Thema:
Vom Netflix-Killer ist nicht viel geblieben flat
Autor: deros
Datum:27.03.20 15:35
Antwort auf:Disney verabschiedet sich von Netflix, startet eigenen.. von Pezking

Es war ja bereits seit dem US-Start absehbar, aber wenn ich jetzt selbst durch Disney+ browse, wirken die im vergangenen Jahr allerorts verlautbarten Unkenrufe auf Netflix angesichts der großen Bedrohung durch Disney+ doch ausgesprochen lustig.

Disney+ ist ein schöner Service, keine Frage. Aber es ist unterm Strich doch arg einseitig aufgestellt: Für Familien und diejenigen, die leicht verdauliche Familienkost suchen, super. Aber darüber hinaus bietet es halt wirklich wenig. Nirgends wird das deutlicher als bei der Selektion an Serien - wahrscheinlich die Königskategorie eines jeden Streaming-Services, weil eine Serie nunmal viel länger an die Glotze bindet als ein Film. Mit wenigen Ausnahmen gibt es dort wirklich nur Kinderserien der Marke "für ältere Semester uninteressant" (was kein Bash gegenüber Kinderserien sein soll, da gibt es wirklich tolle, aber die meisten Disney Channel Produktionen sind halt eher Mist). Mit alten Folgen Ducktales, Darkwing Duck oder Chip & Chap kann man natürlich hervorragend Nostalgie befriedigen, aber will man das noch weitergucken, wenn nach ein paar Folgen diese Nostalgie gestillt ist? Ich in meinem Fall zumindest eher nicht. (Das neue Ducktales ist allerdings super und viel besser als das Original, Hut ab).

Bei den Filmen ist es ähnlich: Natürlich sind die Disney- und Pixar-Produktionen über jeden Zweifel erhaben, die Star Wars- und Marvel-Sachen unheimlich populär. Aber man kann halt auch nicht jeden Tag Disney, Star Wars oder Marvel gucken. Das ist dann nicht nur arg einseitig, sondern hat man den Fundus dann auch recht schnell einfach durchgeguckt.

Die Einschränkung auf familientaugliche Ware schränkt Disney+ meiner Meinung sehr stark ein. Es wird dadurch eher zu einem Service für eine recht speziell eingegrenzte Zielgruppe als für die große Gesamtheit. Meine Mutter findet bspw. auch auf Netflix viele Filme und Serien, die sie gerne gucken möchte. Ich wüsste aber nicht, was sie bei Disney bei der Stange halten sollte. Marvel und Star Wars ganz sicher nicht. In den USA ist die Taktik ja glaube ich so, dass Familienware auf Netflix landet, während der Rest bei Hulu landet. Man also im Gesamtpaket einen Service erhält, der alle Bedürfnisse befriedigt. Aber in Deutschland fehlt Disney das Hulu-Äquivalent.


Das soll alles btw nicht heißen, dass Disney+ schlecht sei. Nur aus dem Blickwinkel des Netflix-Killers zu dem es oftmals erhoben wurde (und was wahrscheinlich auch nie der eigene Anspruch war), wirkt es doch etwas dünn.


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