>> Der ausgedachte Film erklärt mir direkt ein paar Logiklöcher die ich in der
>
>imo viel zu abwegig, dass das alles Hirngespinste waren. Das würde den Zuschauer auch maximal frustriert zurücklassen, da es dann ja eigentlich nix zum Joker gegeben hätte, außer ein paar Fantasien.
Mir gefällt, dass man den Film so lesen kann bzw. dass man dem Publikum gewisse Zweifel dahingehend lässt, was jetzt wirklich passiert ist und was nicht. Z.B. wirkt auch der Mord an der Mutter merkwürdig „konsequenzlos“. Da wird eine Patientin, die an den ganzen Maschinen hängt, unter einem Kopfkissen erstickt und niemand bekommt etwas davon mit? Auch die beiden Detectives, vor denen Arthur am Schluss abhaut, wirken erstmal recht chillig und scheinen erst durch seine Flucht zu raffen, dass er irgendwas auf dem Kerbholz haben muss. Kann es echt sein, dass der Zwerg nicht schnurstracks zu den Bullen gerannt ist, nachdem sein Arbeitskollege abgestochen worden ist?
Dennoch würde ich im Einklang mit dir davon ausgehen, dass die zentralen Beats der Geschichte — Arthur lebt mit der Mutter, diese hat irgendeine Verbindung zur Wayne-Familie/einen an der Waffel, Arthur wurde misshandelt, seine Medis werden abgesetzt, er schießt die Wallstreet-Assis über den Haufen, wird zum Joker bzw. einer Ikone des „Aufstands“, ballert Rob in die Birne, badet in der anarchischen Menge usw. — wirklich passiert sind.
Gerade wenn ich an die von Pezking kritisierte Montage denke, in der Arthurs imaginäre Freundin als solche entlarvt wird: Wir haben also eine Lovestory mit einer Nachbarin, die als reine Vorstellung enttarnt wird, als die real existierende Nachbarin über Arthurs Anwesenheit in ihrer Wohnung entsetzt ist und ihn nicht/kaum zu kennen scheint („Your name is... Arthur... right?“). Wenn der komplette Film eine reine Wahnvorstellung ist, müsste auch dieser Reveal wieder nur vorgestellt gewesen sein, die Nachbarin in Wirklichkeit gar nicht existieren. Die Lovestory wäre dann also eine Wahnvorstellung, die innerhalb einer Wahnvorstellung als Wahnvorstellung entlarvt wird?
Und wieso legt man dann so großen Wert darauf, per extra eingefügter Montage dem Publikum ins Gesicht zu brüllen „ES WAR NUR VORGESTELLT!!!!!einself“, wenn der ganze Film als hochsubtile, doppelbödige Angelegenheit gedacht ist?
Für mich hat diese „Ist der Film nur vorgestellt?“-Frage eher etwas von einem Gedankenspiel, das gut zur wahnsinnigen Natur des Protagonisten und dem Konzept des Films als „Capriccio“ oder „Variation auf das Thema Joker“ passt, aber nicht zwangsläufig dazu gedacht ist, positiv beantwortet zu werden. So ein bisschen wie die Frage „Ist Deckard ein Replikant?“ in Blade Runner. Könnte sein und wäre sooooooo „Métal Hurlant“, aber die Antwort darauf ist eigentlich nicht wirklich wichtig.