| Gestern gesehen - keine Spoiler |  |
Gestern gesehen, frische Eindrücke:
"Once upon a time in Hollywood" ist eine hoch unterhaltsame, langsame und sehr episodenhafte Märchen-Collage, ein Sittengemälde, eine Hommage an Hollywood, an Los Angeles, ans Filmemachen und an Sharon Tate. Dieses Märchen ist hyperreal - Fiktion und Wirklichkeit werden auf eine Weise miteinander vermischt, dass es schwer fällt sie klar voneinander zu unterscheiden.
Das heißt aber auch: wie sehr man den Film genießt und versteht hängt stark davon ab, wieviel man in den Film mit bringt. Ich glaube es macht Sinn zumindest die groben Umrisse des Charles Manson Massakers und der Beteiligten zu kennen, wenn man reingeht.
Darüberhinaus ist der Film natürlich vollgestopft mit Anspielungen und Darstellungen einer lange vergangenen Ära Hollywoods, mit ihren Figuren, Filmen, Songs und Popkultur - YMMV! Es gab Leute im Screening die sich da ein bisschen gelangweilt habe.
Es ist kein Film der mich aufgrund seiner stringenten Handlung sofort in seinen Bann zog - dafür passiert in der ersten Stunde einfach zu wenig, ist das Erzähltempo zu langsam und mein Kenntnisstand über diese Ära zu gering.
Aber jede Szene für sich ist unterhaltsam und spaßig, die Figuren (insbes. Rick und Cliff/Dicaprio und Pitt) so lebendig, dass ich mich während dieser über zweieinhalb Stunden trotz des Erzähltempos niemals gelangweilt habe. Ich glaube ich kann aber nachvollziehen wenn das nicht jedermanns Sache ist.
Nach und nach verdichtet sich dann aber ein wahnsinnig lebendiges Bild von dieser (Traum)Welt und ihren Figuren - und entlädt sich dann in einem großen Finale voller absurder, wahnsinniger Tarantino Ikonografien. Großes Kino!
Allgemein ist die Inszenierung natürlich allererste Sahne. Viele Szenen in "OIATIH" reihen sich da nahtlos ein mit dem allerbesten was Tarantino bisher geschaffen hat, und allen voran Leo DiCaprio brilliert mit echter schauspielerischer Vielschichtigkeit.
Man muss schon klar sagen, auch wenn's banal klingt: "Once upon a time in Hollywood" ist ein Film den nur Quentin Tarantino so machen könnte. Alleine dafür lohnt es sich wahrscheinlich ihn zu sehen.
Randnotizen:
- DiCaprio ist fantastisch, und spielt, kurzgesagt, eine Rolle in der er eine Rolle spielen soll, ohne aber immer in der Lage zu sein diese Rolle zu spielen.
- Die Chemie zwischen DiCaprio und Pitt ist ein echtes Highlight des Films. Viele großartige und witzige Szenen.
- Der Cast ist durchweg super, insbesondere eine Kinderdarstellerin ist der totale Wahnsinn!
- Die Inszenierung von Sharon Tate fand ich überraschend, toll, aber sicherlich etwas kontrovers. Bin gespannt wie andere das finden werden.
- Der Film wird wahrscheinlich ein superguter "Hangout" film, den man beim trinken gut nebenbei drei Stunden lang laufen lassen kann. :)
LG
tralalu