| Chris the Swiss |  |
[https://vimeo.com/280354836]
Vor ein paar Wochen in der Pupille gesehen (Studi-Kino in Frankfurt/Main mit toller Filmauswahl, s. Murer-Thread).
"Dokumentarfilm" (mit viel Trickfilm/Zeichnungen) von Anja Kofmel, die recherchiert, wie ihr Cousin Christian, der als Kriegsberichterstatter in den Jugoslawienkrieg gezogen ist, zum Söldner in einer rechten Paramilitär-Gruppe wurde und irgendwann erdrosselt aufgefunden wird. Sie trifft andere Journalist*innen, reist selbst auf den Balkan, trifft Veteranen und ehemalige Söldner, besucht Orte, an denen er gewesen ist und versucht anhand seitenlanger Aufzeichnungen von ihm selbst zu begreifen, was geschehen ist.
Unglaublicher Film, die Story kannst du dir echt nicht ausdenken, mit einer undurchsichtigen Hauptfigur, die Journalist ist/sein will, sich aber mit siebzehn (!) schon durch das Apartheidregime an der Waffe ausbilden lässt und kurz vor seinem Tod weniger Journalist zu sein scheint, als Kämpfer für eine fragwürdige Gruppe, die sich v. a. aus ausländischen, rechten Söldnern zusammensetzt. Es wird zwar angedeutet, dass er für ein Buch recherchiert, klar wird's aber nicht.
U. a. kommt Opus Dei vor, die wohl versuchten, die kroatischen/katholischen Kämpfer zu einer Art letzten Bastion des kath. Glaubens zu machen. Ich hatte zwar schonmal über den "Kriegstourismus" im ehem. Jugoslawien gelesen (viele junge, kriegsgeile Männer aus der ganzen Welt auf "Sinnsuche") und mit einigen Deutschen gearbeitet, deren Eltern aus Kroatien kommen und von ihren Familien gezwungen wurden gegen die "orthodoxen Serben" zu kämpfen, was da aber abging, war mir so nicht klar.
Die Interviews, Fotos und Videoaufnahmen werden immer wieder durch Zeichnungen und Bilder aufgebrochen, seine Skizzen und Aufzeichnungen werden betrachtet/vorgelesen. Geht so in die Richtung "Waltz with Bashir".
Wer die Chance hat den Film zu sehen und das Thema nicht als zu verstörend empfindet (viele Aufnahmen/Erzählungen von Kriegsverbrechen, Leichen, zerstörter Städte usw.) - unbedingt machen!