Thema:
Re:Bloomberg: SW mobilisiert junge Generation zu wenig flat
Autor: Pezking
Datum:08.08.19 14:53
Antwort auf:Re:Bloomberg: SW mobilisiert junge Generation zu wenig von Corben Dallas

>>Meine krokante These: Eigentlich war Star Wars mit der OT schon auserzählt. Und bislang hatte niemand eine zündende Idee, wie man die damalige Begeisterung mit neuen Ideen dauerhaft frisch halten kann (und jetzt kommt bitte niemand mit dem albernen EU). 36 Jahre nach ROTJ stellt sich da schon die Frage, ob das überhaupt noch ein realistisches Ansinnen ist.
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>Dass die Geschichte auserzählt war, sah man schon an den Teilen 1 - 3.
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>Man könnte sicher spannende und interessante Storys in dem Universum erzählen, wenn man sich von dem ganzen alten Ballast trennen und frische Geschichten mit neuen Charakteren erzählen würde, die mit dem Zeitraum bzw handelnden Personen der OT in keinem Zusammenhang mehr stehen würden.
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>So läuft es am Ende dann doch immer wieder auf Darth Vader, Luke Skywalker, Han Solo, Todesstern und Co raus.


Ja, das ist halt die Crux. Star Wars lebt letztendlich genauso von Nostalgie wie Zurück in die Zukunft. Nur war und ist Star Wars dabei halt so überlebensgroß, dass man sich nicht vorstellen kann, dass es irgendwann mal wieder weggeht oder sich selbst überdauert hat.

Lucas hat mit den Prequels tatsächlich viel Neues ausprobiert. Aus kreativer Sicht gesehen hat er dabei sogar herausragend gute Arbeit abgeliefert. Aber inhaltlich war es halt leider der letzte Bums. Absolut leblos und amateurhaft erzählt. Für eine inhaltlich gelungene Cartoonserie hat es im Windschatten noch gereicht, aber das war es dann auch schon.

Dann setzte Disney für TFA alles auf die Nostalgiekarte. Und siehe da: Ein haarsträubender Boxoffice-Erfolg, der die kühnsten Erwartungen übertraf. Nur merkten die Leute kurze Zeit später, dass sie da eigentlich nur einem mäßig inspirierten Stellvertreter der OT zugejubelt haben. Ein insgesamt gelungenes Kinoabenteuer, aber halt letztendlich viel zu zahm und auf Nummer Sicher getrimmt.

TLJ ging dann einen Schritt weiter und spann den Werdegang der altbekannten Helden (sofern noch am Leben) weiter. Und nahm dabei Überraschungen für das Publikum in Kauf. Die meisten Zuschauer gingen gewohnheitsgemäß wieder ins Kino, weil Star Wars, und machten sich darüber keine großen Gedanken. Ka-ching, großer Erfolg. Leidenschaftlichere Fans hingegen betrachteten das Geschehen auf der Leinwand genauer, und manche davon begrüßten den (vordergründig) frischen Wind, während andere den Film als Affront betrachteten.

Dieser Cut ist nun entscheidend: Um mit einem Film über eine Milliarde Dollar einspielen zu können, muss dieses Werk absolut massentauglich sein. Solche Filme leben nicht von passionierten Freaks, sondern vom Casual-Publikum. Weil nur letzteres überhaupt so viele Ärsche in die Kinosessel setzen kann.

Das war für TLJ noch kein Problem. Aber die Einigkeit im Publikum ging verloren. Star Wars war plötzlich kein uneingeschränktes Konsens-Happening mehr für alle Altersgruppen.

Ich glaube, aktuell ist der weitere Erfolg von Star Wars nicht mehr so vorprogrammiert wie noch 2015. Er ist optional geworden. IMO ist das aktuell kein Qualitätsproblem. Viel mehr befürchte ich, dass sich nun, mit fast vier Jahrzehnten Verzögerung, so langsam die Überzeugung durchsetzt, dass Star Wars doch nur ein zeitgenössisches Phänomen war, das unwahrscheinlich lange nachhallte.

Too big to fail.

Das ganze Universum eignet sich natürlich weiterhin für gescheite Fiktion. Aber um diesen speziellen Eventcharakter muss auch Star Wars mittlerweile echt kämpfen. Der ist im Franchise nicht mehr automatisch eingebaut.

Mit Nostalgie alleine fängt man Millenials jedenfalls nicht so leicht ein.


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