Thema:
Re:... und fasst es eigentlich ganz gut zusammen... flat
Autor: token
Datum:28.01.20 10:23
Antwort auf:Re:... und fasst es eigentlich ganz gut zusammen... von Pezking

>>Wie das verargumentiert wird, fand ich aber ziemlich einfältig. Kontext von TNG ist ja auch der seinerzeit vorherrschende Zeitgeist. Der kalte Krieg war vorbei, selbst solche Zwiste waren offenbar lösbar, Demokratie auf dem Vormarsch, der Glaube an eine bessere Zukunft war gegeben.
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>Die erste Staffel von TNG erschien 1987.
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>Ein Jahr vor Rambo III.
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In Rambo II gewann John den Vietnamkrieg wenn man so will.
Ich weiß nicht ob gerade Rambo als Fallbeispiel für mediale Reflektion von aktuellem Politgeschehen taugt ;)

>Da fing der Eiserne Vorhang erst so langsam an zu bröckeln. Perestroika war noch nicht mehr als ein frisch entzündeter Hoffnungsfunke. Und die Produktion der ersten TNG-Staffel begann natürlich noch ein gutes Stück früher.
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Die Mauer fiel 1989. Da hat es nicht einfach Schnipp gemacht, das war ein Prozess wo gemeinhin gesagt wird, der 85er-Gipfel sei der Anstoßpunkt gewesen und Gorbatschow halt der Keyplayer, der bspw. auch Abrüstungspläne weiter forcierte, obwohl die Amis nicht gerade positiv eingelenkt haben.
Nee, das waren schon hoffnungsvolle Zeiten und die Entspannungsbemühungen waren da schon sichtbar im Gange.

Davon ab, ist dieser Beschuss von Utopia auch nichts was ich mir hintenrum argumentativ gerade rücken möchte. Ich hab diverse Posts zu Orville geschrieben, wo es genau darum ging dass ich das Utopia von TNG als größtes Problem für einen modernen Reboot betrachte, und die Selbstironie von Orville als passendes Vehikel um diese Problematik zu entzerren. Nur ist Comedy für Picard halt keine Option gewesen.

Und schlussendlich noch paar Folgegedanken zu anderen Kritikpunkten. Etwa dem Aspekt Science. Natürlich ist die Supernova ein alberner asspull, allerdings auch nicht auf dem Mist von Picard gewachsen. Die Terrorandroiden mit Sippenhaft schon eher. Da sehe ich aber auch kein Problem.
Und was Picards Beziehungen angeht, so hatte er durch Troy die Beratung und die persönliche Bindung afair noch am ehesten zu Crusher. Riker war Partner auf Augenhöhe. Er war aber auch der Cap, und nicht mit einer Kumpelbande unterwegs. So hat am Ende doch jeder der Crew seinen Tadel abgekriegt, dennoch hatte er auch zu allen besondere Bindungen, inwiefern da Data besonders abfallen sollte weil er hier und da wieder in die Spur gebracht werden musste ob seiner Eigenheiten verstehe ich nicht. Das musste Picard auch regelmäßig mit Worf machen. Wesley bekam dauernd auf die Mütze, dennoch war Picard Vaterfigur. Geordi hat mit einem Loveinterest die Sicherheit der gesamten Crew gefährdet.

Und mal zur grundsätzlichen Ausrichtung von TNG.
Ich empfand das schon immer als Ethikunterricht im Wissenschaftsgewand, und nicht als Wissenschaftsunterricht mit philosophischen Tagestouren. Wissenschaft war ein Zweckvehikel, Ethik und Philosophie aber klar ersichtlich der erzählerische Antrieb.
Und das wenig subtil. Vom Start weg die Menschheit auf der Anklagebank mit einem Gottwesen auf dem Richterstuhl. Science? I beg you please...

Ich empfinde die Kritik von RLM aber auch nicht als Verriss, ein "I didn't hate it" ist im Kontext der Gruppe bei solchem Childhood-Nerdstuff schon eine Adelung, und die Jungs sind halt auch gerne nitpicky wenn sie anfangen rumzukaspern.


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