Thema:
Final Cut (2019) flat
Autor: Schlomo
Datum:16.07.19 09:53
Antwort auf:Apocalypse Now [Film] von Knight

Es läuft ja gerade eine vom Meister neu geschnippelte Version in den Kinos (und bald auch auf UHD Blu-Ray etc.), die von der Länge her zwischen Kinoversion und Redux liegt. Ich muss allerdings zugeben, wenn ich das nicht gewusst hätte, hätte ich nicht gemerkt, dass hier im Gegensatz zu Redux ca. 15 Minuten fehlen.

Alle markanten Sequenzen, die damals dazugekommen sind (Playmate-Show, französische Plantage), sind auch diesmal an Bord. Und ich würde sie auch nicht missen wollen, da sie sich perfekt in das Ganze einfügen.

Ansonsten: Was für ein Film! Voice Over werden ja heutzutage oftmals als plump angesehen, aber wie Coppola immer zwischen den absurden Episoden und der Bootsfahrt mit Willards Kommentaren aus dem Off hin- und herwechselt, der langsam das Dossier über Kurtz durcharbeitet, ist einfach genial.

Ebenso der Aufbau von Kurtz als Phantom, als Dämon, sein Monolog "ohne Gesicht" (weil dies im Schatten verborgen bleibt), und wie er sich dann als Übermensch und armes Würstchen gleichzeitig entpuppt... Apocalypse Now ist zweifelsohne eines der größten Kunstwerke, die das Medium hervorgebracht hat.

Gleichzeitig fällt mir aber immer mehr auf, wie problematisch es auch ist, den Krieg als Unterhaltungsfilm zu inszenieren. Gerade weil er in vielen Szenen auch wirklich witzig ist. Da können Kriegsverbrechen und Menschenverachtung schonungslos gezeigt werden, aber irgendwie wirkt alles gleichzeitig wie ein aberwitziges Abenteuer. Beim Walkürenritt bekommt man schon mal Gänsehaut, während die Strohhütten zerbombt werden. Es ist wohl eine der Herausforderungen an den Zuschauer, sich hier nicht unreflektiert mitreißen zu lassen, sondern die Attraktivität als Audruck der Verführungen zu erleben, denen die Protagonisten erliegen.


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