Thema:
Halbgar, mit verschenktem Potential (Spoiler) flat
Autor: thestraightedge
Datum:26.08.19 09:38
Antwort auf:Dragged Across Concrete [Kino] von Fred LaBosch

Der Film ist einfach in Phasen viel zu lang. Es gibt sehr intensive, sehr fulminante Szenen, die sich durchaus auch Zeit lassen - der Standoff am Ende z.B. gehört dazu.

An anderen Stellen wirkt der Film schon fast fremdschämig zerfahren. Tlw. sind die Szenen einfach zu lang - aus 3 Minuten einfach 12 Minuten machen, weil mans kann oder eher: weil man meint es zu können, ist imo in Teilen zu wenig.

Auch einige Sideplots wie der der Mutter, welcher der Schädel weggeblasen wird: meine Güte, wie überflüssig?

Der Build-Up mit dem maskierten Räuber ist imo auch obsolet und führt zu nichts; weder hat das nennenswert Einfluss auf den Heist, noch gibts irgendwie ein von mir erwartetes lohnenswertes "Reveal" zu seiner Person und seinem Schaffen, nachdem er immer wieder wahllos mordend gezeigt wird. Die Truppe bleibt einfach komplett flach.

Apropos überflüssig: ich halte die Gewaltdarstellung, anders als bei Cellblock 99, für komplett deplatziert. Es ist eigentlich ein Heist-Thriller und Krimi. Da passen abgeschossene Köpfe, Verstümmelungen und Ausweidungen einfach nicht rein, es sei denn, man will unbedingt eine gewisse Klientel mit genau der Erwartungshaltung bedienen.

Handwerklich fand ich auch einige Dinge doof. Ich bin echt nicht pingelig was Plotholes und Anschlussfehler angeht, aber: mitten in der Nacht verfolgt man den Van, parkt vor dem Unterschlupf, Mel steigt aus, läuft 50 Meter zur Baustelle: bam, taghell, also nicht mal Dämmerung, sondern: 14h Mittags. Es geht dann morgens zum Bankraub, man nimmt die Verfolgung auf, bam, 3 Szenen später: tiefste Nacht. WTF? Hat der Van nicht nur Schießscharten, sondern auch einen Fluxkompensator eingebaut? Oder sind die ohne zu tanken durch die kompletten Staaten gereist, unerkannt, trotz auffälliger Markierung und Zeugen an der Bank? Auch das nervige "verfolgt uns jemand?"-Gefrage an die Handlanger, denen eh niemand der Profis traut, ist doch ziemlich absurd, denn bei all der Planung HÄTTE man wohl eine eigene Möglichkeit für den Blick nach hinten geschaffen.

Dass die beiden Pros die Geisel so auf sich zukrabbeln lassen... unwahrscheinlich, aber geschenkt.

Auch ist erstaunlich, dass der Plot (Suspendierung, Überwachung, Verfolgung, Standoff) eigentlich auf einen Viertel Bierdeckel passt - der Film aber stramme 159 Minuten geht.

Hätte mit 120 Minuten und weniger Chi Chi durchaus ein toller Film sein können, auch weil das Polizisten-Duo super funktioniert.

5/10 Patronenhülsen


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