl von Vertrautheit, und kann gleich mehrmals seine typischen Humanismus Statements abgeben. Ach wie schön. :)


Und mindestens genauso oft wie ein seniler Trotzkopf durch die Kulissen humpeln ... Aber seine Ansprachen waren schon ganz gut, z.B. die an Soji, um sie zu überzeugen (wie "überraschend"), und sein Afterlife Talk mit Data.

>- Ich mochte die bunt zusammengewürfelte Crew, auch wenn man einiges schon gesehen hat. Captain Picard, eine kick-ass Kriegerin, Han Solo, eine drogensüchtige Superhackerin, eine nervöse Wissenschaftlerin und ein Samurai. Jeder von denen kriegt ein bißchen Nebenplot, aber ohne damit zu nerven.

Ich finde einige Figuren arg bemüht, aber in der gesamten Kombi ist es schon ganz nett. Schade, dass sie erst NACH Staffel 1 zusammenkommen! Soji <3 (und Seven sowieso).

>- Picard als französischer Menschenhändler war lustig.

Oh Gott! Rios ging noch, aber dann ...

>- Ich mochte die Hologramme, vor allem die Gruppenszene als sie alle zusammen helfen um dem Geheimnis des Piloten auf die Schliche zu kommen.

Fand ich arg nervig, diese Holos, wieder zu bemüht. Schade auch, dass das Geheimnis von Rios gar nicht so groß war und nicht im Holo-Verhör enthüllt wurde, sondern am Küchentisch.

>- die finale Konfrontation war dann tatsächlich nochmal spannend und mit den Orchideen-Fetzen sogar sehenswert, auch wenn man als medienerfahrener Gucker natürlich das Ende vorhersagen kann.

Abgesehen von den absurd mächtigen Orchideen gefiel mir das Getrickse da auch. Auch, dass Evil Oh nicht vorhat abzuhauen, als die Sternenflotte anrückt.

>- Schönes Wiedersehen mit einigen alten TNG Leuten. Picard, Riker, Troi, Data, Hugh.

Ja!

>So komplett gezündet hat es also für mich nicht. Die Grundstory war OKAY, aber hätte deutlich schneller in die Pötte kommen müssen. Picards Landhaus ist schön, aber langweilig. RAUMSCHIFFE, Mann. Ohne Weltraum taugt Star Trek für mich nicht.

Ich fand PICARD leider insgesamt ernüchternd. Wie du schreibst, hat es vieeel zu lange gedauert, bis es losgeht bzw. der eigentliche Plot feststand. Und dann war es auch schon quasi wieder vorbei. Die Mannschaft fand ich wie gesagt etwas durchwachsen, dass Raumschiff eher doof (kein Gefühl dafür), Picard manchmal zu tattrig (okay, er IST alt und krank). Die ganze Geschichte war nicht besonders einfallsreich oder spannend und viele Details sind halt faul, z.B. aus dem Finale:

- Der Reaktor von Rios sei geschmolzen. Die Lösung: Das unfassbar übermächtige Replikator-Holo-Werkzeug der Androiden flickt dann ein schnödes Kabelloch und alles geht sofort wieder!? WTF!

- Sexy Narissa hat sich also auf dem Borgwürfel nicht auf ein Schiff gebeamt, sondern aus Gründen irgendwo anders hin auf dem Würfel in ein Versteck ... Super fand ich auch, wie Narek der Stealth-Gott in den Schatten und mit starrem Blick ins Borgschiff schlich (okay, die Borg haben wohl keinen Anlass, es zu sichern bzw. ist der Würfel dann doch stark beschädigt).

- Was sollte denn die lahme Copy-and-Paste-Sternenflotte?! Früher sah man immer verschiedene Raumschiffklassen, jetzt war es faul zusammenkopiert wie die Orks im letzten HOBBIT-Teil. Vom fettesten Starfleet-Schiff, das Riker nun befehligt, kam nix rüber!

- Das "Machen Sie es so" der mörderischen Doktorin wirkte irgendwie fehl am Platz, oder?

- Ah, Soong hat einen Ausschalter für seine Altserienmodelle ...

- Bei Picards Erweckung waren nicht alle anwesend, warum? Hatten die anderen Schauspieler da gerade Urlaub?

- Raffi und Seven mit plötzlicher Lesbian Love ob Broken People ... haben ja unten WonderBoy etc. auch drüber gequatscht (die einmaligen Vibes zwischen den beiden hatte ich längt vergessen und waren wohl eher ein schlechter Witz).

