Die kürzlich erschienene Staffel 4 hat "nur" zehn Episoden; ich hab weiter auf Englisch mit englischen UT geschaut (dass diese immer nur inklusive Beschreibungen für Gehörlose vorliegen, nervt etwas).
Es war wieder eine unterhaltsame Staffel, auch weil The Expanse eine ziemlich einzigartige Serie ist (gibt aktuell ja eh kaum Weltraum-SF). Ob Amazon das Budget erhöht hat, kann ich rückblickend nicht sagen - zumindest gibt's weniger geldsparende Szenen in der Schwärze des Weltraums.
Aber: Erzählerisch wurde leider die Handbremse gezogen! Keine Ahnung, wie sehr das von den Büchern kommt (sollen die nicht auch schwächer geworden sein?) bzw. welche Bücher mit Staffel 4 adaptiert wurden. Es fällt eigentlich eher rückblickend gegen Ende auf, aber da es halt im Vergleich zu früher drei Episoden weniger sind, dann doch einigermaßen schwer! Sehr schade und durchaus enttäuschend!
Dazu spoilerige Ausführungen:
- Ein Großteil der Staffel spielt auf dem neuen Planeten, die einzige der neuen über 1300 Welten, die man zu sehen kriegt. Dafür ist es leider meist ziemlich öde dort. Das fetteste Budget gibt's nicht angesichts der 90er Style Planetensiedlung. Der Konflikt zwischen den Belter-Siedlern und dem Inner-Konzern ist ganz gut, aber teils auch forciert eskaliert (z.B. die Erschießung des ersten Belters durch den Konzern-Obermacker). Dramatisch, aber auch lustig war hingegen dann die Eskalation der Gefahren von Erdbeben, Flut, Parasit, Schnecke.
Jedoch täuschte dies darüber hinweg, dass das Geschehen auf dem Planeten doch eher bedeutungslos war, oder? Vielleicht hab ich einiges verpeilt, aber es wurde nicht klar, für was der Planet und dessen Bauwerke gut waren und was durch die Aktivierung am Ende passieren sollte (z.B. auch der sich bewegende Bohrturm)! Diese merkwürdige Sphäre, irgendwie eine "Bombe" oder Teil der mysteriösen Feinde der Protomolekül-Erschaffer, blieb schlussendlich auch ohne Relevanz. Außer dass das Durchfallen eines Menschen offenbar alles ausschaltet, irgendwie. Am Ende ist nun also die Miller-Entität weg und damit auch Holdens heißer Draht.
- Die großen Parteien der Serie waren diese Staffel leider wenig miteinander verbunden.
- Präsidentin Avasarala wird etwas machtgierig, bleibt aber alles in allem integer (für Politiker :-D) und verliert am Ende doch die Wahl (und evtl. ihren Ehemann). Am Ende chillt sie auf dem Mond. What's next for her?
- Bobbie bekommt einen teils schmerzhaft klischeehaften Kriminellen-Handlungsbogen. Spannend hingegen, wie der Mars innerlich zusammenfällt ohne den Kalten Krieg mit der Erde! Am Ende bittet Bobbie Avasarala um Hilfe und warnt vor dem instabilen Mars, aber da ist die Erdenpräsidentin schon nicht mehr im Amt ...
- Drummer und Ashford als Befehlshaber der Ringstation müssen den brüchigen Frieden zwischen Erde, Mars und den OPA-Fraktionen wahren. Ganz unterhaltsam, aber schlussendlich wirft Drummer alles hin - what's next for her? - und der coole Ashford stirbt durch den charismatischen Aufrührer Inaros (dessen Background als Vater von Naomi Nagatas Sohn gab mir wenig und ich hatte auch keine Erinnerungen an frühere Staffeln dazu). Ashfords Tod war mäßig: Eigentlich hatte er ein Schiff, dass Inaros notfalls hätte kaputtschießen können. Auch hätte er Inaros abknallen können, wollte es aber vor dessen Sohn nicht - oder weil er irgendwie noch herausfinden wollte, was Inaros plant. Dies gelingt ihm, trotzdem fliegt als großer Cliffhanger ein mit Mars-Schwarzmarkttechnik getarnter Asteroid auf die Erde zu ...
- Wo steht die Serie nach S04 also? Ein Großteil der Hauptfiguren hat keine zentrale Aufgabe mehr oder ist tot. Beim Protomolekül, desses Erschaffer und deren Feinde gab es quasi keinerlei Fortschritte. Bei der Besiedelung der Welten auch nicht. Am Ende fliegt (mal wieder!) ein Geschoss gen Erde und droht neben Massenvernichtung auch den brüchigen Frieden zu zerschmettern. Mal sehen, wie weit The Expanse dabei geht: Erde dann auf Rachefeldzug gegen alles und jeden inkl. geschwächtem Mars? Avasarala wieder zurück im Amt, weil die Regierung beim Einschlag des Asteroiden umkommt? Drummer, Bobbie und die Besatzung der Roci können derweil aktuell kaum etwas bewirken.