Thema:
Re:Ich glaub das ist relativ leicht zu erklären flat
Autor: waldmeister
Datum:26.12.19 14:18
Antwort auf:Ich glaub das ist relativ leicht zu erklären von tralalu

>>Dein Text ist schon die zweite negative Darstellung des Films nach der von G‘Kyl im Spoilerthread*, die ich auf einer rein rationalen Ebene voll unterschreiben würde. Und doch hat das Teil bei mir rein emotional fast sofort gezündet. Muss mal meine Gefühle erforschen, woran das liegen kann.
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>Die audiovisuelle "oberflächliche" Gestaltung macht extrem viel der Star Wars Identität aus. Lichtschwerter, kreischende Tie Fighter, die John Williams Musik, das Pacing, die Art des Humors, die Formensprache, etcpp
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>Da war Star Wars seit dem ersten Teil nicht nur Weltklasse, sondern auch einzigartig UND bahnbrechend - man kann in der OT wirklich in jedem einzelnen Frame irgendein ikonisch gewordenes Gestaltungselement finden, egal ob es ein Setelement, ein Soundeffekt, eine Dialogzeile, eine Bildkomposition oder sogar ein Schnitt ist. Der Einfallsreichtum von SW, und dessen Einfluss danach, ist eigentlich kaum zu überschätzen. Die VFX Branche zehrt bis heute, 40 Jahre später, immer noch so sehr von dem was George Lucas und sein göttliches Team damals gezaubert haben.
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>Die emotionale Bindung des Publikums an diese Motive, Symbole und Chiffren ist stark wie bei wenigen anderen Filmreihen. Bis heute reichen die Handvoll ersten Noten des "The Force" Musikthemas, um bei mir (und bei dir wahrscheinlich auch) eine Gänsehaut zu verursachen. JJ Abrams macht davon hier genau so wie bei seinem Star Trek sehr großzügig Gebrauch, er wickelt die Zuschauer in die wohlig warme Kuscheldecke der glücklichen Kindheits/Vergangenheitszitate ein und löst Schlüsselreize aus en masse. Das ist ja jetzt erstmal nichts neues, den Trick kennt ja jeder und wenn mans nicht übertreibt dann ist das auch kein Verbrechen.
>Für viele im Publikum reicht das aus, um für den Moment glücklich zu werden (ich selber nehme mich da gar nicht mal so sehr aus). Und wenn der Film einfach nur schnell genug und oft genug mit Reizen flutet, dann wird man in dem Strudel an schönen Bildern und Sounds und Erinnerungen und projezierter Emotion auch nie fallen gelassen und kann auch echten, ungelogenen Spaß dran haben.
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>Vielleicht bist du ja jemand der eine starke emotionale Bindung zu Star Wars hat, bei dem diese Emotionen besonders intensiv werden und dem dann dieses warme Gefühl reicht, um nicht aus dem Film gerissen zu werden. Vielleicht bist du jemand dem es wichtiger ist, dass der richtige Star Wars Ton und das Star Wars Gefühl getroffen wird, und weniger ob der Film unabhängig davon eigenständig ist. Vielleicht bist du jemand der auch willens ist diese Transferleistung zu bringen. An all dem ist auch erstmal überhaupt nichts verkehrt.


Du beschreibst meine Bindung perfekt :-)

>Be mir war das vielleicht früher mal so, aber meine jetzige emotionale Bindung zu Star Wars ist halt auch einfach nicht mehr so stark. Und wenn man dann aber hinter die glänzend-warme Oberfläche des Apfels schaut, ist TROS einfach hohl und faulend.

War es das nicht auch schon früher?

>Oft vergessen wird nämlich dass es die Originaltrilogie, Blockbuster hin oder her,  durch exzellente Storyarbeit nämlich geschafft hat, all diese oberflächlichen Qualitäten auch mit thematischer Bedeutung, Emotion, dramatischem Gewicht und Charakter aufzuladen. Wenn wir Luke, Leia, Han, Chewie, C3PO, R2D2, Lando, Yoda, Obi-Wan und Darth Vader sehen verbinden wir ja mit diesen Figuren nicht nur die tollen Designs und Sounds, sondern wir haben echte Empathie mit ihnen und ihren Abenteuern, Problemen und Herausforderungen empfunden - weil die Filmemacher sich damals die Mühe gemacht haben uns diese zu zeigen. Als Zuschauer haben wir damals diese emotionale und geistige Arbeit geleistet. Und deswegen ist Star Wars nicht nur ein One-Hit Wonder gewesen, sondern ist für uns bis heute relevant und emotional.
>Die Tattooine Doppelsonnen sind nicht nur hübsch anzugucken, sonder sie sind ein so wunderbares Symbol für Luke Skywalker und seine Geschichte geworden WEIL WIR SIE MITERLEBT UND MITGEFÜHLT HABEN.


Ist das aber nicht etwas was durch Jahrzehnte geaachsen ist? Gerade die Story von 4 ist doch absolut nichts Neues, sondern einfach nur in eine andere Welt gegossen.

>Was leistet nun aber TROS?
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>Das ist mein Problem mit diesem "Film". Ich persönlich kann halt nicht länger als 20 Minuten mit JJ Abrams und TROS kuscheln. Danach muss er auch etwas schaffen, IRGEND ETWAS, irgendeine minimale Leistung muss beigetragen werden. Das kann von mir aus konzeptuell sein. Dramatisch. Character-bezogen. Emotional. Das kann von mir aus auch ne kitschige Message sein.
>Alles was TROS emotional und dramatisch gelingt, ist "Eigenleistung" des Zuschauers und basiert auf der Arbeit die TFA und TLJ, und natürlich alle anderen SW Filme vorher geleistet haben. (Man erinnere sich bspw. daran wie JJ Abrams selber Figuren wie Rey eingeführt hat in TFA. Da leistet er zumindest was)
>Selber tut TROS aber nullkommanix an Drama und Emotion beisteuern, er nimmt ab und zu große Wörter in den Mund aber es ist nur heiße Luft. Das einzige was der Film unter der aufregenden, polierten Oberfläche leistet ist ein wirklich minimalstes Grundgerüst an dummem Plot, achtlos hingerotzt.


Könnte man auch zu 6 schreiben :-)

>Das ärgert mich denn ich haben selber gesehen, selber erlebt wie gut Star Wars sein kann.

Ich liebe es wie es ist. Mit all seinen Höhen und Tiefen.
Jede Trilogie hat für mich echte Highlights:
Prequels: episode 1
Original: episode 5
Sequel: episode 9

Kein Grund irgendwas oder jemanden zu hassen und zu beleidigen.

Ich habe meine Fantasie, um bestimmte Dinge auszumalen. Das war als Kind schon so und das habe ich mir erhalten. Ich brauche und möchte auch keine Erklärung für alles und jeden in einem Märchen.


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