- Spannende Fragen bleiben offen (für S02?): Was unternimmt die Sternenflotte nun wegen der Unterwanderung durch Romulaner? Was passiert mit den Borg und den Androiden? Machen die einen Planeten der Superbrains auf? Und wie gesagt: Kommt Skynet nochmal wieder ...?

Besser als das absurde DISCOVERY ist PICARD, aber leidet an einer einfallslosen Geschichte, lahmem Erzähltempo und so einigen Dümmlichkeiten. Maßlos enttäuscht bin ich nicht, aber insgesamt gut ist was anderes.

PS: Golem.de (okay, nicht die Serieninstanz :-D) gefällt's ([https://glm.io/147543]), Fazit:

>[...] Im Unterschied zu Star Trek: Discovery ist bei Star Trek: Picard das Ende der ersten Staffel nicht überhastet. Ein zu langsamer Start ist eher die Schwäche der Serie. Die ersten drei, vier Folgen sind geprägt von längeren Vieraugengesprächen, die zwar der Entwicklung der Hintergründe der einzelnen Charaktere dienen, aber mitunter etwas langatmig sind. Ab Folge vier und fünf gewinnt die Geschichte an Fahrt und wird immer spannender. Angesichts dessen, dass es sich um die erste Staffel einer neuen Serie handelt, können wir Star Trek: Picard dies aber verzeihen. Anders als bei Star Trek: Discovery spielen zahlreiche bekannte Figuren in der Serie mit, die es zunächst einzuordnen und in einen Zusammenhang zu bringen gilt - das mussten die Discovery-Macher nicht tun; dort wurde zudem auf eine detaillierte Charaktereinführung verzichtet.
>
>Verglichen mit Discovery ist Picard eine wesentlich ruhigere Serie. In beiden Formaten wird eine Geschichte über die gesamte Staffel erzählt, bei Discovery gibt es aber in beiden Staffeln wesentlich mehr Handlungsstränge, die am Ende zusammengeführt werden müssen. Star Trek: Picard legt mehr Wert auf die Hintergrundgeschichten der Figuren und hat entsprechend eine bessere Charakterentwicklung, dafür aber weniger Haudrauf-Action. In der ersten Staffel der neuen Serie führt das zwar zu Beginn zu einigen Längen, in der zweiten Staffel dürfte sich das aber ändern, da die Figuren nicht mehr eingeordnet oder eingeführt werden müssen.
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>Am Ende der ersten Staffel haben die Macher von Star Trek: Picard künftige Handlungsstränge offengelassen. Insofern lässt sich nicht absehen, welche Abenteuer Admiral Picard und seine Crew in der bereits angekündigten zweiten Staffel erwarten. Mit der ersten Staffel ist unserer Meinung nach eine gute Grundlage an interessanten Charakteren gelegt worden, die für kommende Folgen spannende Handlungen erwarten lässt. Einen Veröffentlichungszeitpunkt für die zweite Staffel gibt es noch nicht.


PPS: Genre-Blogger Wortvogel.de liegt eher auf meiner Wellenlänge ([https://wortvogel.de/2020/03/finale-star-trek-picard-spoiler/]), Fazit:

>[...] Das hier hätte ein Zweiteiler sein können, vermutlich sein müssen. Es war nie genug Stoff vorhanden, um das über zehn Folgen zu erzählen, stattdessen übte man sich im mühsamen Strecken. Und als Zwei- oder Dreiteiler hätte ich vielleicht auch verziehen, dass man nach großem Bohei mit frischem Captain und neuer Crew nach vorne schaut.  Dann wäre PICARD so etwas wie eine Variante von STAR TREK: INSURRECTION gewesen, dem die Staffel sowieso verdächtig ähnelt und bei dem Patrick Stewart ja ebenfalls schon die Fäden im Writers Room gezogen hat. [...]
>
>Als überdehntes und selbstverliebtes Ensemble-Drama, das alles neu machen will, sich aber vom Alten nicht lösen kann, muss PICARD jedenfalls trotz einiger netter Momente und klassischem Trek-Feeling eher als Rohrkrepierer gesehen werden, der allenfalls die beinhärtesten (und damit schmerzbefreitesten) Trekker überzeugt. [...] Fazit: Ein holperiger Abschluss mit ein paar schönen Momenten, der PICARD zumindest auf TNG-Niveau hebt, auch wenn er die Staffel in toto nicht retten kann.


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